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Beruf und Privatleben: So klappt's mit der Familie

31.05.2014 08:00 Uhr
Beruf und Privatleben: So klappt's mit der Familie
Eine gute Planung hilft einem Trucker, den Anschluss an die Familie nicht zu verlieren
© Foto: picture alliance/ZB/Andreas Lander

Die Arbeitszeiten eines Fernfahrers können zur Herausforderung für jede Beziehung werden. Wer jedoch gut plant, kann trotz langer Abwesenheiten ein harmonisches Privatleben führen.

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Eine oder zwei Wochen am Stück auf Tour, nur alle paar Tage oder Wochenenden zu Hause, unregelmäßige mehrtägige Schichten - das ist für einen LKW-Fahrer nichts Ungewöhnliches. Viele Männer und einige wenige Frauen schätzen gerade das: die hohe Eigenverantwortlichkeit, das Alleinsein, dass man "Ruhe" hat vor Kollegen oder Chefs.

Aber nicht jeder, der eine solche Tätigkeit ausübt, ist der Typ einsamer Wolf. Der Beruf wird zur echten Herausforderung, wenn man ihn mit einem guten Familienleben und Freundschaften vereinbaren möchte. Wer ständig oder gar zu unberechenbaren Zeiten unterwegs ist, kann nun mal schwer soziale Kontakte pflegen, er kann eben keinem Verein beitreten oder regelmäßige Fußball- und Skatabende planen.

Schwieriger noch ist es, die Familie intakt zu halten. Die Scheidungsquote bei Schichtarbeitern ist deutlich höher als sonst in der Bevölkerung, sagt die Statistik. Viele Fahrerbeziehungen zerbrechen an der ständigen Abwesenheit des einen Partners, und vor allem, wenn Kinder da sind, steigt die Belastung. Für Kinder ist Nacht- und Wochenendarbeit der Eltern erwiesenermaßen nachteilig, das ergab eine Ende 2013 veröffentlichte internationale Studienauswertung. Danach hat die Arbeit außerhalb der üblichen Zeiten ungünstige Folgen für die soziale und emotionale Situation der betroffenen Kinder, sie zeigen Verhaltensauffälligkeiten, schlechtere kognitive Leistungen (Sprechen, Lesen, Mathematik) bis hin zu Adipositas (Fettleibigkeit).

MIT KINDERN EINE VIEL HÖHERE VERANTWORTUNG

Der Familienvater versäumt Schulfeiern, Arztbesuche oder Geburtstagsfeste. Er ist ausgeschlossen vom Alltag, von den großen und kleinen Nöten und Sorgen. Ohne ihren Mann an der Seite trägt die Mutter die Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder weitestgehend alleine. Vor Jahrzehnten noch mag die Konstellation "Vater Ernährer, Mutter zu Hause" funktioniert haben. Oftmals lebte mit Oma oder Opa eine weitere Generation im Haus, an die Verantwortung abgegeben werden konnte. Den Müttern blieb mehr Luft.

Heute sieht das anders aus: Viele Frauen wollen oder müssen arbeiten gehen und gleichzeitig die Kinder erziehen. Manuela Schwesig, die Bundesfamilienministerin, hat diese Tatsache Anfang April beim Unternehmenstag "Erfolgsfaktor Familie 2014" thematisiert. Fakt in Deutschland sei, dass die meisten Väter Vollzeit arbeiten und die meisten Mütter Teilzeit. Die Erwerbstätigenquote von Frauen mit Kindern zwischen 3 und 14 Jahren liegt bei 45 bis 49 %, also fast jede zweite "junge" Mutter arbeitet. Schwesig will sie entlasten: "Wenn Männer mehr Zeit für die Familie haben, können Frauen ihre Arbeitsstundenzahl erhöhen." Die Regierung will künftig stärker zu einer partnerschaftlicheren Aufteilung beitragen, mit flexibleren Elternzeiten, dem neuen ElterngeldPlus und einem weiteren Ausbau der Kindertagesbetreuung.

Die Doppelbelastung der Frauen und die Schichtarbeit des Fahrers fordern beide Eheleute oftmals bis an die Grenzen. Jeder trägt seine Lasten auf den eigenen Schultern, die tatkräftige spontane Unterstützung des anderen ist oft nicht möglich. Ob das Kind krank wird, das Auto streikt oder das Kindergartenpersonal - wenn er auf Tour ist, muss sie diese Probleme selbst bewältigen. Sie ist verantwortlich für das Wohlergehen der Kinder, eine große Bürde. Nicht zu unterschätzen ist auch die ständige Sorge um denjenigen, der "draußen" unterwegs ist. Warum ruft er nicht an? Steckt er im Stau, steht er noch an der Rampe oder ist ihm etwas passiert? Männer, die sich davon überzeugen möchten, finden entsprechende Unterhaltungen auf www.mamacommunity.de im Internet unter dem Stichwort: LKW-Fahrerfrauen.

HOHE ERWARTUNGSHALTUNG AN DIE FREIZEIT SETZT ALLE UNTER DRUCK

Kommt der Partner endlich nach Hause, ist die Erwartungshaltung hoch. Die freien Wochenenden stehen quasi unter "Erfolgszwang". Der Ankommende soll offen sein für das Verpasste, muss im Nachhinein Verständnis für Probleme zeigen, er soll sich um die Kinder kümmern, den Flur streichen, die Autoreifen wechseln, Rasenmähen.

Auch an die Familie daheim werden Anforderungen gestellt, die nicht immer mit deren Vorstellungen harmonieren. Der Vater ist ausgelaugt, er muss sich erholen und Kraft tanken, er will vielleicht von den Alltagsproblemen nichts hören, es soll Ruhe im Haus herrschen.

Dabei kommt die Entfremdung erschwerend hinzu. Die vertraute Nähe muss erst einmal wieder aufgebaut werden. Oftmals klappt es nicht mit der Kommunikation, weder zwischen dem Vater und den Kindern, noch zwischen dem Ehepaar. Dabei wäre es so wichtig, miteinander zu sprechen, wenn der Job das Familienleben so beeinflusst. Das bestätigt zum Beispiel der LKW-Fahrer Jan Baumann (49) aus Laichingen: "Wichtig ist, dass man über seine Probleme mit dem Partner redet". Baumann hat viel Lehrgeld bezahlt, er ist zum dritten Mal verheiratet. "Glücklicherweise arbeitet meine Frau Michaela ebenfalls als Fahrerin, das erleichtert das gegenseitige Verständnis." Auch Werksfahrer Joachim Schröder (49), mehrtageweise für eine Chemiefirma aus Klein-Winternheim unterwegs, glaubt, dass man das Familienleben gut hinbekommen kann: "Letztlich müssen beide entscheiden, 'Familie oder Job'. Hätte meine Frau gesagt, dieses Leben bringt nix, das geht nicht, hätte ich beruflich eine Alternative gesucht. Das Privatleben hätte für mich immer Priorität gehabt." Zwar trennt sich Joachim Schröder gerade von seiner Frau, nach 16 Jahren Ehe, sein 15-Jähriger Sohn bleibt bei ihm. Er ist allerdings sicher, dass es in diesem Fall nicht an seinem Beruf lag.

Im Transportgewerbe, heißt es in der "Marktbeobachtung Güterverkehr" des BAG, versuchen Unternehmen "bisher nur in wenigen Einzelfällen, regelmäßige familiäre Aufgaben und Verpflichtungen in der Disposition der Fahrzeuge und betreffenden Fahrer zu berücksichtigen." Manche Unternehmen probieren, durch die Optimierung der Rundläufe die Abwesenheitszeiten vom Wohnort zu verkürzen. Doch meist bleibt einem Fernfahrer nichts anderes übrig, als die Tourpläne hinzunehmen. Dann gilt es, die Freizeit so aktiv und gut wie möglich zu gestalten, sodass ein glückliches (Familien-)Leben besser gelingt. Die folgenden Tipps können dazu eine Anregung sein.

Tipps für eine bessere Familien-Organisation

- Sprechen Sie mit Ihrem Chef und den Kollegen darüber, welche Termine Ihnen in den nächsten Monaten wichtig sind. Versuchen Sie, die Planung mitzusteuern.

- Führen Sie einen Familienkalender. Notieren Sie darin Ihre Touren, aber auch die wichtigen Termine, persönlichen Festtage, Schul- und Vereinstermine, Einladungen aller Familienmitglieder.

- Speichern Sie die wichtigen Termine in Ihr Handy, so vergessen Sie keinen Hochzeitstag, Einladung etc.

- Vereinbaren Sie eine verbindliche Telefon- bzw. Skype-Zeit, am besten täglich oder mindestens alle zwei Tage.

- Vergessen Sie nie einen versprochenen Anruf. Notfalls: Erinnerung per Handy!

- Abonnieren Sie die online-Ausgabe der Heimatzeitung oder lesen Sie die Ausgaben der Woche auf Tour. So sind Sie informiert über das, was sich am Heimatort tut.

- Überlegen Sie bereits auf Tour, was in der freien Zeit ansteht, planen Sie diese Zeit im Voraus. Nicht nur abwarten, was kommt!

- Vereinbaren Sie mit Ihrer Familie/Partnerin einen konkreten Zeitraum, in dem im Haus Ruhe herrscht. Sie müssen sich erholen und brauchen auch für sich selbst zwei, drei Stunden der Rückzugsmöglichkeit bzw. um Schlaf nachzuholen.

- Teilen Sie sich mit Ihrer Partnerin die familiären Aufgaben. Setzen Sie hier Prioritäten: Was muss wirklich schnell erledigt werden, was kann warten? Klären Sie generell, wer welchen Teil der Hausarbeit erledigt, wer sich um die Finanzen kümmert, wer für Banktermine, Arzttermine etc. verantwortlich ist. Wie handhaben Sie die Erziehungsaufgaben? Wodurch können Sie Ihre Familie am Wochenende unterstützen? Gartenpflege, Reparaturen, mit den Kindern lernen oder einkaufen?

- Pro Woche sollte es mindestens ein gemeinsames großes Frühstück oder Abendessen geben. Kochen Sie gemeinsam.

- Es gibt viele günstige oder kostenlose Events fürs Wochenende: ein Flohmarktbesuch, Tag der offenen Tür, Schwimmbad, Grillabende, Festivals, kostenlose Konzerte, Märkte.

- Legen Sie sich mit der Partnerin/Familie ein gemeinsames Hobby zu. Kurse, um etwas zu erlernen (von Bogenschießen bis Kanufahren), kann man auch am Wochenende belegen, z.B. auch an den Volkshochschulen.

- Gönnen Sie sich und Ihrer Familie/Partnerin ab und zu einen Erlebnistag. Den könnten Sie auch von unterwegs online planen (z.B. www.einmalige-erlebnisse.de, www.mydays. de, www.maennerspielplatz.de)

- Bleiben Sie auch als Eltern ein Paar - mindestens einmal alle drei Monate gehört ein Wochenende nur Ihnen und Ihrer Frau!

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