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Fernfahrer als Sklaven

11.03.2014 08:00 Uhr
Fernfahrer als Sklaven
Slowakische Fahrer rasten am Wochenende an der Autobahn
© Foto: Picture Alliance/Hartwig Lohmeyer

Im Ausland tätige Fahrer werden von ihren Arbeitgebern ausgebeutet. Die ETF fordert jetzt die EU auf, geltendes Recht konsequenter umzusetzen.

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Sie arbeiten viel zu viele Stunden am Tag. 80 % von ihnen sind körperlich und geistig erschöpft, weil sie kaum warmes Essen und Schlaf bekommen. Ihr Wochenende verbringen 95 % von ihnen einsam an Rastplätzen, die oft genug schmuddelig sind und an denen sanitäre Einrichtungen fehlen. Und das alles zu einem Dumpinglohn. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Fahrern, die im Ausland arbeiten.

"Respekt für Berufskraftfahrer!" Mit diesem Slogan hat sich die ETF an den europäischen Gesetzgeber gewandt. Die ETF möchte mit der Studie das "Schweigen über das brechen, was als eine Form moderner Sklaverei im heutigen Europa bezeichnet wurde: die Arbeits- und Lebensbedingungen für Berufskraftfahrer." Über einen Zeitraum von vier Jahren hatte die Arbeitnehmervertretung Interviews mit rund 1000 Berufskraftfahrern geführt, die nicht in ihrem Heimatland arbeiten. Überwiegend handelte es sich bei den befragten, "nicht-gebietsansässigen Fahrern", so die Bezeichnung in der Studie, um Mittel- und Osteuropäer, die im Ausland arbeiteten. Die Arbeitsbedingungen ausländischer Fahrer verstoßen nach Ansicht der ETF klar gegen Artikel 31 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union, wonach jeder Arbeitnehmer das Recht auf gesunde, sichere und würdige Arbeitsbedingungen hat.

DIE ACTIE IN DE TRANSPORT ÜBERNIMMT ERKENNTNISSE

In Frankreich verabschiedete das Parlament im Februar deshalb ein Gesetz, das gewissenlosen Chefs ihre Grenzen aufzeigt: Wer seine Fahrer zwingt, das Wochenende im Fahrerhaus zu verbringen, muss mit einer Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr rechnen.

Die 1000 interviewten Fahrer der ETF-Studie arbeiteten im Schnitt 11,5 Stunden pro Tag. 300 Euro im Monat verdient ein osteuropäischer Fahrer fix. Die restliche Vergütung erfolgt nach Kilometeroder Tagegeld, im Schnitt mit 40 Euro pro Tag. Die Sozialbeiträge, die der Arbeitgeber bezahlen muss, werden auf Basis des monatlichen Festgehalts berechnet. "Ein krasser Nachteil für die Berufskraftfahrer!", moniert die ETF hinsichtlich der Altersversorgung.

Die ETF, die drei Millionen Beschäftigte vertritt, stellt deshalb an die Politiker der Europäischen Kommission und des Parlaments folgende Forderungen: die Eliminierung illegaler Briefkasten-Firmen, die Vollstreckung von Kabotage-Regeln, die schärfere Kontrolle von Lenk- und Ruhezeiten und das Recht auf Privatsphäre, das unter der ständigen Überwachung leide. Außerdem müssten Kontrollen sicherstellen, dass sich Unternehmen daran halten, im Ausland tätige Fahrer nach dem jeweiligen Landesrecht zu bezahlen und nicht mittels dubioser Zweitverträge nach dem Recht des Herkunftslandes.

Die wichtigsten Erkenntnisse des Berichtes ließ die "Actie in de Transport Germany" nun in ihr Konzept einfließen. Für Samstag, 22. März, ruft die Organisation alle Berufskraftfahrer zur insgesamt sechsten Großkundgebung auf. Schauplatz der ersten Fahrer-Demo im Jahr 2014 ist Dresden.

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