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IAA Trailer-Neuheiten: Kampf am Kuchenbuffet

26.10.2014 08:00 Uhr
IAA Trailer-Neuheiten: Kampf am Kuchenbuffet
Kässbohrer zeigte auf der IAA die komplette Palette samt Curtainsider, Tieflader, Kippsilo und Talson-Luftfrachtkoffer
© Foto: Gregor Soller

Der Verdrängungswettbewerb im Trailersegment bringt eine klarere Ausrichtung bei vielen Herstellern.

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Die Trailerbranche ist nach wie vor ein Verdrängungsgeschäft: Viele Hersteller sind Familienunternehmen und betreiben ihr Handwerk mit viel Leidenschaft - mit dem eingesetzten Kapital und Aufwand könnte man in anderen Branchen mehr Geld verdienen.

Das Geschäft ist so hart, dass CIMC Silvergreen sein Europa-Engagement kurzerhand abgeblasen hat. Stattdessen spielen Schmitz und Krone weiter groß auf: Die Cargobullen zeigten die neuen stabileren Genios-Sattel, deren Längsträger aus einem Blechstreifen gerollt und nicht mehr geschweißt werden. Das bringt Vorteile in der Fertigung, die übrigens nun auch ins Werk Wuhan nach China übertragen wurde.

DIE GLOBALISIERUNG HAT JETZT AUCH DIE ANHÄNGERBRANCHE VOLL ERFASST

Auch der für den chinesischen Markt in Altenberge entwickelte und vor Ort gefertigte Schmitz-Grid-Mesh (S.GM) für 50 Tonnen Nutzlast (!) wird mit (extra hohem) Genios-Rahmen kommen. Außerdem präsentierten die Cargobullen eine neue Asphaltmulde und eine Zweizonen-Kühlmaschine.

Krone schwenkte derweil auf den Kurs der Cargobullen um und präsentierte den "All-in-one" samt eigener Achse (optimiertes Gigant-Aggregat), eigenen Reifen (aus China) und künftig gar eigenen Rückleuchten mit Krone-Logo. Vorteil für die Fahrer: Sie haben nur noch einen Ansprechpartner. Vorteil für Krone: Das Ersatzteilgeschäft geht komplett ans eigene Haus. Außerdem optimierten die Emsländer sämtliche Baureihen und bieten jetzt auch das Lasisystem "Multi-Strap" an, das einfach von der Decke bedient wird. Zusätzlich bauten sie das Service- und Telematikgeschäft aus. Dass man sich eines Tages auch die europäische Absatzkrone holen möchte, demonstrierte ein 66 Tonnen schwerer "Giga-Setzkasten" vor Halle 27, in dem sechs Trailer das größte Krone-Logo aller Zeiten bildeten.

Etwas dezenter gab man sich bei Kögel: Dort überarbeitete man ebenfalls sämtliche Baureihen und entwickelte ein neues 20-Fuß-Tankchassis, das voll ausgestattet bei gut 3,3 Tonnen liegt. Eine eigene Achse stellte man zu Diskussionszwecken mit Fahrern und Kunden aus.

MIT DEM 30 MILLIMETER FLACHEN HALS WAGT SICH FLIEGL WEIT VOR

Fliegl präsentierte neben der Asphaltmulde einen neuen Megasattel mit 30er(!)-Hals. Den hatte einst auch Schwarzmüller angedacht, legte ihn aber aus Kosten- und Gewichtsgründen wieder ad acta und blieb beim ohnehin flachen 40er. Die ersten Megas gehen allerdings gerade erst in den Alltagstest - bisher hat Fliegl nur FE-Berechnungen und statische Tests vorgenommen. Knackpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist die Anbindung des Halses an den Hauptrahmen - die Erfahrung dazu ziehen die Thüringer aus dem Tiefladerbereich.

Den plant Kässbohrer groß auszubauen. Der türkische Hersteller hat dazu in ein eigenes Lenksystem (mit intelligenterer Elektronik) und eine erweiterte Fertigung samt KTL investiert. Dank eines neuen Baukastensystems (das bis zum Achtachser reicht) möchte man mit Tank- und Tiefladefahrzeugen 2016 größter Hersteller in Europa sein - auch wenn Adapazari streng genommen gerade eben im asiatischen Teil der Türkei liegt. Entsprechend investierte Kässbohrer auch wieder in den deutschen Standort Goch. Die verbesserte Qualität (Sattel jetzt in Fließfertigung samt eigener KTL) kann man am besten an den Curtainsidern beobachten, die auf jeder IAA ordentlicher verarbeitet sind und jetzt mit dem Niveau der Platzhirsche gleichziehen.

Erstmals überhaupt wagte sich Schwarzmüller nach Hannover. Die Österreicher platzierten sich mit Leichtbau- und Sonderlösungen von Standardprodukten am preislich oberen und stückzahlenmäßig eher unteren Ende der Großserienhersteller und wollen ebenfalls weiter wachsen. Als Exponate brachten sie ebenfalls eine isolierte Thermomulde, einen 4850 Kilo leichten Ultra-Light-Curtainsider und einen Teleplateausattel mit.

Die Härte des Geschäftes bekamen auch Doll und Langendorf zu spüren: Beide meldeten sich aus der Insolvenz zurück. Langendorf wurde von Klaus P. Strautmann übernommen, der sich auf die drei Linien - Tieflader, Kipper und Innenlader - fokussiert. Die ersten Ergebnisse im Jahr eins nach der Insolvenz sind eine optimierte Fertigung samt neuer Logistik, die Thermomulde Isoxx als Kasten- und Rundmulde und ein gewichtsoptimierter Innenlader, der der leichteste im Segment der Stahlinnenlader sein soll.

Auch bei Doll fokussiert sich der neue Eigentümer CMP auf drei Baureihen: Tieflader, Holz und Flugfeld heißen die Bereiche, in denen "der Doll" Marktführer oder in einer guten Position ist. Da der Auftragseingang in der Insolvenz sogar anstieg und bei den Mitarbeitern nur zwei Prozent Fluktuation zu beobachten war, entschloss man sich, die drückende Schuldenlast zu tilgen und die Schwarzwälder mit 70 Prozent (!) Eigenkapital zu versorgen, um jetzt gesund expandieren zu können. Als Gesicht der Familie blieb Brunhilde Rauscher-Doll erhalten und auch an der hohen Azubiquote wird sich nichts ändern. Entsprechend emotional war die Pressekonferenz im Doll-Zelt.

Emotional ging es auch am Orten-Stand zu. Dort hielt sich der Firmeninhaber Robert Orten nicht lange mit dem neuen vollhydraulisch öffnenden, dreifach gekröpften Großvolumen-Hubwandsattel Auto Step Star oder dem 25 Tonnen Nutzlast bietenden Großvolumen-Curtainsider-Zug auf. Stattdessen kam er gleich auf seine Herzensangelegenheit Elektromobilität zu sprechen. Nachdem viele Kommunen planen, die "letzte Meile" emissionsfrei beliefern zu lassen respektive die Innenstädte für Dieselfahrzeuge abzuriegeln, müssen dafür Fahrzeuge bereitstehen. Eins davon ist Ortens Elci-Elektrofahrzeug, das mit Zweikammer-Kühlaufbau noch 350 Kilo Nutzlast bietet und in jede Fußgängerzone passen soll. Den ersten Orten-Stromer hat die deutsche See bereits in Betrieb.

Mit Spannung erwartet wurden die neuen isolierten Asphaltmulden von Meiller, die dank ihrer Edelstahlverkleidung einen glänzenden Auftritt hatten. Bei der Gelegenheit überarbeiteten die Münchner gleich ihr komplettes Rundmuldenprogramm, für das sie ein neues Baukastensystem einführten und den Schwerpunkt senkten, was die Fahrer am Nachlauf merken dürften.

VIELE NEUENTWICKLUNGEN NUTZEN D EM FAHRER IM ALLTAGSGESCHÄFT

Einfacher für die Fahrer ist das neue, laut Chereau vereisungssichere Rolltor "Smart-Open". Dasselbe gilt für die leicht verstellbaren Doppelstockbalken Multi-Deck, die sich durch Drehen und Verschieben einfach auf die jeweiligen Paletten anpassen lassen. Mehr Komfort bietet auch Knapen mit dem fernbedienbaren "Powersheet", das sich automatisch über dem Schubboden auf- und abrollen lässt. Kraker präsentierte einen neuen leichten Schubboden mit geänderten Dachspriegeln, die ebenfalls die Arbeit leichter und sicherer machen sollen.

Fokussiert haben sich D-Tec und Dennison, beides Hersteller von Containerchassis. Beide traten mit einem nicht ganz billigen, dafür aber umso breiteren Programm an. Das Ziel ist klar: Andere im Segment der Containerchassis verdrängen und sich dort künftig ein größeres Stück vom Kuchen abschneiden.

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