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Jobreport Verteilerverkehr: Wellness an Bord

30.03.2015 08:00 Uhr
Jobreport Verteilerverkehr: Wellness an Bord
Den Atego 1623 hat Tommy Kößler selbst im Mercedes-Benz-Werk in Wörth abgeholt
© Foto: Hans Kitzberger

Die Firma Konrad Kleiner liefert Stahl-, Bau- und Sanitärbedarf im 24-Stunden-Service. Bei 40.000 Artikeln müssen die Fahrer Puzzlearbeit bei der Ladungssicherung leisten. TRUCKER begleitete Thomas Kößler auf einer Tagestour.

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Fast jeden Tag hat Thomas Kößler einen "Wellness-Job". Der junge Fahrer ist bei der Konrad Kleiner GmbH & Co. KG beschäftigt und beliefert vom Standort Mindelheim aus Kunden mit Baustoffen und hochwertigen Produkten aus dem Sanitärbereich. "Wellness-Job" bedeutet beispielsweise eine Eckbadewanne, ein Whirlpool oder eine doppelt breite Wanne für frisch Verliebte, die gerne zu zweit baden, als Ladung. Wie teuer das Transportgut ist, kann Kößler schon an der Verpackung erkennen: Je besser gesichert das Frachtstück bei Kleiner ankommt, desto höher ist sein Preis. Die pure Entspannung ist seine Arbeit dennoch nicht. Während Badewannen leicht sind und sich mit ihrer Palette einfach sichern lassen, besteht die schwierigere Aufgabe in der Hauptsache darin, das benachbarte Frachtgut so zu verstauen, dass die vergleichsweise empfindliche Wanne nicht beschädigt werden kann. Denn es kann durchaus der Fall sein, dass gleichzeitig mit der Wanne auch ein Heizkessel geliefert wird, der allein über sein Gewicht ein größeres Risiko mitbringt.

Bei seiner Tour hatte Thomas Kößler dann auch wirklich eine Badewanne an Bord - wenn auch kein teures Wellness-Teil, sondern eine Standardwanne. Und von der benachbarten Palette ging bei dieser Fuhre auch keine große Gefahr aus. Die Fliesen aus Italien waren mit Bändern ordentlich gesichert und konnten weder verrutschen noch kippen.

DAS LIEFERAUFKOMMEN HÄNGT STARK VON DER JEWEILIGEN SAISON AB

Auch die weiteren Paletten mit Beschlägen und kleinteiligen Baustoffen stellten an diesem Tag keine besonderen Anforderungen an die Ladungssicherung. Größere Sorgfalt verlangte nur eine Duschtüre aus Glas. Dieses Produkt der exklusiveren Sorte zurrte Kößler stehend an die Bordwand seines Mercedes-Benz Atego mit Getränkeaufbau. Dass die Fuhre an diesem Tag mit vergleichsweise wenig Ladung rausging, hat zwei Ursachen. Zum einen die Jahreszeit: Im Winter ist im Baugewerbe witterungsbedingt einfach weniger los als in der warmen Jahreszeit. Zum anderen war es die zweite Fuhre, und die fällt meistens kleiner aus als die erste.

Bei der Frühtour finden die Fahrer ihre Lieferung schon fertig zusammengestellt an ihrem Ladetor vor. Vier Lageristen stellen in der Nacht die Waren aus dem weitläufigen Lager - inklusive Hochregal - parat. Ab 23 Uhr beginnen zwei Mann mit der Bereitstellung, bis dahin sind die Fahrten fertig disponiert. Um Mitternacht stoßen zwei weitere Lagerkräfte dazu.

Für die erste Tour erscheinen die Fahrer zeitlich leicht versetzt zwischen 4:45 Uhr und 5:30 Uhr. Der zeitlich gefächerte Antritt der Kollegen hat einen Grund: Wenn alle 35 Verteilerfahrzeuge gleichzeitig nach der Verladung der Paletten in die Langguthalle einfahren, um Dachrinnen und Edelstahlrohre aufzuladen, kommt es zum Stau, unnötige Standzeiten wären die Folge.

Die Fahrer mit weiteren Touren oder großen Fuhren fahren nur einmal raus. Kollegen, die Kunden mit einem engen Zeitfenster oder in der näheren Umgebung bedienen, gehen ein zweites Mal auf Tour. Für diese zweite Lieferung müssen die Fahrer die Posten selbst zusammenstellen. Dann sind Lagerkenntnisse gefragt und es ist von Vorteil, den Staplerschein zu besitzen.

Die Kleiner-Lkw sind durchwegs mit einem Navigationsgerät ausgestattet, so dass grundsätzlich jeder jede Tour übernehmen kann. Aber die Fahrer haben mehr oder weniger ihre eigenen Regionen. Thomas Kößler ist in der Regel südlich von Mindelheim im Allgäu unterwegs und liefert gelegentlich bis ins benachbarte Österreich. Das Liefergebiet der Kleiner GmbH erstreckt sich von Friedrichshafen am Bodensee bis östlich von München und etwa von Merklingen bis ins Thannheimer Tal in Tirol. Vier Mal pro Woche wird das Gebiet beliefert, nur am Freitag ist der Service verkürzt.

Die Tour mit dem TRUCKER-Redakteur an Bord führt von Mindelheim in Richtung München. Thomas Kößler kennt sich auch in dieser Region gut aus und umfährt auf dem Weg zum ersten Kunden Strecken mit zu niedrigen Brücken. Der erste Kunde ist einfach zu erreichen, die erste Abladestelle liegt in einer gut erschlossenen Wohnsiedlung. Kößler schultert die gut verpackte Glas-Duschtüre und trägt sie über die Garageneinfahrt an den Hintereingang des neu gebauten Wohnhauses.

Die Weiterfahrt zum nächsten Kunden führt zunächst über ein Stück Autobahn. Der junge Fahrer hält den Sicherheitsabstand ein, geht aber vorsichtshalber vom Gas und vergrößert den Abstand zum Vordermann zusätzlich, als er auf einer Autobahnbrücke einen Kleinbus stehen sieht und dort eine Abstandsmessung vermutet. "Fahrer, die eine 'weiße Weste' vorweisen können, bekommen am Ende des Jahres eine Prämie ausbezahlt", erklärt Kößler, "da lohnt es sich schon, vorsichtig zu fahren."

Vorsicht ist bei den nächsten beiden Stopps gefragt. Der Empfänger der italienischen Fliesen ist nur über eine enge Dorfstraße erreichbar. Kößler muss rückwärts in eine enge Einfahrt rangieren, dabei den Kontakt mit dem Dachvorsprung

vermeiden und trotzdem möglichst nah an die betonierte Terrasse heranfahren. Der Kunde bringt eine Holzbohle zum Überbrücken der Lücke zwischen der Ladebordwand und der Terrasse - sonst würde der Hubwagen mit der Palette voll Fliesen im Schnee versinken.

AUF DEN BAUSTELLEN HERRSCHT GELEGENTLICH EIN RUPPIGER TON

So freundlich wie dieser Kunde sind nicht alle. Besonders bei der Zustellung in einem bestimmten Zeitfenster - in der Regel bietet Kleiner das von sechs bis neun Uhr an - muss sich der Fahrer auf Kommentare der Kunden gefasst machen. Häufig interpretieren die Empfänger das Zeitfenster so, dass sie ihre Ware gleich zu dessen Beginn haben wollen ...

Das Verhandlungsgeschick im Umgang mit schwierigen Kunden hat sich Thomas Kößler in kurzer Zeit angeeignet. Und mit dem rustikalen Umgangston auf Baustellen hat er Erfahrung - er ist gelernter Zimmermann. Auf seinen Baustellen ist letztendlich die Idee entstanden, von der Zimmerei ins "Fahrerlager" zu wechseln. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Kößler jetzt bei Kleiner in Mindelheim.

Mittlerweile gehört er zu den Fahrern, die einen neuen Mercedes Atego mit einem Getränkeaufb au bewegen. Fuhrparkleiter Klaus-Peter Pfitzmayr hat diesen speziellen Aufbau, den er bei der Firma Stark in Augsburg bauen lässt, ganz bewusst gewählt. Er ist zwar rund 6000 Euro teurer als die bisherigen Schiebeplanen, bringt aber mehrere Vorteile beim Laden und der Sicherung mit sich und macht das Fahrzeug insgesamt flexibler. Nach und nach sollen alle Schiebeplanen-Fahrzeuge durch Ategos mit Getränkeaufbau ersetzt werden.

So können Thomas Kößler und seine Kollegen die Bordwand sehr schnell öffnen und langes Baumaterial kann problemlos verladen werden. Anders als beim Planenaufbau kann an den festen Wänden Ladung befestigt werden. Eine große Hilfe für die Fahrer kommt außerdem von oben: An dem festen Dach hängen Riegel, die sich zum Sichern der Ladung passgenau verschieben und nach unten klappen lassen. Nach dem Verriegeln im Fahrzeugboden ist die Palettenware bestens gesichert und der Fahrer geht entspannt auf Tour - ganz im Sinne von Wellness an Bord.

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