"17 Prozent der Autofahrer sind schon einmal in einen Sekundenschlaf gefallen und schwere, meist auch tödliche Unfälle, sind oft einschlafbedingt", warnt Dr. Wilfried Böhning, Chefarzt des Zentrum für Schlafmedizin in der Karl-Hansen-Klinik in Bad Lippspringe. Der Mediziner zitiert damit Ergebnisse einer Studie, die in 19 europäischen Ländern durchgeführt wurde (Projekt "Wake up-Bus").
"Die Wahrnehmung und Bewertung der eigenen Müdigkeit fällt den Menschen schwer", so Dr. Böhning. Die Schlafmedizin kennt inzwischen über 80 unterschiedliche Schlafstörungen mit daraus resultierender Tagesschläfrigkeit. Besonders bei Fernfahrern ließe sich das Gefährdungspotenzial leicht erkennen. Es müssten technische Möglichkeiten geschaffen werden, die Sekundenschlaf verhindern, längst stünden entsprechende Sensoren bzw. Fahrerassistenzsysteme zur Verfügung. Zwar führte die erste Autoversicherung Anfang 2014 eine Blackbox ein: Wer das Kästchen im PKW einbauen lässt, profitiert bei der Versicherungsprämie. Das gilt allerdings nur bei unauffälligem Fahrverhalten.
"Ein völlig falscher Ansatz", kritisiert Dr. Böhning, "es geht nicht darum, sorgsame Autofahrer finanziell zu belohnen." Er schlägt stattdessen vor, dass die Kfz-Versicherer beispielsweise großen Unternehmen mit LKW-Flotten Prämienrabatte anbieten, wenn sie dafür Sorge tragen, dass betroffene Fahrer entsprechend gesundheitlich beraten und der erforderlichen und erfolgreichen Therapie zugeführt werden. "Dies wäre mit Sicherheit ein notwendiger und überfälliger Beitrag zur Verkehrssicherheit."