Die Truck Racer waren schon weiter als die italienische Tourismusbranche, die auf viele Sommertouristen an den Adriaständen hofft. Dort wurde der Sand noch gesiebt und fleißig an den millimetergenau ausgerichteten Sonnenschirm-Haltern gearbeitet, während die Motorsportler ein paar Kilometer landeinwärts ihren Saisoneinstand gaben. Den Italienern sagt man ja andere nationale Charaktereigenschaften nach als den Deutschen, und glücklicherweise scheint das zu stimmen: Wer sich in diesen Tagen mit den Einheimischen unterhielt, stieß überall auf eine gigantische Wut – das Land hat buchstäblich „die Schnauze voll“ von den Politikern, die für die Agonie des südeuropäischen Landes verantwortlich gemacht werden. Was aber noch lange nicht heißt, dass man sich eine schöne Party von den schlechten Nachrichten vermiesen lässt. Die Italiener kennen „die Krise“ schon viel zu lange und wissen, wie man auf einem Vulkan ausgelassen feiert. Jedenfalls war das Fahrerlager vor allem am Sonntag richtig voll, das traditionelle „Weekend del Camionista“ in Misano Adriatico war ein würdiger Saisoneinstand.
Auf der Piste gab es einige Überraschungen. Im ersten Championship-Race des neuen Jahres setzte sich allerdings standesgemäß der amtierende Europameister durch, Jochen Hahn gewann den Lauf souverän vor David Vrsecky und Markus Oestreich. Die Rennen zwei und vier entschied etwas überraschend der Finne Mika Mäkinen für sich. Im dritten Lauf kam der Spanier Antonio Albacete zum erhofften Erfolg, der am Samstagabend über einen verkorksten Tag jammerte. Eine weitere Überraschung neben dem stark auftretenden Tschechen Vrsecky war der Ungar Norbert Kiss, der sich am Sonntag die Pole Position holte und wohl zu den Sieganwärtern gerechnet werden muss.