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Die letzten Heuler: Magirus Sirius

12.05.2014 08:00 Uhr
Die letzten Heuler: Magirus Sirius
Nostalgie: Der Sirius peilt die Rampe der noch aktiven Mühle Miltitz an
© Foto: Felix Jacoby

Mitten in Sachsen wird die Erinnerung an die klangstarken Magirus Sirius mit Liebe und Aufwand gepflegt - von einem Oberbayern.

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Lastwagen sind ein Stück technischer Kulturgeschichte, ohne sie wäre unsere moderne Industriegesellschaft nie entstanden und undenkbar. Schön, dass das auch heute einigen Zeitgenossen bewusst ist. In Sachsen etwa erinnert man sich speziell an die alten Rundhauber der ruhmreichen Marke Magirus. Ihr Besitzer Hans Thannbichler ist ein Oberbayer, der schon kurz nach der Wende in den Osten "rübergemacht" hat und jetzt im schönen Radebeul lebt.

Gemeinsam mit seinen Veteranenfreunden Rainer Bärisch, dem Fahrzeugschlosser, und Ralf Kreusel, dem Karosseriebauer und Klempnermeister, hat der Magirus-Fan drei alte Maschinen des Typs Sirius wieder zum Leben erweckt, und das auf sehr gründliche Art und Weise. Die Fahrzeuge mit der charakteristischen, knubbeligen Rundnase wurden komplett zerlegt und von Grund auf restauriert.

Das war auch nötig, denn bei den Baujahren 1958 (Sattelzugmaschine), 1960 (Kipper) und 1961 (Pritschenwagen) waren die verschlissenen Originale von Rost zerfressen. Teilweise musste noch reichlich Mäusekot entfernt werden, bevor es an die Blecharbeiten ging. Das war natürlich mit viel Mühe und reichlich Zeit verbunden, doch wenn man ehrliche Freude an alter Technik hat, kann das Mitwirken an solchen Projekten auch sehr beglückend sein.

Den jüngeren Zeitgenossen sei erzählt, dass Magirus in den 50er-Jahren einmal der zweitgrößte Hersteller von Lastwagen über sechs Tonnen in der noch jungen Bundesrepublik war. In der Konstruktionsabteilung im Ulmer Werk arbeiteten mutige Ingenieure, die schon 1955 auf der IAA einen Frontlenker mit Kippfahrerhaus vorstellten. Für damalige Verhältnisse revolutionär und lange vor allen Wettbewerbern, für die zu der Zeit äußerst konservative Kundschaft aber auch noch viel zu früh.

PROGRESSIV: LUFTGEKÜHLTE DEUTZ-MOTOREN HEULTEN UNTER DER HAUBE

Auch bei den Motoren gingen die Ulmer Lastwagenbauer eigene Wege und verwendeten luftgekühlte Deutz-Maschinen. Damals, als hochwertiger Frostschutz für Kühlwasser noch nicht leicht verfügbar war und die konventionellen Wasserkühler im Stand- und Schubbetrieb gerne aufkochten, war der Motor mit seinem riesigen Lüfterrad durchaus eine interessante Alternative.

Den Siriussen verlieh diese Technik zwei charakteristische Merkmale: Da es keinen kastenförmigen Kühlkörper gab, konnten die Karosseriebauer aus Blech so etwas herrlich Rundes wie die markantgeschwungene Haube pressen. Und das markige Heulen der Luftkühlung mit ihrem großen Ventilator hatte einen so eigenwilligen Klang, dass Kenner einen Magirus schon vom Hören und von Weitem identifizierten.

Am Anfang der kleinen Sammlung, die dem schlichten Fakt entsprang, dass Hans ein Benz-Hauber zu teuer war, stand ein preiswerterer Magirus. Er tingelte bis vor einem Jahrzehnt als fahrbahre Küche über Jahrmärkte der niederbayrischen Provinz. Der Sattelschlepper ist ein mit dem Schweißbrenner gekürzter Pritschenwagen, solche Umbauten nach Einsatzzweck galten in den 60er-Jahren als nicht unüblich. Der Kipper war von einigen heftigen Überladungen ganz verzogen, Hersteller Meiller leistete bei der Wiederauferstehung hier wertvolle Hilfe.

AUTHENTISCH BIS HIN ZU DEN TOP RESTAURIERTEN AUFBAUTEN

Zeitgenössisch sind auch die Anhänger. Der mit der Deichsel vom Fahrzeugbau Nagold stammt sogar von 1942 und wurde farblich erst mal zivilisiert. Der Sattelauflieger von den Fahrzeugwerken Eislingen musste wegen des Sattelvormaßes vorne etwas gekürzt werden.

Auf unserer Ausfahrt zeigen sich die drei Heuler von ihrer besten Seite. Fünf unsynchronisierte Gänge, eine nur schwach übersetzte Lenkung und gerade mal 90 PS erfordern beherztes Zupacken und Gasgeben, um die Fuhre in Schwung zu halten. Da springt der Funke sofort über - und doch verfällt man in Wehmut über den Weg, den die legendären Laster aus Ulm später gehen sollten. Davon ahnten die hoffnungsvollen Siriusse damals noch nichts. Immerhin: Dass bei Iveco die Feuerwehrfahrzeuge, letzte verbliebene LKW-Reminiszenz in Ulm, heute den Namen "Magirus" weiter ehren, passt prima. Denn die kennen sich mit Heultönen aller Art aus, nicht nur dem der Urahnen.

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