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Scania XT: Spezialisten fürs Grobe

24.10.2017 08:00 Uhr
Scania XT
Gegen Aufpreis bietet Scania auch Abblend- und Fernlicht in LED-Technik an
© Foto: Scania

Nach den Fernverkehrsmodellen schickt Scania seine erneuerten Bauarbeiter ins Rennen. Wir konnten dem XT bereits auf den Zahn fühlen.

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Neues oder altes Modell? Ähnlich wie bei den im vergangenen Jahr präsentierten Fernverkehrsmodellen werden sich viele diese Frage auch bei Scanias neuen Bauspezialisten stellen. Zu sehr gleichen diese ihren Vorgängern, auch wenn tatsächlich kein einziges Bauteil von den alten übernommen wurde, wie man in Södertälje betont.

Ein Erkennungsmerkmal der neuen Bauarbeiter ist ihre Bezeichnung "XT" - abgekürzt für "xtreme" - was darauf verweisen soll, dass diese Greife für grobschlächtige Transportaufgaben entwickelt wurden. Davon zeugt optisch, neben gittergeschützten Scheinwerfern, kratzresitenteren Außenspiegelgehäusen und einer robusten Schutzplatte am Unterboden, der massive und um 15 Zentimeter nach vorn überstehende Stahlstoßfänger. In dem verstecken die Schweden zusätzlich eine für 40 Tonnen Zugkraft ausgelegte Abschleppöse. Nur für den Fall, dass der XT im Gelände doch mal auf fremde (Zug)- Hilfe angewiesen sein sollte ...

Die nach vorn gewanderte Stoßstange verleiht dem Scania zwar eine gewisse "Unterbissoptik", die man schon von Baufahrzeugen anderer Hersteller kennt, dafür trifft es aber im Falle eines Falles zunächst den Stoßfänger anstatt empfindlicher und teurer Anbauteile.

Im Kontrast zur robusten Optik außen steht der Innenraum. Hier erbte der XT den Armaturenträger der aktuellen Fernverkehrs-Scania, inklusive des ergonomisch wohldurchdachten Bedienkonzepts. Damit zieht eine bis dato nicht gekannte Materialanmutung in die Kipperklasse ein. Alle Schalter und Hebel greifen sich satt, rasten präzise und die Türen fallen mit einem wertigen "Flopp" ins Schloss, das die Konzernschwester Audi kaum besser hinbekommen hätte. Nur im Fußraum und bei der Motorkiste griffen die Schweden zu weniger ansehnlichen, aber eben pflegeleichten Kunststoffen.

GUTE SICHTVERHÄLTNISSE AUS DEN NIEDRIG MONTIERTEN KABINEN

Das Prädikat vorbildlich verdienen auch die Sichtverhältnisse nach draußen. Der nach rechts abgeflachte Armaturenträger und der im Vergleich zum Vorgängermodell um einige Zentimeter nach vorn versetzte Fahrerplatz helfen vor allem in den niedrig montierten P- und G-Kabinen, tote Winkel vor und neben dem Fahrzeug zu minimieren - bei Baufahrzeugen, die sich oft durch engste Lücken zwängen müssen, kein unbedeutender Faktor.

Seit Jahren Teil der Scania-Philosophie ist das konsequente Baukastenprinzip, das eine erschöpfende Modellvielfalt zur Folge hat. Allein 19 Kabinenvarianten, vom kurzen P-Fahrerhaus mit flachem Dach bis zum S-Highline mit ebenem Kabinenboden und 2,07 Meter Innenhöhe, sind für die XT-Reihe zu haben.

Gleiches gilt für die Technik: Ein gewichtsoptimierter (7 Millimeter Rahmenstärke), vollluftgefederter und scheibengebremster 8x4-Straßenroller mit dem leichten Fünfzylinder-Diesel oder doch lieber die brachiale Ausführung mit 9,6 Millimeter starkem Rahmen, Blattfedern, Trommelbremsen, starr gelagerter Kabine und 730-V8-PS? Oder vielleicht von beiden Extremen ein bisschen? Für den Scania-Baukasten kein Problem, sofern der Kipper-Kunde damit leben kann, dass beispielsweise die Konstruktion der Luftfederung unverändert von den Scania-Straßenfahrzeugen übernommen wird.

EINEN HYDRODRIVE WIRD SCANIA BIS AUF WEITERES NICHT ANBIETEN

Ähnlich umfangreich sieht es bei den Achskonfigurationen aus. Von der 4x2-Sattelzugmaschine bis zum Vierachser mit permanentem Allrad sollen nach und nach verschiedenste Konfigurationen lieferbar sein. Und darüber hinausgehende Sonderwünsche kann die Scania-Spezialmanufaktur im schwedischen Laxå erfüllen.

Programmlücken bleiben trotzdem: Weder lift- und abkoppelbare Antriebsachsen à la Volvo noch hydrostatisch angetriebene Vorderachsen als günstige und spritsparende Alternative zum Allrad sind lieferbar. Allerdings lassen die Scania-Verantwortlichen durchblicken, dass bei letzterem Thema noch nicht das letzte Wort in Södertälje gesprochen ist ...

Ebenso vielfältig wie die Varianten präsentieren sich auch die Fahreindrücke der XT - klar, dass der vollluftgefederte Softie mit großer R-Kabine weicher über bucklige Pisten federt als ein blattgefederter P-Vierachser. Für alle XT gilt aber: Die Akustik stimmt, auch wenn es etwas lauter als in den Fernverkehrsmodellen zugeht. Dafür ist vor allem die hinter der Kabine stehende Abgasanlage verantwortlich. Gleich daneben bringt Scania zusätzlich die nach oben verlegte Luftansaugung unter, die für die XT-Modelle konfigurierbar ist.

Freuen wird Baustellenprofis, dass nun auch für die halblangen Kabinen Außenstaufächer lieferbar sind. Wie bei Scania üblich, öffnen deren Deckel allerdings nach oben und blockieren dann bei Zugmaschinen das Vorklappen eventuell verbauter Seitenflaps. Bei Kippern sollte man das Fach unbedingt auf der rechten Seite ordern, auch wenn es wenig praktisch erscheint. Denn links wird der vorgesehene Platz vom obligatorischen Tritt eingenommen, über den der Fahrer einen kontrollierenden Blick in die Kippbrücke werfen kann. Dafür muss man allerdings, trotz des stabilen Handlaufs auf dem Kabinendach, gewisse Sportlichkeit mitbringen, denn der Abstand vom Kabinenboden bis zum Tritt fällt recht groß aus.

Nicht ganz erschlossen hat sich uns der Sinn eines Kupplungspedals bei der automatisierten Schaltung "Opticruise", die Scania optional anpreist. Darüber kann der Fahrer den Motor jederzeit vom Getriebe trennen, vor allem aber soll es in extremen Situationen feinfühligstes Anfahren und Rangieren ermöglichen. Durch den gummibandartigen Pedalweg mit kaum spürbarem Schleifpunkt gelang zumindest uns das aber nicht besser, als es die automatisierte Kupplung bei der Zweipedal-Opticruise vermag. Die Fahrer von Abroll- und Holzfahrzeugen hätten sich das Kupplungspedal aber explizit gewünscht, versichern die Scania-Leute.

OPTICRUISE VERFÜGT ÜBER EINEN BRAUCHBAREN OFFROAD-MODUS

Auch den Hang vieler Kipperprofis zu manuellen Getrieben kann Scania über seine leichtgängig schaltbare 12-Gangbox befriedigen. Wir wüden aber klar zur automatisierten Lösung greifen, auch weil die für Geländeausflüge einen brauchbaren Offroad-Modus bereithält, der früher niedrigere Gänge wählt und die Fahrstufen entsprechend höher ausdreht.

In diesem Modus dürfte sich die von Scania versprochene Verbrauchsreduzierung von vier Prozent zum Vorgänger allerdings kaum einfahren lassen - dazu sollen eine verbesserte Aerodynamik sowie Modifizierungen an den Motoren beitragen, wie zum Beispiel der beim Achtzylinder neu eingeführten SCR-only-Technik.

Auch das soll helfen, dass sich Scanias Baufamilie künftig ein deutlich größeres Stück vom europäischen Baukuchen herausschneiden kann.

Wem die XT-Bauarbeiter für seinen Einsatz eine Nummer zu grobschlächtig erscheinen, kann übrigens auch die Normalo-Scanias auf Bau trimmen. Zum Beispiel mittels der immerhin um vier Zentimeter nach vorne überstehenden Kunststoff-Stoßstange erhält man so etwas wie einen "XT light". Ein weiteres Produkt aus dem cleveren Scania-Baukasten.

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