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Wielton will es wissen

05.02.2016 08:00 Uhr
Wielton will es wissen
Schicke Optik, langer Name: Offiziell heißt Wieltons 24-Kubik-Kippsattel "NW3A24 SHPKCSL 48" 
© Foto: Gregor Soller

Nach langem Vorlauf und der Übernahme der italienischen Trailer-Group will Wielton jetzt durchstarten. Ob das gelingen kann, klärt ein Test.

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Schon länger scharrt das Wielton-Kamel mit den Hufen - doch da Kamele Trampeltiere mit sanften Pfoten sind, geschah das Scharren vergleichsweise sanft.

Dem ehrgeizigen polnischen Hersteller ist bewusst, dass man sich Reputation erarbeiten muss und dazu neben Qualität auch einen funktionierenden Vertrieb samt Service braucht. Darum hat sich die Deutschland-Zentrale um Marek Kotowski als Kollegen Dyrk Großmann geholt, der von Wels aus Österreich und Südostdeutschland betreut. So will man im deutschsprachigen Raum künftig jährlich rund 800 Trailer absetzen, laut Kotowski rund 80 Prozent als Kipper. Zeit, sich die optisch auffällige konische Alurundmulde genauer anzusehen.

Auf der Waage macht sie schon mal eine gute Figur: Die 24-Kubik-Version - eher für die schweren Böden Süddeutschlands geeignet - bringt mit Stahlfahrgestell und Alumulde (mit 5-Millimeter-Boden und -wand) genau 4,74 Tonnen

auf die Waage, inklusive Alufallstützen und -rädern sowie elektrischem Marculin-Verdeck.

UNTERBAU UND FAHRWERK ZEIGEN SICH AUFGERÄUMT

Der Wiegung folgt die Begutachtung des Kipperkamels. Fangen wir beim Fahrwerk an: Der Vorführer war mit SAF-Achsen besohlt, die den Vorteil haben, dass ihre Bremszylinder im Lenkerarm integriert sind und so außer Schussweite von Steinen sitzen. Auch sonst präsentiert sich der Unterbau aufgeräumt: Standard sind drei Stahlkessel, wovon zwei im Heck thronen, während der für die Liftachse über dem ersten Aggregat sitzt; alles schön weit oben. Auch die Bälge der Liftachse sind durch Stahlplatten geschützt - hier sollte nicht allzu viel passieren.

Weniger gefällt die etwas laxe Verkabelung: Bei einigen Elektrodosen sieht man die bunten Einzelkabel. Auch die Leitungsverlegung zu den Achsaggregaten und Bremsen ist eher durchschnittlich ausgeführt und verzichtet auf verkleidende Hülsen. Störend ist auch die Durchführung des Stroms durch die Querträger, wo die zum Paket zusammengebundenen Kabel ohne Hülle und Scheuerschutz direkt aufliegen. Den Verzicht auf eine Ummantelung begründet Kotowski damit, dass sich in Kabelhüllen gern Schwitzwasser oder Schmutz sammelt, was eine potenzielle Fehlerquelle wäre. In seiner zehnjährigen Vertriebskarriere habe er noch keine gravierenden Elektrikprobleme zu verzeichnen gehabt.

MODULAR AUFGEBAUTER, SIMPLER RAHMEN

Der Rahmen ist in der dritten Generation der konischen Halfpipes jetzt modular aufgebaut und punktet durch einen vergleichsweise simplen Aufbau: klassische Leiter, vorn eingezogen und am Heck nur seitlich verstärkt. Die Finite-Elemente-Berechnung brachte an den Längsträgern dreieckige Verstärkungstaschen und zwei Löcher, die, anders als bei Fliegl, nur ausgeschnitten und nicht nach innen gebördelt sind. Der Verzicht auf eine Verstärkungsplatte am Heck wie bei Schwarzmüller oder Kögel soll den Trailer verwindungsfreudiger machen. Manche Kollegen empfinden dadurch die Standfestigkeit beim Abkippen als nicht ganz optimal.

Die Kippwelle ist stahlgelagert und rechts und links mit je einem Schmiernippel versehen. Bis auf die vorderen Seitenbegrenzungsleuchten sind alle Anbaukomponenten angeschraubt. Beim Vorführer lagen die Bedienelemente für Liftachse, Bremse und Arbeitsscheinwerfer noch fahrerseitig am Rahmen aufgereiht, aktuell will Wielton das zusammengefasst haben. Auch der Heckunterfahrschutz kam neu: der breite Alubalken wiegt mit 28 Kilo rund 12 Kilo weniger als das Stahlrundrohr, sammelt dafür aber viel Schmutz. Deshalb hat man ihn geglättet. Reinigen funktioniert am einfachsten durch Abkehren oder ein beherztes Anheben, was durch Federkraft unterstützt wird.

RÜCKLEUCHTEN AUCH IN LED-VERSION ZU HABEN

Die Rückleuchten sind durch Bleche geschützt, sie leuchten optional per LED, was bei den Begrenzungsleuchten Standard ist. Auch deren Verkabelung ist eher durchschnittlich. Immerhin dachte Wielton an etwas Zusatzschlaufe zum Nachziehen, falls man mal an einem Ast hängenbleibt. Die Querträger erinnern mit ihren ausgeschnittenen Dreiecken an die gewichtsoptimierten Berger-Sattel.

Vorn arbeitet eine 190-bar-Niederdruck-Hyva-Presse, optional auch eine Binotto. Die Hyva-Presse braucht bei 1000 Touren 58,7 Sekunden bis die Mulde bei 44,3 Grad Kippwinkel komplett leer ist, nach 24,4 Sekunden öffnet die Klappe. Aufgrund der Niederdruckausführung sind das eher durchschnittliche Zeiten, auch der maximale Kippwinkel ist eher Durchschnitt.

SAUBERE SCHWEISSNÄHTE, NOCH POTENZIAL IM DETAIL

Dafür gefällt das Kamel mit sauberem und leisem Nachlauf: Selbst fiese Querfugen lassen nichts klappern oder scheppern, was für die Güte und Passgenauigkeit des Stahlbaus spricht. Hier punktet der Auflieger mit einer schicken Optik und sauberen, robotergezogenen Schweißnähten im Stahl- und Alubau. Die konische Form der Mulde soll das Ankleben von schwerem Boden weitgehend verhindern. Wielton verzichtet auf eine übertriebene Vorspannung des Bodens: In der Mitte passt gerade ein Blatt Papier zwischen Obergurt und Gummipuffer. Unter dem leider zweiteiligen Muldenboden unterstützt eine solide Leiterrahmenkonstruktion die Mulde, die Praktiker allerdings als "Schmutzsammler" bezeichnen.

Außerdem kritisieren Fahrer die Fanghaken an der Klappe, an denen sich teils schon nach ein paar Monaten die Aufliegebleche der Schließmechanik verbiegen können. Eine gute Idee ist die am Heck anschraubbare Schurre. Der Heckdeckel selbst kann mit Knebelschrauben noch dichter angepresst werden, punktet aber auch durch sauberes Aufliegen und Dichtstreifen in den Seitenwänden. Fazit: Alu- und Stahlbau sowie Gewicht und Grundqualität stimmen; im Detail ist noch etwas Luft nach oben. Die Qualität soll künftig via Hydropulser und KTL-Anlage weiter steigen - insofern darf man auf die nächsten Schritte des Kamels gespannt sein! GS

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