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ZF: Der vernetzte Rangierhelfer

31.07.2014 08:00 Uhr
ZF: Der vernetzte Rangierhelfer
Der Fahrer steuert seinen LKW beim Rangieren von draußen und hat so alles bestens im Blick
© Foto: Gerhard Grünig

ZF vernetzt das Traxon-Hybridgetriebe mit der Servotwin-Lenkung. Damit rangiert der LKW via Elektroantrieb, der Fahrer steuert von außen per App. Der TRUCKER durfte den größten ferngesteuerten LKW der Welt fahren!

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Der autark fahrende LKW kann einem schon Angst machen. Wenn es aber nicht auf der Autobahn, sondern auf dem Speditionshof ist und die "Fernsteuerung" hilft, den Überblick zu behalten sowie selbst schwierigste Manöver mit schwer zu steuernden EuroKombis zu fahren, kann's eine echte Hilfe sein.

Von außen sieht der ZF-Innovationstruck ganz normal aus: Eine XF-Sattelzugmaschine von DAF, ein Dreiachs-Sattelauflieger und dahinter noch ein tief gekuppelter Zentralachser. Die Finessen verstecken sich unterm Bett, an der Lenkung und zwischen Motor und Kupplung. Doch der Reihe nach: Die Servotwin-Lenkung von ZF ist kein Novum. Als Überlagerungslenkung unterstützt sie den Fahrer im Hinblick auf niedrige Lenkkräfte. Im vorliegenden Fall ist es allerdings nicht unbedingt der Fahrer, der einen Lenkbefehl eingibt. Viel mehr kommt der vorgegebene Lenkwinkel beim autarken Rangieren von einem E-Motor. Weil sich der Innovationstruck komplett elektrisch fahren lässt, hat ZF die eigentlich vom Motor angetriebene Servopumpe durch eine ebenfalls elektrische Antriebseinheit ersetzt. Was auch so schon eine Innovation ist, weil diese E-Pumpe im Gegensatz zum konventionellen Aggregat nur arbeitet, wenn Bedarf ist.

Das im DAF-Prototyp verbaute Traxon-Getriebe verfügt über ein Hybridmodul, das seine Energie beim Rangieren aus einem Hochleistungs-Akku bezieht. Mit geöffneter Kupplung ist der E-Motor vom Verbrenner abgetrennt und stellt mit 120 kW Leistung 1000 Nm Drehmoment ausreichend Power zur Verfügung, um selbst eine 60 Tonnen schwere Kombination problemlos rein elektrisch bewegen zu können. Bis zu zehn Rangiermanöver durchschnittlicher Ausprägung wären möglich, so die Spezialisten von ZF. Falls der Akku leer ist, lässt sich der Zug auch konventionell manövrieren - oder nach wenigen Minuten mit erhöhter Leerlaufdrehzahl sind die verwendeten Batterien wieder auf knapp 100 Prozent!

Das Rangiermanöver selbst steuert der Fahrer von außen mit einer App. Die zeigt die Fahrzeugkombination von oben. Der Fahrer kann sein Smartphone oder Tablet so ausrichten, dass es der Orientierung des LKW entspricht. Tippt er den (letzten) Anhänger an, kann er reversieren. Berührt er via Touch-Pad die Zugmaschine, fährt der Zug vorwärts. Sobald der Finger auf der Benutzeroberfläche verweilt, geht's los. Durch Ziehen der virtuellen Zugmaschine oder des dargestellten Anhängers nach links oder rechts gibt der Benutzer vor, wohin der LKW fahren soll. Es gibt jeweils drei Geschwindigkeitsstufen - vorwärts mit 4, 2 und 1 km/h, rückwärts jeweils halb so schnell.

DIE APP ZEIGT DEN LKW SOWIE DREI KAMERABILDER

Zusätzlich erscheinen auf dem Bildschirm Bilder von je drei der insgesamt zwölf um den LKW positionierten Kameras. Die werden so geschaltet, dass jene Bereiche eingeblendet werden, von denen der Fahrer am weitesten weg ist. Die sonst üblichen Rangierunfälle lassen sich damit wirkungsvoll vermeiden, weil der Fahrer stets den optimalen Überblick behält.

Zu Demozwecken hat sich ZF einen EuroKombi ausgesucht, der rückwärts im 90-Grad-Winkel an eine Rampe zu rangieren war. Schon beim ersten Versuch klappt das hervorragend. Wer mit ein wenig Gefühl den Anhänger am Bildschirm mit ruhiger Hand und gezielten, kleinen Lenkbewegungen manövriert, reversiert zielsicher in die Endposition. Ein wenig Einfühlungsvermögen und der Verzicht auf heftige "Lenkausschläge" bewirken harmonische Bewegungen und einen kleinen Korridor, in dem sich die Kombination bewegt.

Doch selbst der absichtlich initiierte "Fehlversuch" mit hektischen Wischbewegungen am Touch-Screen führt am Ende zum Ziel. Zwar muss dann die Zugmaschine heftig lenken, der Zug braucht viel mehr Platz zum Rangieren - landet aber am Schluss trotzdem im Ziel!

Übrigens führt die aufgesetzte Technik nicht dazu, dass der Fahrer entmündigt wird. Wer Spaß an der Herausforderung hat, kann seinen LKW auch konventionell mit Verbrennungsmotor und Rückwärtsgang an die Rampe rangieren.

DER LENKASSISTENT GEHT AUCH BEIM SATTELZUG

Die Technik lässt sich auch für Standard-Sattelzüge, Gliederzüge oder andere EuroKombi-Varianten nutzen. Letztlich gibt der Fahrer nur ein, welche Art Zug es ist. Die Vorgabe der Lenkbefehle erfolgt auf Basis von Lenkwinkelsensoren - im Falle des Testzuges an der Sattelplatte sowie an der Kupplungsdeichsel des Zentralachsanhängers. Mit dem Rangierassistenten kann der Fahrer auch den Zentralachser ankuppeln oder seine Zugmaschine auf- und absatteln. Schon das ist ein Riesenvorteil, weil man nicht ständig ein- und aussteigen muss.

Auch wenn die Vorstellung von Dutzenden auf der rechten Spur hintereinander gekoppelten LKW, die von selbst lenken, bremsen und das richtige Tempo halten, ein Horror ist: Mit dem Tablet in der Hand einen EuroKombi zentimetergenau zu bewegen, weckt das Kind im Manne. Schon stark, mal einen ferngesteuerten 25,25-Meter-Zug im Maßstab 1:1 bewegen zu können. Vom Sicherheitsgewinn und dem Gewinn, dass selbst unerfahrene Fahrer damit umgehen können, mal ganz abgesehen.

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