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Des Guten zu viel?

08.04.2008 23:13 Uhr

Kurz trug der Scania R620 sogar die Krone des stärksten Serien-LKW. Lässt sich so viel Leistung bei nur 40 Tonnen Gesamtgewicht überhaupt noch sinnvoll einsetzen? Der Test mit Bildergalerie und Fahrzeugkostenrechnung

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Scanias aktuelles Flagschiff, der V8, glänzt mit einem breit nutzbaren Drehzahlbereich. Schon ab 1.000 Tonnen stehen gewaltige 3.000 Nm Drehmoment zur Verfügung. Einziges Manko des leistungsfreudigen Laster-Boliden. Scania bietet ihn im Moment nur als Euro-4-Version an. Das Fahrzeug im Profi-Test. Die Eindrücke der VerkehrsRundschau: Im Transportalltag bietet der Scania R620 souveräne Fahrleistungen. Selbst steile Autobahnanstiege bügelt der 15,6-Liter-SCR-Motor glatt. Allerdings hat Scania dem Test-LKW einen auf hohe Tonnage und flottes Vorankommen spezifizierten Antriebsstrang mit auf den Weg gegeben. Mit einer Gesamtübersetzung von 3,04 liegt verhältnismäßig viel Drehzahl an. Damit ist der Schwede äußerst schnell, genehmigt sich aber auch fast 36 Liter pro 100 km. Das renovierte Opticruise-Getriebe ist keine Offenbarung. Die Schaltwechsel dauern lange. Dafür glänzt die Automatik mit perfekter Bedienbarkeit. Manuelle Eingriffe am Lenkstockhebel funktionieren logisch und gehen leicht von der Hand. Bei den Bremsen bietet Scania nach wie vor Hausmannskost: gute Wirkung, feinfühlige Dosierbarkeit, aber lange Ansprechzeit. Dafür ist die Lenkung makellos. Ebenfalls perfekt: das Fahrwerk. Mit Ausnahme einer nur auf sehr kurvenreichen Landstraßen feststellbaren Kopflastigkeit zeigt sich der Scania komfortabel, fahraktiv und bestens gefedert. Auch die Ergonomie des Fahrerplatzes passt. Ein großer Sitzverstellbereich , eine optimale Lenkradposition und auch die exzellenten Sitze finden Anklang bei den Fahrern. Für "Kleinkram" hat Scania an viele Ablagen und Schubladen gedacht. Dafür sind die Außenstaufächer nur durchschnittlich und innen fehlen große Stauräume. Deutlichen Aufholbedarf hat Scania im Hinblick auf die Serviceintervalle. 60.000 km im Normalfall, halb so viel bei Biodieselbetrieb, sind inakzeptabel. Ein Blick auf die Ersatzteilpreise zeigt ebenfalls Licht und Schatten. Während Verschleißteile wie Luftfilter oder Wasserpumpe recht billig sind – auch die Lenkhilfspumpe kostet weniger als beim Wettbewerb – reißen Lufttrockner, Zylinderkopfdichtungen oder Lenkgetriebe heftige Löcher in den Geldbeutel. Die Teile kosten fallweise doppelt so viel wie bei Mercedes & Co. Unter dem Strich ist der "King of the Road" R620 ein faszinierender Prestigeträger zur Krönung der Fahrzeugflotte, der aber – und das hat er wohl mit Porsche und Ferrari gemeinsam – relativ teuer im Unterhalt ist. Das Fazit: Geteilte Meinung Niemand braucht ernsthaft einen Porsche – gekauft wird er trotzdem. Ähnlich verhält es sich mit dem R620. Keiner braucht ihn für nur 40 Tonnen, aber er bereitet enormen Fahrspaß. Wer LKW nur unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit aussucht, kauft besser einen R420. Auch der hat ein perfektes Fahrwerk und zeigt sich ausgereift. Als Belohnung für gute Fahrer, mit Ausnahmegenehmigung für über 40 Tonnen oder einfach nur als Aushängeschild für ein erfolgreiches Fuhrunternehmen sieht die Sache schon anders aus. (gg) VerkehrsRundschau.de Online-Tipp: Möchten Sie Fotos vom R 620 sehen? In unserer Bildergalerie am Ende dieser Seite werden Sie fündig. Dort steht auch eine beispielhafte Fahrzeugkostenrechnung zum kostenlosen Download bereit. Der ausführliche Profi-Test ist in der VerkehrsRundschau 9 vom 23. Februar 2007 erschienen.

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