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Die Alternative: Iveco Daily 7,2-Tonner

16.09.2015 08:00 Uhr
Die Alternative: Iveco Daily 7,2-Tonner
Iveco Daily: Vorne Trapo, hinten Laster
© Foto: Jan Burgdorf

Als 7,2-Tonner wird der Iveco Daily zur Alternative zu Eurocargo, Atego & Co.

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Optisch wirkt der Iveco Daily mit diesem Riesenkoffer überfordert. Zu mächtig bauen sich die 2,33 Meter Höhe der Spier-Trockenfrachtbox hinter der flachen Transporter-Kabine auf. Ein Dachspoiler ist Pflicht, um die 107 Zentimeter zur oberen Aufbaukante zu überbrücken. Auch seitlich überragt der Aufbau den knapp über zwei Meter schmalen Daily rechts und links um 30 Zentimeter.

Für den Chef geht die Rechnung beim Griff zum schweren Daily mit 7,2 Tonnen Gesamtgewicht dennoch auf: Die "verlorenen" 300 Kilo zu ausgewachsenen 7,5-Tonnern macht der Kleine durch sein niedrigeres Eigengewicht mehr als wett und auch bei der Anschaffung muss man weniger tief in die Tasche greifen: Ab 43.000 Euro werden für das längste und schwerste Daily-Fahrgestell in Euro-6-Konfiguration laut Preisliste fällig. Der größere Bruder Eurocargo liegt deutlich darüber!

Nicht zuletzt deswegen liegt der Verdacht nahe, dass die Sparsamkeit des Chefs mal wieder der Fahrer ausbaden muss, wenn plötzlich ein Daily auf dem Hof steht? Oder sollte sich der Kleine gar als die bessere Alternative entpuppen?

HOHER KOMFORT IN DER TRANSPORTER-KABINE

Der Einstieg zumindest fällt schon mal bequemer aus. Nur eine Stufe gilt es zu überwinden, die mit 53 Zentimetern zwar ein hohes Bein erfordert, dafür aber bauartbedingt hinter der Vorderachse platziert ist.

Hinter dem Lenkrad modernes Transporter-Ambiente. Schließlich hat Iveco den Daily erst im letzten Jahr gründlich renoviert. Vorbei die Zeiten, als Fahrer, die nicht dem italienischen Normmaß entsprachen, in geduckter Haltung auf dem zu hoch montierten Fahrersitz kauern mussten. Für Bequemlichkeit sorgen im neuen Daily die um vier Zentimeter höher gezogene Frontscheibe, eine tiefer montierte Sitzkonsole und das um sieben Grad steiler stehende Lenkrad, welches dazu kleiner ausfällt als beim Vorgänger. Ansonsten bietet die Daily-Kabine für die Tagestour genügend Platz, eine Vielzahl an praktischen Ablagen und aufgrund des fehlenden Motortunnels einen barrierefreien Durchstieg zur Beifahrerseite. Verzicht zum "großen" 7,5 Tonner? Auch hier Fehlanzeige.

Vor dem braucht sich der Daily auch in Sachen Fahrkomfort nicht zu verstecken. Im Gegenteil: Trotz der etwas holperigen 2,5-Tonnen-Quad-Tor-Vorderachse filtert das Daily-Fahrwerk Straßenunebenheiten souveräner heraus als Lkw mit dem "Cab-over-Engine"-Konzept. Erst recht, wenn wie beim Testauto die hintere Achse luftgefedert ausgeführt ist. Auch die Lenkung gibt sich Pkw-artig angenehm verbindlich und direkt.

Keine Kompromisse auch beim Antrieb. Erst recht, wenn der Chef die Top-Motorisierung spendiert. Dafür sprechen schon die Papierwerte: 205 PS leistet der 3,0-Liter- Vierzylinder. Das bedeutet 470 Newtonmeter Drehmoment ab 1400 Touren. Nicht wiedergeben können die Zahlen, wie laufruhig geschmeidig und elastisch der Antrieb seiner Arbeit nachgeht. Selbst aus dem Drehzahlkeller von 1000/ min rettet sich der doppelt aufgeladene Common-Railer problemlos, was eine schaltfaule Fahrweise erleichtert. Oder man investiert verschmerzbare 800 Euro in die Achtgang-Wandlerbox von ZF, die im Test-Fahrzeug den Gangwechsel übernahm - was laut Iveco innerhalb 200 Millisekunden geschieht und sich gut übers Gaspedal provozieren lässt. Kaum das Pedal gelupft, schaltet der Automat umgehend in einen höheren Gang und hält diesen beim Rausbeschleunigen so lange wie möglich, um die Drehmomentwelle des Antriebs zu nutzen.

Wer das Gas allerdings bis zum Bodenblech niederdrückt, "erntet" eine Rückschaltung um gleich zwei Fahrstufen und treibt die Drehzahl in unnötig hohe Regionen.

EINE AUSPUFFKLAPPE IST BEIM DAILY NICHT ZU HABEN

Dafür gut: Dank Neigungssensor erkennt das Getriebe Gefälle und unterbindet dort Hochschaltungen. Trotzdem sind Bergabfahrten die Achillesferse von Ivecos kleinem Schweren. Kann man sich mit der hydraulischen Bremsanlage noch arrangieren, fehlt es an einer Zusatzbremse, wenn die 7,2 Tonnen bergab das Schieben anfangen. Dem hat der Vierzylinder nämlich auch bei Höchstdrehzahl außer Lärmentwicklung wenig entgegenzusetzen. Wer auf der sicheren Seite fahren will, dem bleibt nur die schwere und mit 4235 Euro sehr teure Telma-Wirbelstrombremse, die Iveco anbietet.

Und es gibt einen weiteren Punkt, bei dem der Transporter-Laster an seine Grenzen stößt: Damit die Außenspiegel über die seitlichen Aufbaukanten hinausragen, konstruierten die Iveco-Ingenieure ein wahres Monstrum von Spiegelhalter. Dabei vergaßen sie anscheinend, auch mal von innen in den Spiegel zu blicken. Sonst wäre ihnen zweifellos aufgefallen, dass der Steg des linken Seitenfensters mitten im Sichtfeld steht. Um zu sehen was hinter dem Daily passiert, muss man sich vorbeugen. Da ist es fast schon vernachlässigbar, dass die Spiegelgläser stark wackeln - trotz der gewaltigen Haltearme.

Dennoch sind es aber erstaunlich wenige Kompromisse, die der Fahrer eingehen muss, wenn sein Chef zum Konzept "vorne Transporter, hinten Laster" greift.

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