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Fahrbericht: Neuer Ford Cargo

10.01.2013 08:00 Uhr
Fahrbericht: Neuer Ford Cargo
Der neue Ford Cargo
© Foto: Javier Pedroche

Das Ford-Emblem soll bald auch LKW in aller Welt zieren. Erster Weltmann: Der neue Ford Cargo. Er fährt gar nicht übel.

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Die Produktionsaktivitäten von Ford LKW konzentrieren sich auf die Werke in Sao Bernardo de Campo in Brasilien sowie Inonu in der Türkei, während der Hersteller mit dem ovalen Logo sein LKW-Geschäft in den USA herunterfährt. Lediglich die schweren Pickups F550-F750 bis 18 Tonnen Gesamtgewicht versorgen nach der Trennung von Sterling noch den Markt mit "Oval Trucks".

Jedes der Ford-Truck-Länder, ob in Südamerika, Nordafrika oder im mittleren Osten, durfte sich bisher selbst entwickeln, je mit eigenständigem Produktportfolio, ohne eine Verbindung zueinander. Deshalb sucht seit 2010 eine zentrale Geschäftseinheit von Ford LKW nach Synergien. Erste Frucht dieser Suche und der Zusammenarbeit der diversen Landesorganisationen ist der neue Cargo, vorgestellt auf der letzten Nutzfahrzeug-Ausgabe der Messe Fenatran in Sao Paolo. Ein paar Monate davor hatte Ford Türkei seine neue Zugmaschine Cargo 1846T präsentiert, die sich einfügt in die neue Ford-Strategie, mit der man in den nächsten fünf Jahren die Zahl der Länder, in denen Ford LKW präsent ist, auf etwa 50 verdoppeln will.

Äußerlich sorgt der Ford Cargo 1846T für einiges Aufsehen. Seine Linienführung zitiert das "Kinetic Design", mit dem Ford in den letzten Jahren all seine Neuerscheinungen attraktiv einkleidete, seien es PKW oder Transporter. Im Falle eines Lastwagens erscheint die Optik aber zumindest überraschend. Der Entwicklung des Cargo gingen wie üblich zahlreiche Umfragen und Gespräche mit Kunden aus der Türkei, Brasilien und Russland voraus, auf deren Bedürfnisse das Produkt speziell abgestimmt ist.

ORDENTLICH POWER: NEUER ECO-TORQ-MOTOR

Den neuen Ford-Truck treibt ein Motor an, der bei Ford Otosan in der Türkei entwickelt und gebaut wird. Der Sechszylinder aus der Ecotorq-Familie schöpft aus 10,3 Liter Hubraum 460 PS sowie ein maximales Drehmoment von recht strammen 2100 Nm bei 1050/min. Er entspricht der Abgasnorm Euro 5, samt SCR-Abgasreinigung sowie einem variablen Turbolader. Im Vergleich zum Vorgängeraggregat soll er deutlich leichter geworden sein. Der verbesserte Verbrennungsprozess soll seinen Teil zum 1,5 Prozent niedrigeren Verbrauch beitragen, trotz niedrigerer Emissionen. Wichtig für die angepeilten Märkte ist eine brauchbare Motorbremse, die immerhin 282 kW bei 2600/min bereitstellt. Zur Kraftübertragung gibt es zwei Alternativen: Das serienmäßige ZF-16-Ganggetriebe oder die kaum weniger bewährte 12-Gang-ZF-AS-Tronic mit integriertem Intarder.

STIL DES HAUSES: KABINE SCHLICHT WIE EIN FIESTA

Der neue Cargo 1846T zielt auf den Einsatz im Fernverkehr, daher wurde die Kabine für lange Aufenthaltsdauer im LKW gestaltet. Mit 1,94 auf 1,94 Meter Höhe mal Breite passt sie perfekt, um einen Fahrer und seinen Beifahrer zu beherbergen. Wobei für unseren Geschmack das Gefühl einer gewissen Beengtheit aufkommt, das aber durch die übersichtliche Anordnung der Bedienelemente etwas gemildert wird.

Äußerlich hatte die Aerodynamik oberste Priorität, daher haben die Ford-Ingenieure alle Elemente optimiert, die den Fluss der Luft verbessern. Wie etwa die Spoiler am Dach und an der Seite, das Dach selbst, die Sonnenblende oder die Rückspiegel. Außerdem sind die Aufstiege der Treppen mittels einer Türverlängerung verkleidet.

Im Inneren siegte die Bedienbarkeit über den Luxus sowie die Notwendigkeit, einen Lastwagen zu bauen, der preislich gegenüber den Wettbewerbern im Vorteil ist. Das zeigen etwa die ausgewählten Materialien, die zwar ordentlich anmuten, aber um einiges unter dem Standard liegen, den wir aus Westeuropa gewohnt sind.

Die gut ablesbaren Instrumente bestehen aus zwei schlichten Uhren für Tempo und Drehzahl, flankiert von vier Kleineren für Wassertemperatur, Öl oder Ladedruck. Mittig zeigt ein kleines Fenster Infos des Bordcomputers an.

Es fällt nicht schwer, eine komfortable Position hinter dem Lenkrad zu finden, auch wenn die Dimensionen des Motortunnels zusammen mit der angeschrägten Mittelkonsole die Bewegungsfreiheit in der Kabine doch einschränkt. Immerhin finden sich zahlreiche Ablagen und Fächer, wo wir unseren Kleinkram unterbringen können. Darüber hinaus ist die Geräuschkulisse in der Kabine äußerst dezent, das Rumoren des Motors und des Antriebs dringt nur sehr gedämpft ans Fahrerohr. Beim ersten Fahreindruck gefiel außerdem das gute Ansprechverhalten des 10,3-Liter-Motors, der ohne große Mühen einen hohen Reiseschnitt erlaubt, bei gleichzeitig angemessenen Verbräuchen - obwohl die Strecke einige Steilstücke enthielt. Klar, der Federungskomfort darf im Vergleich zu hiesigen Produkten als eher "erdverbunden" gelten, aber der Ford fährt sich immerhin verbindlich und direkt.

Wert legten die Ford-Entwickler auch auf die Sicherheit. So verfügt der Cargo über Scheibenbremsen rundum, ABS sowie ASR sowie EBS. Die Betriebsstopper reagieren schnell und packen kraftvoll zu. Außerdem hilft ein Hill-Holder: Er hält für zwei Sekunden den Bremsdruck aufrecht, ohne dass der LKW rückwärts rollt. Ein weiteres wichtiges Feature, ESP, soll in ausgewählten Märkten serienmäßig sein.

DEUTSCHER MARKT IST FORD ZU ANSPRUCHSVOLL

Wartungsmäßig stört, dass man zur Kontrolle des Ölstands die Kabine kippen muss, der Peilstab ist nahe am Motor platziert, die Wartungspunkte sind mäßig gut erreichbar.

Der neue Ford Cargo 1846T wird bereits im laufenden Jahr auf dem türkischen Markt erhältlich sein und Ford plant den Export nach Griechenland und Russland ab Anfang 2013. Andere Märkte in Zentraleuropa sollen folgen, vor allem die, in denen Euro 6 noch nicht Pflicht wird - in der Türkei nicht vor 2016 der Fall. Für den anspruchsvollen deutschen Markt haben die Ford-Verantwortlichen aber schon mal abgewunken: Das ist kein Terrain für den schlichten Cargo - schickes Kinetic Design hin oder her.

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