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Firmenporträt Hamprecht: Jeder (Lade-)Meter zählt

18.05.2015 08:00 Uhr
Firmenporträt Hamprecht: Jeder (Lade-)Meter zählt
Noch muss das kleine Umschlaglager genügen. Ein größeres ist in Planung
© Foto: Gerhard Grünig

Rolf Hamprecht hat eine ganz eigene Philosophie. Er sucht nicht die Komplettladung, sondern Teilpartien. Den Fahrern kommt's zugute - trotz Mehrarbeit.

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Wenn es den ursprünglichen Fuhrunternehmer heute überhaupt noch gibt, dann ist Rolf Hamprecht, den alle die ihn gut kennen "Hampi" nennen, eben jener Typus! "Hampi" hat ganz eigene Ansichten - und ist erfolgreich damit: Seine Lkw sind bezahlt und statt im Pracht-Protzbau zu residieren, wohnt und arbeitet er im Zweifamilienhaus. Seine Tür ist stets offen, wenn ein Fahrer oder einer der anderen Angestellten etwas von ihm will. Aber bei all diesen "altmodischen" Attributen weiß sich Hamprecht zu behaupten: "Eine Ladung, die nichts einbringt, lasse ich stehen", so sein Credo. "Oder ich kombiniere sie mit dem, was schon auf dem Auto ist", lacht er verschmitzt.

DURCH OPTIMIEREN WERDEN AUS 38 PLÄTZEN 70 ...

Was "Hampi" damit meint, zeigt sich schnell, als Fahrer Wolfgang Hoffmann auf den Speditionshof kommt. Als er die Türen seines Wechselbrückenzugs öffnet, stehen fein säuberlich 38 Europaletten mit Farbbehältern auf Motorwagen und Anhänger. "Da geht noch was", meint Fuhrparkleiter und Ladespezialist Dieter Kreps. Er schwingt sich auf den Stapler und zieht mit affenartiger Geschwindigkeit Palette für Palette raus. Nur die drei an der Stirnwand bleiben stehen. Dann geht's für die anderen zurück - aber im Doppelstock. "So gewinnen wir rund 15 Stellplätze und können die als Komplettladung deklarierte Fuhre mit anderen Dingen kombinieren, die uns zusätzlichen Umsatz bringen", erläutert Kreps.

Während Dieter wie ein Derwisch mit seinem Stapler über die Rampe fegt, ist Zeit, mit Wolfgang ein paar Sätze zu wechseln. "Ich bin jetzt schon das dritte Mal bei Hamprecht. Nach meiner Heirat wollte ich raus aus dem Fernverkehr", erzählt der Enddreißiger. "Hatte gedacht, das wäre gut für die Beziehung ... Hätte ich besser bleiben lassen! Jetzt bin ich geschieden und 'Hampi' hat mir meinen alten Job wieder zurückgegeben", sinniert Wolfgang. Wie die Kollegen bringt er Kombiladungen in die deutschen Seehäfen. "Meist sind wir zwei, drei Nächte draußen. Aber insgesamt ist alles gut disponiert, wir können die Lenkzeiten einhalten und haben, was die Ruhezeiten betrifft, saubere Karten."

Dass der Umsatz stimmt, dafür sorgt "Hampi" selbst, unterstützt durch seine attraktive Disponentin Helene Schadrin. "Wenn die mit den Jungs spricht, ist ihnen das natürlich lieber, als wenn ich anrufe", lacht Rolf Hamprecht. Aber Helene managt vorwiegend die Export-Abteilung, weshalb sie sich mit dem Chef selten ins Gehege kommt. "Allerdings will ich jetzt endlich die neu angeschaffte Dispo-Software an den Start bringen", erzählt sie beim Interview. "Da ist Rolf, der am liebsten noch mit Stift und Blatt arbeitet und alles im Kopf hat, ein wenig skeptisch. Aber schließlich müssen auch wir mit der Zeit gehen."

Rolf Hamprecht sieht seine Berufung dagegen weniger im EDV-Einsatz, als mehr im Durchforsten diverser Ladungsportale: "Dabei bin ich weniger auf der Suche nach Komplettladungen." "Hampi" forscht nach zwei Lademetern hier, einem da und zweieinhalb dort.

Dann fängt es in seinem Kopf an zu rattern und er überlegt, was man auf welchen Lkw noch packen kann, um den Erlös zu optimieren. Hat er einen Plan, kommt Dieter ins Spiel, der mit seinem Stapler aus "Hampis" Theorie Praxis macht.

In solchen "Spielchen" sieht Rolf Hamprecht das Geheimnis seines Erfolgs. "500 Euro von Hamburg nach München, das kann sich doch nicht rechnen! Aber wenn ich noch hier einen Hunderter und dort einen Fünfziger dazubekomme, stimmt am Ende des Tages die Kalkulation!"

Und damit das künftig noch besser klappt, plant Hamprecht aktuell die Errichtung einer großen Lager- und Umschlagshalle hinterhalb des bestehenden Gebäudes. "Die Pläne sind durch, demnächst ist Grundsteinlegung".

WÜRTH IST EINER DER GROSSEN BEFRACHTER

Dass er sich durch diesen Schritt noch mehr Aufträge vom Montagespezialisten Würth verspricht, der ganz in der Nähe ein riesiges Logistikzentrum betreiben, verschweigt er nicht. "Allerdings darf man sich nicht abhängig machen. Das führt nur zu vermeintlicher Sicherheit und schlechteren Frachterlösen", ist er sich letztlich sicher. So etwas wie positive Abhängigkeit zeigt sich bei Fahrer Stefan Koch. Der ist längst Rentner. Als er gut gelaunt aus seinem Actros steigt, begrüßt er uns mit den Worten: "Ich bin ja eigentlich gar nicht da ..." Im Gespräch erzählt er dann, dass er einfach nicht loslassen kann. Dass es bei "Hampi" klasse zu arbeiten ist. Dass er seine Touren an die Nordsee liebt und das noch so lange wie möglich machen will - zumindest ein paar Mal im Monat.

Für Rolf Hamprecht sind Fahrer wie Stefan ein Glücksfall. "So wie ich die Ladungen zum Idealfall kombiniere, so muss ich mir eine gute Fahrerbesetzung kombinieren, damit kein Auto steht, keiner die Sozialvorschriften missachtet und trotzdem der Laden läuft. Helene lacht. "Schon ein Wunder, dass er das alles ohne Hilfe des Computers schafft - wie gut werden wir erst, wenn wir jetzt noch die EDV einsetzen!" "Hampi" muss ebenfalls schmunzeln. "Da hab' ich ja dann künftig mehr Zeit für meine Oldie-Lkw. Auch gut!"

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