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Firmenporträt Hans Kugler: Eine Zeitreise

06.07.2015 08:00 Uhr
Firmenporträt Hans Kugler: Eine Zeitreise
Wachablösung: Juniorchef Thomas Kugler vor den 8x4-Kippern
© Foto: Gregor Soller

Die Spedition Hans Kugler hat neben aktuellen Euro-6-Lkw noch drei aktive Saurer im Fuhrpark.

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Gut 32 Jahre nachdem der letzte Saurer-Lkw von den Bändern in Arbon rollte, stellt die Schweizer Lkw-Marke weiterhin das Gros des Kuglerschen Fuhrparks, nämlich vier von zehn Lastwagen!

Gut, der 1947er Berna, der bis auf den Grill, die Logos und die Scheinwerferstreuscheiben(!) baugleich mit dem entsprechenden Saurer ist, fährt mittlerweile nur noch zu Oldtimerfahrten aus und wird nicht mehr gewerblich genutzt.

Ganz anders ist das beim rechtsgelenkten 5DF-Kipper von 1965, bei dem ein elektronisches Kästchen die "leistungsabhängige Schwerlastabgabe" LSVA ermittelt. Da die aber ohnehin alle Lkw von Euro 0 bis Euro 3 in der teuersten Preisklasse zusammenfasst, hält Juniorchef Thomas Kugler ihm und zwei weiteren (Dino-)Saurern die Treue.

NACH 35 JAHREN ERSETZTE EIN AROCS DEN SAURER D330

Ein fünfter Saurer, ein D330BF-Vierachser von 1979, schied erst im vergangenen Jahr aus dem aktiven Berufsleben aus. Er läuft jetzt, weiter in Kugler-Farben, für den Generalsekretär der Les Routiers Suisses, David Piras. Der nutzt ihn für private Ausfahrten und als "Demonstrator" für Schweizer Lkw-Technik.

Kugler hätte ihn leicht auch in eins der ex-jugoslawischen Länder verkaufen können, wo sich Saurer immer noch reger Nachfrage erfreuen und hart für ihr Gnadenbrot schuften müssen. Mittlerweile wechseln aber auch die jüngsten Arboner Laster vom Young- in den Oldtimerstatus, weshalb die Eidgenossen die noch verbliebenen (Un-)Ruheständler nur noch ungern weggeben. Doch nachdem Kugler die Kopfdichtung das zweite Mal binnen eines Jahres wechseln musste war klar, dass auch der Zylinderkopf dringend eine Überholung nötig hätte. Für Kugler zu viel Aufwand und damit ein Fall für Piras, den Ex-Präsidenten des Saurer-Clubs.

Kugler katapultierte sich beim neuen Vierachs-Kipper dann gleich von Euro 0 auf Euro 6: "Wagen Nummer fünf" ist jetzt ein Arocs 3243, der 100 PS stärker und zehn Liter sparsamer ist als der Vorgänger: "Im gemischten Einsatz brauchen wir um die 40 Liter auf 100 Kilometer", freut sich der Juniorchef, "der D330 tat es nie unter 50!"

Wie bei der Bahn wurden die alten Recken in regionale Dienste zurückgedrängt: Der D330BN-Allrad-Hauber von 1982 läuft hauptsächlich im Winterdienst, während ein D290BF-Kehrichtfahrzeug", wie die Pressmüllwagen in der Schweiz heißen, nur noch zweimal die Woche auf Sammeltour geht, das aber regelmäßig. Dazu kommen Sondereinsätze an Neujahr oder Fastnacht, wenn besonders viel Kehricht von den Straßen Arbons gekehrt werden muss.

Er steht "Seit an Seit'" mit einem Actros-MP2-Absetzer in seltener 8x2-Konfiguration: Außer der Antriebsachse sind alle Räder gelenkt, Vor- und Nachlauflenkachse sind darüber hinaus liftbar. "Ich brauche das mögliche Volumen nicht immer, aber es gibt einem gewisse Freiheiten, gerade bei größeren Behältern", freut sich Kugler über den gebraucht erworbenen Vorführer. "Außerdem ist er wendig wie ein Dreiachser und läuft herrlich in der Spur." Trotzdem scheitert auch er an manchen Transportaufgaben in den teils extrem engen Thurgauer Gemeinden.

DER KLEINSTE FORDERT DIE FAHRER AM ALLERMEISTEN

Dann muss immer wieder der nur 2,3-Meter schmale Saurer 5DF ran, auch wenn Fahrer Stefan Kunej den einstigen Prototypen(!) eigentlich nicht mag: "Der wird nie mein Freund", erklärt er, als er den 5DF mit kunstvoll weggeklappten Spiegeln wieder in die enge Garage bugsiert hat, um auf den Renault Kerax umzusteigen.

Denn so unschuldig der mittlerweile 50 Jahre alte Rechtslenker auch aus seinen großen Rundscheinwerfern blickt, so schwer macht er es den Fahrern mit dem Schalten: Sein Getriebe ist natürlich noch nicht synchronisiert. Im hektischen Alltag der 2010er-Jahre erleichtert einem eine Synchronisation oder gar Automatisierung den Job mittlerweile enorm. Stefan klettert in den Renault und erledigt den nächsten Job.

Auf einer anderen Baustelle ist gerade Erich Kast mit dem ebenfalls noch sehr neuen Euro-6-Iveco Trakker zu Gange, mit dem Kugler sehr zufrieden ist. Als er die ersten Euro-6-Autos suchte, konnten nur Scania und Iveco liefern, während Daimler die mehrwöchige Wartezeit mit einem Euro-5-Leihwagen überbrücken wollte. Dazu kam, dass Kugler von Fiat-Powertrain (der einstigen Saurer Motorenentwicklung) einen Auftrag erhielt, ab und an Mulden zu stellen respektive abzufahren, was die Entscheidung, einen Iveco in den Fuhrpark zu nehmen, erleichterte.

Dass der Daimler-Verkäufer nicht aufgab, belegt der Arocs, der einer der ersten Arocs-Euro-6-Vorführer in der Schweiz war. Entsprechend gut war das Angebot, das Auto zu übernehmen, zumal Teile der Saurer-Fertigung ja einst von Daimler übernommen wurden. Insofern bleibt Kugler seiner Heimatmarke indirekt treu. Weniger zufrieden ist Kugler mit den Renault Trucks, die nach der Saurer-Pleite in den Fuhrpark kamen, schlicht und ergreifend weil die Franzosen den nächstgelegenen Händlerbetrieb in Arbon hatten.

Zum Schluss treffen wir noch Willi Hochreutener und Danilo Gaccioli im Mercedes Econic, die immer im Abfallsammeleinsatz unterwegs und mit ihrem Job sehr zufrieden sind. Hochreutener, der mit dem Saurer-Vierachser 1979 bei Kugler begann, wird dem D330 im Herbst in die Rente folgen. Wann ihm die restlichen Saurer folgen könnten, ist allerdings noch lange nicht abzusehen!

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