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Reportage: Mit 438 Tonnen hoch hinaus

18.09.2020 15:00 Uhr | Lesezeit: 6 min
Reportage: Mit 438 Tonnen hoch hinaus
Die Brücke ist mit fast 500 Metern Länge eines der größten Einzelprojekte der DB für die neue ICE-Verbindung von Ulm nach Stuttgart
© Foto: Faymonville

Die ICE-Verbindung Stuttgart–Ulm ist ein Megaprojekt voller Herausforderungen für Mensch und Maschine. Ein Meilenstein ist die 485 Meter lange Filstalbrücke, erbaut von Max Bögl und Porr. Eine besondere Rolle spielten die Power-Packs von Wiesbauer.

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Imposant ragt sie nahe der Gemeinde Mühlhausen im Täle empor. Mit einer Höhe von 85 Metern wird sie die dritthöchste Eisenbahnbrücke Deutschlands sein. Zwei Züge können sie gleichzeitig mit Tempo 250 km/h passieren und brauchen dann für die 485 Meter lange Strecke ganze sieben Sekunden. Gebaut wird die Filstalbrücke von einer Arbeitsgemeinschaft aus Max Bögl und Porr. Als würde ein Superlativ nicht reichen, ist sie mit ihrer Gesamtlänge nach dem neuen Stuttgarter Hauptbahnhof das größte Einzelbauwerk auf der neuen ICE-Strecke der Deutschen Bahn AG. Und 2022 muss alles fertig sein.

Trotz Zeitdruck ging es bei einem der jüngsten Projektabschnitte allenfalls im Schneckentempo voran. Zu transportieren war die 85 Meter lange blaue Vorschubrüstung, die bisher die Distanz von Brückenpfeiler zu Brückenpfeiler überbrückt und an den gelben Auslegern die Schalung beim Betonieren gehalten hatte. Während unten der Verkehr auf der A 8 den Drackensteiner Hang Richtung München entlangrollte, liefen hoch oben die letzten Vorbereitungen zu diesem einzigartigen Schwertransport. Ein Projekt, das Bauleiter Daniel Welsch von der Firma Porr seit Monaten bis ins kleinste Detail durchplante. „In unserem Ablaufplan haben wir im Vorfeld jede Phase des Transportes dargestellt. Dabei ermittelten wir auch die auf die Selbstfahrmodule von Cometto wirkenden Kräfte“, erinnert er sich an einen der vielen Gedankengänge.

Die Vorschubrüstung (blau) ist 85 Meter lang und trägt die Verschalungen (gelb), mit deren Hilfe die Stahlkonstruktion in Beton gegossen wird
© Foto: Faymonville

In dieser Höhe muss man auch den Wind berücksichtigen

Da in einem Tal permanent ein Luftstrom herrscht, fand auch das Thema Wind Berücksichtigung. „Da kamen unsere Ingenieure ins Spiel“, erklärt Joachim Kolb, Sales Manager beim Selbstfahrerhersteller Cometto. „Um die Standsicherheit in allen Phasen des Transports zu gewährleisten, wurden Berechnungen für Windgeschwindigkeiten von 36, von 72 und im Falle eines Sturmes auch von 100 km/h durchgeführt.“

Da Wiesbauer aus Bietigheim-Bissingen seit Monaten mit verschiedenen Mobilkranen auf der Baustelle im Einsatz war, bewarb sich das Unternehmen auch für die Durchführung des Schwertransportes – und erhielt den Auftrag. Ein Novum für Wiesbauer, die damit erstmals im Selbstfahrerbereich aktiv wurden. Insgesamt 20 MSPE-Achslinien mit einer Achslast von 48 Tonnen und zwei Power-Pack-Units mit 202 kW (275 PS) bestellte Wiesbauer deshalb Ende 2019 bei Cometto.
Die Vorschubrüstung wird im sogenannten offenen Verbund gefahren. Das heißt, auf der einen Seite zwei Vierachs-Einheiten in einer Side-by-Side-Anordnung. Gegenüber, in 58 Metern Entfernung, eine Sechsachs-Einheit. Für den konkreten Einsatzfall hatten die Vorabberechnungen eine maximal zulässige Seitenneigung von exakt 4,58 Prozent bei einer Windgeschwindigkeit von 72 km/h ergeben. Um die Eckwerte sicher einzuhalten, wurde der Transport kurzfristig um einen Tag vorgezogen, denn ein Sturmtief hatte sich angesagt …

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