Lust auf mehr

Nur wenige Käufer entschieden sich in Mitteleuropa für einen Nissan-Frontlenker mit Leiterrahmen. Das soll sich ändern: Cabstar und Atleon werden künftig hauptsächlich über Volvo Trucks verkauft und sollen dort das Programm nach unten abrunden und vor allem bei Sonderaufbauten punkten. Allerdings nicht mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Zwar verspricht Nissan beim neuen Cabstar bis zu 1.820 Kilo Zuladung, allerdings nur, wenn man auf den kürzesten Rahmen mit Einzelkabine aufbaut. Der kürzeste Sprinter, ebenfalls kein Leichtgewicht, bietet im Bestfall zehn Kilo weniger. Interessanter ist sicher der 4,5-Tonner, der mindestens 2.461 Kilo laden kann. VerkehrsRundschau-Eindrücke: Das Hauptrevier des Cabstar ist sicher die Stadt: 2,50 Meter Radstand und im kürzesten Fall knapp 4,60 Meter Länge – da kann man auch auf engen Straßen einmal wenden. Das erleichtert die exakte Servolenkung, die allerdings auf grobe Stöße und Querfugen empfindlich reagiert und die bis ins Lenkrad weitergibt. Gut zur Hand liegt der Schalthebel. Weniger gut ist die kurze Übersetzung der Gänge: Der 150 PS starke Topmotor lässt den Cabstar zwar schnell beschleunigen, dreht aber im sechsten Gang bei Autobahntempo 120 3.300 Touren. Das kostet Sprit. Kühlen Kopf behalten kann man dafür beim Anfahren am Berg. Ein Tritt aufs Bremspedal und der Nissan wird per Hillholder gehalten. Sonst findet sich wenig Hightech: ABS kostet in der einfachen Version Aufpreis, sonst bemühen sich Verstärkungen und Airbags, den Fahrer im Ernstfall zu schützen. Der Atleon wird zum echten LKW Der Atleon reicht jetzt bis 15 Tonnen hinauf. Im 3,5- und 5,6-Tonner arbeitet dasselbe Nissan-eigene Drei-Liter-Aggregat wie im Cabstar, nur dass es anders klingt. Der Spanier röhrt wie einst der VW-MAN, dazu pfeift der Turbolader seine Melodie. Lenkung und Schaltung wirken erwachsener. Das massive Gerüst führt den 3,5-Tonner ad absurdum: Zwischen 1,4 und 1,5 Tonnen Nutzlast lässt das Fahrgestell übrig. Viel interessanter klingen da die 3,5 Tonnen, die der 5,6-Tonner schultert, über zehn sind es dann beim 15-Tonner mit breiter Kabine. Was dem Spanier fehlt, ist Image und etwas Feinschliff im Detail. Nissan arbeitet daran – denn das boomende Nutzfahrzeuggeschäft macht den Spaniern Lust auf mehr. (gs) VerkehrsRundschau.de Online-Tipp: Den ausführlichen Fahrbericht und eine Übersicht über die technischen Daten finden Sie in der VerkehrsRundschau 43 vom 20. Oktober 2006. Fotos von Cabstar und Atleon haben wir unten auf dieser Seite wie immer in einer kleinen Bildergalerie zusammengestellt.