Schnelle Alternativen

"Unsere Fahrzeuge sind alle zu kaufen!", erklärt Francois Lautel, Marketingmanager von Renault. Lautels Team hat acht LKW-Modelle mit alternativen Antriebskonzepten auf dem Renault-Testgelände nahe Paris zusammengezogen. Die Fahrzeuge stammen aus Kundenerprobungen und spulten bereits etliche Kilometer zuverlässig ab. Aufgefahren sind: ein dreiachsiger Premium mit CNG (Compressed Natural Gas)-Antrieb, ein Midlum 7,5-Tonner mit Elektromotor, ein Puncher-Low-Entry-Müllwagen mit Gasmotor sowie ein Puncher im identischen Einsatz als Bimodal-Elektro/Diesel-Fahrzeug. Die Eindrücke der VerkehrsRundschau: Der „Electrical Midlum“ hat seine Bewährungsprobe als Verteiler bereits hinter sich. Aus Gründen der Praxistauglichkeit vertraut Jean Gauquelin, Vice President Alternative Fuel & Driveline, auf Bleibatterien. „Die sind, je nach Einsatz und Reichweite zwar schwer – im Midlum zwei Tonnen, im Puncher bis zu vier Tonnen – aber die Technik ist bewährt.“ Trotz nur 36 kW Maximalleistung des E-Motors kommt der Verteilerlaster flott auf Touren. 80 km/h sind nach ausreichender Anlaufstrecke kein Problem. Der Antritt reicht aus, um im Stadtverkehr mitzuschwimmen. Der Elektroantrieb gibt seine Kraft via Sechsgang-Automatik an die Räder weiter. Die Schaltdrehzahl liegt mit 2800 Touren relativ hoch. Dabei bleibt der E-Laster extrem leise. Die Reichweite liegt bei rund 100 km. Dafür rekuperiert der Midlum – er betreibt im Bremsbetrieb seinen Motor als Generator und speist Energie in die Batterien zurück. Das führt allerdings zu einer starken Verzögerung, sobald der Fahrer vom Gas geht. Umgerechnet auf einen Diesel-Midlum verbraucht der E-Renault sieben Liter auf 100 km. Aanfter fährt der Premium mit Gasmotor. Äußere Erkennungszeichen sind der oberschenkeldicke Auspuff mit integriertem Katalysator und ein für ein Gasauto kräftiges Verbrennungsgeräusch. Auch der Premium vertraut im Antriebsstrang auf ein Sechsgang-Automatikgetriebe von Allison. Die Schaltdrehzahl liegt mit 2300 Touren höher als beim Diesel, aber deutlich unter Benziner-Niveau. Der CNG-Premium fährt sich völlig unspektakulär und offeriert passables Drehmoment. Die gebotene Leistung reicht aus, um ansprechende Fahrleistungen zu erzielen. Einziges Problem: Manchmal ist der Gasmotor beim Anhalten kurz vorm Absterben. Im letzten Moment hält ihn seine Leerlaufregelung doch am Leben. Das macht der ebenfalls CNG-betriebene Puncher besser. Der Low-Entry-Dreiachser läuft als Müllsammelwagen in einem Pariser Außenbezirk. Von der Motorcharakteristik unterscheidet er sich nicht von einem Diesel. Den grünen Bereich markiert der Drehzahlmesser zwischen 1500 und 2000 Touren. Selbst bei Vollgas – hier passt der Ausdruck endlich – dreht der Motor kaum über diesen Bereich hinaus. Einen völlig anderen Weg geht Renault mit einem vom Aufbau identischen Fahrzeug, allerdings in Bimodal-Auslegung. Renault betont, dass es sich dabei ausdrücklich nicht um einen Hybridantrieb handelt! Die Idee hinter dem Bimodal: Mit dem Dieselmotor bis ins Sammelgebiet fahren, um dann im Elektrobetrieb die Müllsammlung aufzunehmen. Antriebstechnisch vertraut auch der Bimodal auf einen 36 kW starken E-Motor, der für die niedrigen Geschwindigkeiten bei der Müllsammlung völlig ausreicht. Die Reichweite beträgt allerdings nur 30 km, weil rund zwei Drittel der Batteriekapazität für den elektrischen Betrieb der Schüttungshydraulik benötigt werden. Mit Ausnahme des bimodalen Konzeptes zeigen sich die Alternativantriebe erstaunlich ausgereift. Allerdings kämpfen die Elektro-Laster mit den altbekannten Nachteilen: Schon vor hundert Jahren scheiterte der E-Antrieb an zu schweren, zu teuren und zu wenig leistungsfähigen Batterien: (gg) VerkehrsRundschau.de Online-Tipp: Mehr über die alternativen Antriebstechniken bei Renault lesen Sie in der VerkehrsRundschau 21 vom 25. Mai 2007. Fotos sind unten auf dieser Seite wie immer in einer Bildergalerie zusammengestellt.