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Siegfried Gutekunst auf dem neuen Kirn-Showtruck

26.01.2015 08:00 Uhr
Siegfried Gutekunst auf dem neuen Kirn-Showtruck
Der neue Kirn-Truck mit riesigem Adlerkopf hat 580 PS V8-Power
© Foto: Felix Jacoby

Siegfried "Sieger" Gutekunst ist seit über vierzig Jahren Fahrer - fast immer auf Scania. Dem TRUCKER zeigte er seinen neuen Greif.

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Regelmäßige Festivalbesucher kennen ihn namentlich nur als "Sieger", das aber schon seit Jahrzehnten: Siegfried Gutekunst, Jahrgang 1952, gehört zu den Urgesteinen der deutschen Truckerszene. Seine Karriere als Kraftfahrer ist geprägt von seiner Treue zur Marke Scania. Und er ist ein Zeitzeuge dessen, wie sich das Leben und Fahren über die letzten Jahre verändert hat.

Gelernt hat der 62-Jährige LKW-Mechaniker beim Fahrzeugbauer Wackenhut in Nagold. Zum Führerschein kam er über die Bundeswehr. Danach begann er gleich auf einem Tankwagen bei König in Gechingen zu arbeiten, kurz darauf wechselte er zur Traditionsfirma Kube & Kubenz, wo er 1973 seinen ersten Scania bekam: einen 140er mit V8 und damals gewaltigen 350 PS.

Das war zu der Zeit im Vergleich zum Leistungsdurchschnitt eine wahrhaft königliche Motorisierung. Allerdings waren die meist blattgefederten Zugmaschinen dieses Typs für ihre brachiale Steifigkeit gefürchtet: Einen nicht ausgeladenen Scania der Serie 0 über eine wellige Betonplattenautobahn zu treiben, war ein ziemlich wilder Ritt, der die Wirbelsäule gehörig plagte. Dafür gab es am nächsten Berg die Belohnung - zu einer Zeit, da LKW-Überholverbote noch Seltenheitswert hatten. Wenn der Achtzylinder sich mit kraftvollem Ballern und durchdringendem Turbopfeifen an einer langen Steigung festbiss, sortierte er seine gleich schweren Wettbewerber mit großer Lässigkeit nach rechts hinten durch.

Viele Jahre fuhr Siegfried dann Mineralöltransporte zwischen dem Rheintal und dem Ballungsraum um Stuttgart. Gerade die bergige A8 von Karlsruhe zum Kreuz Stuttgart forderte den Lastwagen ganz schön Leistung ab. Der Fahrer erzählt: "Damals konnte man noch die Muskeln spielen lassen und dank des dünneren Verkehrs mit den vielen Pferden auch noch richtig Zeit gewinnen." Und er fährt fort: "Der 140er war zwar knallhart gefedert, aber er war unglaublich stark, und ich hab' mich schon damals in der viel einfacheren Kabine sehr wohlgefühlt. Und richtig genial war die Streckbremse, die nur auf die Anhängerachsen wirkt, damit konnte man den Sattelzug im Gefälle und bei schwierigen Fahrbahnzuständen besser stabilisieren."

Die jungen Fahrer heutzutage ahnen kaum, wie lausig die Technik zum Verzögern der Fahrt damals war. Scheibenbremsen gab es noch lange nicht, und es galt die Faustregel, einen Berg mit den kümmerlichen Motorbremsen nur in dem Gang mit der Geschwindigkeit herunterzufahren, in dem man ihn auch raufwärts bewältigen würde. Als Siegfried dann einen 142er mit einem damals noch neuartigen Retarder bekam, war das ein Riesenfortschritt.

MIT VIEL GLÜCK ÜBERSTAND DER FAHRER EINEN SCHWEREN UNFALL

Auf der A8 bei Pforzheim überstand Siegfried Ende der 80er-Jahre einen schweren Unfall, bei dem plötzlich ein Baustellenfahrzeug von rechts auf die Fahrbahn fuhr. Sieger konnte seinen Gefahrguttanker nicht mehr rechtzeitig bremsen und bohrte sich krachend in den Bitumenkocher. Es war ein Riesenglück, dass dabei nichts explodierte. Siegfried ist bis heute sicher, dass ihm das Sicherheitsfahrerhaus des Scania 143 das Leben rettete. Beinahe unverletzt stieg er aus dem Wrack.

Anfang der 90er-Jahre wechselte Siegfried vom Tankzug auf einen Speditionslaster, zugleich ging es von der Scania-Generation drei zurück zur eins, denn Firma Manz hatte noch einen gut gepflegten 141er-Anhängerzug mit Kofferaufbau, mit dem überwiegend Konserven transportiert wurden. Nach einem Scania 113 wechselte Siegfried dann kurz mal die Marke und war mit einem Mercedes SK mit 320 PS, Zehnzylinder und Bullfänger für Manz öfter in Richtung Ungarn unterwegs.

Nach etlichen Jahren wechselte Siegfried schließlich zum heutigen Arbeitgeber, der Spedition Kirn aus Egenhausen im Schwarzwald. Deren Hauptgeschäft sind Transporte zwischen den schwäbischen Wirtschaftsregionen und dem Ruhrgebiet, auf der Hintour meist Papier oder Holz, auf dem Rückweg häufig alle Arten von Stahl. Dazu kommen viele Coiltransporte von einem Großlager im Stuttgarter Hafen. Hier fuhr er unter anderem einen Scania 144/460 mit dem beliebten Frontdachbett, danach lange einen sechszylindrigen R 480.

Sozusagen als Krönung der Laufbahn gab es nun einen V8 für ihn mit 560 PS und automatisierter Schaltung. Wenn Siegfried gedanklich einen Bogen spannt von dem 140er, der unter alten Kollegen wegen seiner Härte noch gerne als Folterkammer tituliert wird, zum jetzigen Sattelschlepper, wird ihm der enorme Fortschritt bewusst, den die Technik gemacht hat.

Der Fahrer ist begeistert davon, mit welcher Geschmeidigkeit die Kraft heutzutage auf die Straße gebracht wird und wie gut die Bremssysteme im Vergleich zu früher sind. Trotzdem hatte Sieger noch einiges an Extrawünschen, und so ging die neue Zugmaschine vor ihrer Inbetriebnahme auf Wanderschaft zum Veredeln.

FÜR DEN MANN MIT DIESEL IM BLUT, EIN V8 MIT 560 SCHMUCKEN PFERDEN

Die erste Station war Scania Baiersbronn, wo viele Teile vom Vorgänger auf dem Neuen montiert und das Innere der Kabine umgebaut wurden. Schon bei seinem letzten LKW hatte Siegfried einen praktischen Heckschrank unter dem Dach, außerdem ließ er sich das Bett hochsetzen, um darunter Stauraum zu gewinnen. Anschließend ging die Zugmaschine zu AIS ins belgische Bütgenbach, wo weitere Edelstahlteile und eine prächtige Heckstoßstange montiert wurden.

Für eine gediegene Inneneinrichtung sorgte als nächster Ernst Auhuber am Autohof Berg. Und schließlich schuf Lackierspezialist Peter Litger mit Hilfe der Airbrush-Pistole die passende Außengestaltung. Riesige Adlerköpfe auf den Seiten huldigen dem Markenzeichen von Scania, ein weiterer Greif wacht auf der Rückwand über das V8-Zeichen. Siegfrieds Arbeitgeber gewährte seinem Fahrer die beiden Monate zum Umbau; in dieser Zeit zehrte er angesammelten Urlaub auf und kümmerte sich um die Koordination der Fahrzeuggestaltung.

Jetzt fährt er mit großer Freude ein absolutes Unikat, in das er nach eigenen Angaben einen größeren fünfstelligen Betrag investiert hat. Seine Lebenspartnerin Ursula "Uschi" Zimmer begleitet ihn so oft wie möglich, vor allem zu den Truckfesten. Dort sitzen sie dann oft zusammen mit guten Freunden und reden darüber, wie unglaublich sich der Straßentransport mit den Jahren gewandelt hat.

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