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Stefan Schubert und seine Oldtimer-Sammlung

18.03.2013 08:00 Uhr
Stefan Schubert und seine Oldtimer-Sammlung
Stefan und Marina Schubert lieben ihre Oltimer-Sammlung
© Foto: Gerlach Fronemann

Mit einem Hängerzug ist Stefan Schubert in Deutschland unterwegs. In seiner Freizeit widmen sich er und seine Ehefrau Marina ihren außergewöhnlichen Sammlungen.

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Die Landstraße führt von Leipzig her in einen kleinen Ort, gesäumt von ländlichen Häusern mit großen Gärten. Das Haus ist schnell gefunden, uns empfängt ein bellender Schäferhund. Eine Stimme ruft: "Ich komme", und schon begrüßt uns Marina Schubert, die Frau von Stefan Schubert. Ihn haben wir bei einer TRUCKER-Umfrage kennen gelernt. In einem beiläufig gesprochenen Satz hatte er von restaurierten Lastwagen aus DDR-Zeiten berichtet, Grund genug für den TRUCKER-Mitarbeiter, den Fuhrunternehmer zu besuchen.

Hinter dem Wohnhaus begrüßt uns Stefan Schubert in Jeans und reflektierender Sicherheitsjacke. Um den Innenhof gruppieren sich ehemalige landwirtschaftliche Gebäude, die vormals dem 1901 von Marinas Urgroßeltern gegründeten Fuhrunternehmen als Unterstell- und Lagerhäuser dienten. Bis nach der Wende arbeitete die Familie für die Landwirtschaft, beförderte Frischmilch zu Molkereien sowie Obst und Gemüse aus großenteils eigener Ernte aber auch andere Waren.

VOM OPEL BLITZ AUS 1936 BIS ZUM H3A VON 1953

Die Gebäude sind in Weiß, Tore und Fenster in frischem Grün und Gelb gestrichen. Als Stefan das erste Tor öffnet, kommen jedoch statt eines LKW ein Trabant 601 (Bj. 1964) und ein Wartburg Camping (etwa Bj. 1962) zum Vorschein, daneben eine Anzahl Krafträder aus DDR-Fertigung. Marina zeigt auf einen Roller: "Mit dem bin ich jahrelang zur Arbeit gefahren." Auf Wandregalen Ölkannen, -dosen und Ersatzteile aus DDR-Zeiten.

Die Spannung steigt, als das Ehepaar das Tor zu einem Querbau öffnet. Kommen nun ein IFA oder S 4000 zum Vorschein? Vor uns steht ein Opel Blitz. Stefan Schubert: "Der ist Baujahr 1936, ursprünglich ein Bus, der in den Sechzigern zum LKW umgebaut wurde. Unsere Firma hat ihn für Agrartransporte genutzt." Stefan hat alles sorgfältig restauriert: die Scheinwerfer, die Leitstangen, den Kühlergrill mit Originalschriftzug und Zeppelin als Kühlerfigur.

Daneben erscheint nach Öffnen des zweiten Torflügels ein leuchtend gelber H3A von 1953, ein Vorgänger des S4000 noch aus den Horch-Werken in Zwickau. Rote Stoßstange, von einem Pinup-Girl geschmückter Kühlergrill und Streifen entlang der Motorhaube. Auch das Innere des Fahrerhauses ist in gutem Zustand, wie einst geliefert.

Über den Winter hat Stefan die Batterien ausgebaut, doch im Frühling wird er den einen oder anderen Laster wieder in Bewegung setzen. Schon geht es weiter. Das benachbarte Tor gibt den Blick frei auf einen Moskovitsch, ein Nachbau des Opel Olympia von Ende der Dreißiger. Daneben stehen ein brandneuer Trabant 601 in sportlichem Hellbeige mit Chromstreifen auf den Kotflügeln von 1989, einer der letzten aus Zwickauer Produktion. Ein uralter DKW F7, im Volksmund auch "Deutscher KinderWagen" genannt steht daneben, liebevoll restauriert, weiß und im Bereich der Hinterachse in Holzimitation. Diesen Veteran hatte der Großvater von Marina Schubert, geborene Fischer, um 1937 gekauft, aber angesichts des geplanten Angriffskriegs nicht zugelassen und unter Stroh versteckt. So entging das nicht registrierte Fahrzeug der Beschlagnahme und wurde zur Transport- und Familienkutsche der Fischers.

LASTWAGEN, MODELLE, RÄDER UND PUPPEN

Hinter dem Trabi steht eine Sammlung Fahrräder aus DDR-Fertigung, die das Ehepaar ebenfalls zusammengetragen hat, "bei Verwandten und Bekannten von Speichern und Abstellkammern." Daneben entdecken wir einen grünen S400 mit kurzem Radstand und auf Regalen entlang den Wänden eine große Anzahl an Dreirädern, Schaukelpferden und Holzrollern aus den frühen Fünfzigern sowie Lastwagen-, Traktor- und Feuerwehrmodelle aus Holz und Blech. Marina Schubert, von Beruf Erzieherin, schiebt vor den Moskovitsch einen von mehreren Kinderwagen aus den Sechzigern. Sie sammelt vor allem Puppen und Kinderwagen, vor allem aus DDR-Fertigung.

Damit ist es nicht getan. Marina und Stefan weisen auf einen Durchgang zu einem großen Garten. Der erste Blick fällt auf einen frühen Multicar mit nur einem Sitzplatz: "Der kommt als nächster dran", lacht Stefan Schubert, der sich auf die Restaurierung freut.

ZU JEDEM STÜCK GIBT ES EINE KLEINE ANEKDOTE

An der Hauswand sitzen geschützt Hasen in Ställen, im eingezäunten Teil laufen Hühner herum. "Das ist vor allem mein Bereich", sagt die Ehefrau. Über eine Wiese mit Apfelbäumen geht es zu einer Scheune, in der weitere Nutzfahrzeuge stehen: ein S4000/1 aus dem LKW-Werk Ernst Grube Werdau von

1964 und ein IFA W50, 1978 in Ludwigsfelde gebaut und vom regionalen VEB Kraftverkehr übernommen. Im Hintergrund stehen noch ein Zweiachsanhänger und ein Ackerschlepper Framus 36 aus DDR-Fertigung sowie eine IFA-Zugmaschine und ein Hansa-Lloyd 1,5 Tonner von 1939. All diese Fahrzeuge sind sorgfältig im Grün der "Obstpächterei Fischer" lackiert. Denn der Privatbetrieb erntete viele gepachtete Obstbäume entlang den Landstraßen zur Verwertung als Mostobst. Aus der eigenen Landwirtschaft stammen großenteils auch die unter einem Schutzdach aufgereihten Ackergeräte.

Als nächstes wird der Hauptbestand der Sammlung an teils raren Puppen, Kinder- und Puppenwagen sowie der LKW- und Baumaschinenmodelle präsentiert. Zu jedem Stück halten die beiden eine kleine Anekdote bereit. So zeigt Stefan zwei Kranmodelle: "Einer hat ein Silberkettchen als Zugkette, der andere eine Schnur. Nur, wenn die Kettchen nicht lieferbar waren, behalf man sich mit der Schnur."Die Sammlung setzt sich im von Hunden gut bewachten Wohnhaus fort. Dort bestaunen wir alte Fahrzeugbriefe und Kaufverträge. Zum Abschied gibt das sympathische Paar uns noch eine Packung Freilandeier und eine Tüte voller Äpfel mit - nicht zum Sammeln, sondern zum baldigen Verzehr.

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