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Test Scania CB 440 MHZ 8x4

11.10.2012 08:00 Uhr
Test Scania CB 440 MHZ 8x4
Scania CB 440 MHZ 8x4: "Ein ganz harter Hund"
© Foto: Karel Sefrna

Beim CB 440 MHZ 8x4 verzichtet Scania auf Nettigkeiten wie Frontunterfahrschutz oder breiten Aufstieg zur Scheibe. Stattdessen demonstriert der blattgefederte, scheibengebremste G, dass es den Schweden im Bausegment ernst ist.

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Scania hetzt die harten Hunde auf die deutschen Platzhirsche: Der G440 CB MHZ 8x4 jagt im Revier der Baustelle. Davon machen die deutschen Hersteller über die Hälfte des Marktes unter sich aus.

Einst beschieden sich die Schweden oft mit bodennahen Baukastenlösungen. Eben diesen Baukasten weiteten die Wikinger immer weiter aus, zuletzt um geländegängige Baufahrzeuge.

Die erkennt man an dem um 80 Millimeter nach vorn gezogenen Stahlstoßfänger ohne PKW-Unterfahrschutz. Die Offroader sind als "Geländefahrzeug" eingestuft und dürfen ihn weglassen. Dazu passen die optional vergitterten Scheinwerfer. Die dicke Eisenlippe beherbergt übrigens eine 35-Tonnen-Abschleppöse und ist separat montiert, damit im Falle des Falles nicht gleich alle dahinter liegenden Komponenten in Mitleidenschaft gezogen werden. Darunter schützt eine Blechplatte den unteren Teil des Ladeluftkühlers und den vorderen Teil der Ölwanne.

Unter der Wartungsklappe drängen sich beim DC 13-Euro-5-EGR-Motor dicht hintereinander die beiden Kühlerpakete. Das Waschwasser füllt man fahrerseitig unter der Tür nach, was einem die Fummelei mit dem Einfüllstutzen oder der Kanne unter der Frontklappe erspart.

LANGE GEFORDERT: DIE STÄRKERE STECKACHSE

Ein Thema war bei Scania-Baufahrzeugen immer mal wieder die Steckachse, die die Schweden jetzt verstärkten. So konnte man die Gesamtübersetzung auf bis zu 7,18 (statt früher 6,50) und damit die Traktion am Rad erhöhen. In der Praxis spürt man das vor allem dann, wenn gerade noch Grip vorhanden ist. Außerdem sollte es über die Jahre die Lebensdauer der Achsen erhöhen.

Gefedert ist das Boogie mit einem ebenfalls neu entwickelten progressiven Parabelpaket mit zwei 38erund zwei 45er-Federblättern, das vor allem bei Leerfahrten für mehr Traktion und Komfort sorgen soll und alternativ zum 4x30- oder 4x41er-Paket angeboten wird. In der Praxis "erfährt" man diese Details nur im direkten Vergleich. Komfortkönig will der rundum blattgefederte "King" ohnehin nicht werden. Vorn dämpft ein dreifaches 29mm-Paket die Stöße, aber auch hier gibt der Scania den harten Hund. Dabei federt er zwar eine Spur angenehmer als der brettharte MAN TGS in "BB-", also "Blatt-Blatt"-Ausführung, erreicht aber auch nicht dessen trockene Fahrpräzision. Der Schwede schwingt etwas mehr und die Lenkung ist nicht ganz so exakt: Wenn die Servopumpe richtig ran muss, spürt man das, Unebenheiten werden nicht komplett herausgefiltert.

Dafür hakt der Greif das Thema Ergonomie mit Bestleistung ab: Alle Schalter sind gut erreichbar und die Sperren lassen sich jetzt der Reihe nach längsund hinten quer per Drehschalter aktivieren. Im Testwagen war die Zweipedal-Opticruise GRSO 905R samt verstärktem Retarder verbaut, der bis zu 4100 Nm Bremskraft bringt. Dabei ist der zwölfte Gang mit 0,81 ins Lange übersetzt, während der Elfte direkt durchtreibt. In der Praxis ist die 4,35er-Hinterachse kurz genug, um auf Rolletappen über Land immer die höchste Fahrstufe zu nutzen.

Die Gangwechsel selbst erfolgen zügig und intelligent. Die Testrunde erforderte kaum manuelle Eingriffe: Der schwedische Bauarbeiter setzt lange auf seine üppigen 2300 Nm Drehmoment und beißt sich an Bergen bis 1100 Touren richtiggehend fest, was einem weiteres Herunterschalten erspart.

IN DER PRAXIS SETZEN REIFEN UND BODEN GRENZEN

Einzig beim Anfahren verhaspelt sich die Elektronik manchmal und startet sicherheitshalber unbeladen auch mal in zwei statt in drei, um dann sehr optimistisch gleich in sechs zu springen. Der dabei erforderliche Gruppenwechsel verlangt nach einer kleinen Schaltpause, ebenso wie man beim Herunterschalten deutlich hört, wann der Wikinger wieder die kleine Gruppe bevorzugt. Der mit 13,28 kurz übersetzte Crawler kann den harten Hund mit weniger als 3 km/h herumkriechen lassen und ermöglicht Steigfähigkeiten, die eher durch die Haftgrenze von Reifen und Untergrund begrenzt werden.

Offroad kann man Opticruise außerdem mit zwei Modi nachschärfen, was durch Drehen des Lenkstockhebels geschieht. Dann nutzt der Motor höhere Drehzahlen und hält die Gänge länger.

Beim Tritt auf den unergonomischen Fußtaster der Motorbremse nimmt der Schwede immer zwei Gänge zurück, wodurch sich die 32 Tonnen zumindest in sanftem Gefälle einigermaßen halten lassen. Ein Zug am Retarderhebel sorgt für eine weitere Rückschaltung um einen Gang. Zieht man den Retarder ganz durch, kann man die Scheibenbremsen rundum nachhaltig entlasten. Die sind gut dosierbar, wenngleich sie immer etwas Pedalspiel lassen, bis sie zupacken.

Die Servicepunkte kann man gut erreichen, die Scania-typischen vielen Schmiernippel versorgt beim Tester eine Zentralschmieranlage. Durch den hohen Rahmen, die harten Federn und die Bridgestone-Traktionsbereifung büßt der Scania etwas von seinem kompakten Fahrverhalten ein, lässt aber keinen Zweifel an seiner Berufung. In der jüngsten, bauspezifischen Ausstattung wildert er mehr denn je abseits befestigter Straßen und könnte den deutschen Platzhirschen tatsächlich einige Aufträge abjagen. GS

TRUCKER-FAZIT

Gut angebaut

Mit den neuesten Bau-LKW schloss Scania gezielt noch offene Lücken: Stärkere Steckachsen, mehr Geländegängigkeit und ein spezifisches Baupaket wappnen den Schweden auch für härtere Eventualitäten.

Gregor Soller

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