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Volvo-Unfallforschung: Gefahr voraus!

15.10.2017 08:00 Uhr
Volvo-Unfallforschung: Gefahr voraus!
Der Notbremsassistent verhindert den Aufprall des voll ausgeladenen Lang-Lkw auf den Dummy-Pkw
© Foto: Volvo Trucks

Volvo Trucks hat die Ursachen für Unfälle untersucht, an denen Lkw beteiligt waren. Nicht nur Assistenzsysteme können helfen.

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Rund 1,2 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit bei Verkehrsunfällen. Auf den Straßen der Europäischen Union kommen jedes Jahr gut 26.000 Menschen ums Leben. Rund 15 Prozent davon, also knapp 4000 Verkehrsteilnehmer, infolge eines Unfalls, an dem ein Lkw beteiligt ist. Das haben die Unfallforscher von Volvo Trucks für eine Studie zu Lkw-Unfällen herausgefunden.

Das Ziel der EU-Verkehrspolitiker, die Zahl der Verkehrstoten von 2010 bis 2020 zu halbieren, sei vor dem Hintergrund dieser Zahlen sehr "ambitioniert", so die Volvo-Experten bei der Vorlage ihrer Ergebnisse im Rahmen eines Sicherheitsevents für Lkw in Göteborg. 2010 lag die Zahl der Verkehrstoten noch bei über 30.000, danach ging es zwar bergab, 2015 ist diese Zahl dann aber wieder leicht gestiegen.

In den seltensten Fällen sind bei Unfällen mit Lkw technisches Versagen oder Umgebungseinflüsse die Ursache. Meistens liegen die Gründe für den Crash bei den beteiligten Per sonen, wobei die Unfallforscher darauf hinweisen, dass das nicht immer Fahrfehler des Lkw-Fahrers sein müssen. So könne beispielsweise ein vorausfahrendes Fahrzeug plötzlich bremsen, während der nachfolgende Fahrer im Rückspiegel vor dem Abbiegen den Verkehr beobachtet und so den nötigen Anhalteweg entscheidend verkürzt.

MENSCH, TECHNIK, UMWELT: OFT KOMMT BEIM UNFALL VIELES ZUSAMMEN

Bei vielen Unfällen kommt ein Unglück selten allein und deshalb spielen mehrere Faktoren - Mensch, Technik, Umgebung - oft verhängnisvoll zusammen. Zu den Umgebungseinflüssen zählen stadt- und straßenbauliche Maßnahmen oder deren Fehlen ebenso wie Witterungseinflüsse oder die Sichtverhältnisse. Unter den technischen Ursachen verstehen die Studienautoren zum Beispiel die beschränkte Sicht aus dem Lkw, Reifenplatzer oder andere technische Defekte. Die menschlichen Faktoren sind Unaufmerksamkeit, fehlendes Risikobewusstsein und falsches Einschätzen der Verkehrssituation.

Die Unfallforscher von Volvo Trucks unterscheiden drei Typen von Lkw-Unfällen, bei denen es Schwerverletzte oder Tote gab. Zum Typ A (10 bis 20 Prozent der Unfälle) zählen Un fälle, bei denen die Lkw-Besatzung von den Unfallfolgen betroffen ist. Zum Typ B (50 bis 55 Prozent) gehören die Unfälle, bei denen die Insassen von Pkw die Opfer sind. Typ C (30 bis 35 Prozent) sind schwer verletzte oder getötete schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Radfahrer, Moped- oder Motorradfahrer. Im Vergleich zu Daten aus 2013 sind die Anteile der Unfälle vom Typ A und B rückläufig, während sich der Anteil der Unfälle, bei denen schwächere Verkehrsteilnehmer in der Opferrolle sind, erhöht hat.

"Der Fahrradverkehr in den Städten nimmt durch Sharing-Systeme und E-Bikes zu", erklärt Peter Wells, Unfallforscher bei Volvo Trucks, den Anstieg der Typ-C-Unfälle und die Schwierigkeiten für die Lkw-Fahrer. Zudem habe sich der Lieferverkehr in den Städten erhöht.

Eines der Kernprobleme bei Lkw-Fahrten in der City ist die Sicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer. Das macht sich vor allem beim Rechtsabbiegen bemerkbar. Neben dem Verkehr vor sich muss der Fahrer sechs Spiegel im Blick haben. Daher tüfteln die Hersteller, auch Volvo, an Assistenten, die das Rechtsabbiegen sicherer machen sollen.

BEIM RECHTSABBIEGEN GIBT ES ALTER-NATIVEN ZUM ABBIEGEASSISTENTEN

Gesetzlich vorgeschrieben sind solche Systeme noch nicht. Einzig Mercedes-Benz bietet bereits so eine Lösung für die Modelle Actros und Antos an. "Es geht nicht darum, Erster, sondern Sicherster zu sein" - so deutet Wells an, dass Volvo sein System noch nicht bei 100 Prozent sieht und daher bislang nicht auf den Markt gebracht hat. Die Schweden demonstrieren bei dem Sicherheitsevent ein paar Alternativen zum elektronischen Helfer. Dazu zählen Kamerasysteme, die auf einem Monitor am Armaturenträger die Lage rund um das Fahrerhaus darstellen. In einer Version sieht der Fahrer nur die vordere rechte Seite. In einer höherwertigen Variante sieht der Fahrer auf dem Bildschirm ein dreigeteiltes Bild. Links die linke Seite des Lkw, in der Mitte die Situation vor dem Kühler und rechts die Lage auf der rechten Fahrzeugseite. Ähnlich wie in den Spiegeln ist auch hier das Bild leicht verzerrt dargestellt. Es dient in erster Linie zur Warnung: Achtung, da ist etwas vor dem Auto! Ein Ersatz für die Spiegel sind solche Systeme nicht, sondern, wie Volvo betont, eine zusätzliche Sicherheitseinrichtung.

Einen direkten Blick auf Fahrradfahrer rechts neben der Kabine erlauben zusätzliche Scheiben in der unteren Türhälfte.

Eine andere direkte Möglichkeit für einen besseren Überblick ist die Wahl der richtigen Kabine - je größer und höher die ist, desto schlechter ist die Sicht auf die Schwächeren vor oder neben ihr.

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