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A38: Belächelt, bekämpft - und doch gebraucht?

16.12.2010 12:02 Uhr
A38: Belächelt, bekämpft - und doch gebraucht?
Die A38 ist deutlich weniger befahren als ursprünglich angenommen

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) bezeichnete die A38 als "bedeutende West-Ost-Magistrale" und "wichtigen Lückenschluss im deutschen Fernstraßennetz".

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Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) bezeichnete die A38 als "bedeutende West-Ost-Magistrale" und "wichtigen Lückenschluss im deutschen Fernstraßennetz", als er vor knapp einem Jahr das letzte Teilstück der Autobahn im thüringischen Eichsfeld freigab. Neun Jahre zuvor hatte Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) noch an der Notwendigkeit der 200 Kilometer langen Verbindung zwischen Halle und Göttingen gezweifelt. 32.000 Autos pro Tag wurden damals für die Autobahn prognostiziert.

Tatsächlich meldet das Thüringer Verkehrsministerium niedrigere Zahlen. Selbst in den Sommerferien seien maximal 18.000 Autos auf der A38 am Höllbergtunnel gezählt worden. Zum Vergleich: Auf der ebenfalls durch Thüringen führenden A4 fuhren zur gleichen Zeit 66.000 Autos. Die A38 - eine leere Autobahn. Selten Unfälle und kaum Staus, bestätigt das Verkehrsministerium von Sachsen-Anhalt. Das Bundesverkehrsministerium geht davon aus, dass sich die Nutzungszahlen den Prognosen anpassen. 2015 müssten dann laut Schätzung täglich 55.000 Autos zwischen Halle und Bad Lauchstädt fahren.

Die Südharz-Autobahn also doch eine 1,3 Milliarden teure Fehlinvestition, die keiner braucht? "Auf keinen Fall", sagt Nordhausens Bürgermeister Matthias Jendricke (SPD). Für die Nordthüringer Kreisstadt sei die A38 ein Segen: "Wir sind dank der neuen Verbindung innerhalb von 45 Minuten in Göttingen, Leipzig oder Halle. So schnell kommen wir nicht mal in unsere Landeshauptstadt Erfurt", sagt er. Und schreibt es der neuen Autobahn zu, dass die Einwohnerzahl Nordhausens seit zwei Jahren nicht mehr sinkt. "Die Menschen können schnell und bequem pendeln - zu ihrer Arbeit und zum Einkaufsbummel. Deshalb bleiben sie."

Und was wurde aus der Hoffnung, dass die Schnellstraße auch Arbeitsplätze in den strukturschwachen Kreis Nordhausen holt? "Neue Gewerbegebiete haben wir noch nicht", gibt Jendricke zu. "Aber der Industriepark Südharz in der Goldenen Aue kommt. Ohne eine direkte Autobahnanbindung wäre das unmöglich gewesen." Auf das neue 240 Hektar große Industriegebiet im Grenzgebiet zum Nachbarn Sachsen-Anhalt verweist auch das dortige Wirtschaftsministerium, wenn es nach erfreulichen Folgen der A38 gefragt wird. 60 Millionen Euro sollen investiert werden, erste Flächen ab 2012 zur Verfügung stehen, sagte ein Ministeriumssprecher. Und verwies auf die Schwester-Autobahn A14: "Hier konnten erst zwei Jahre nach der vollständigen Fertigstellung erste Ansiedlungen verzeichnet werden."

Den Gegnern der Trasse sind diese Erfolge nicht genug. Vor allem Naturschützer schlugen schon während der Planungen kurz nach der Wende Alarm. Sie zogen zweimal vergeblich vor das Leipziger Bundesverwaltungsgericht, um den Bau zu stoppen. Margitta Schmagold hat all die Proteste mitgemacht. Noch heute wird sie wütend, wenn sie an die A38 denkt: "Eine Autobahn, die keiner braucht, wurde mitten durch besonders geschützte Natur gebaut. Alternativen wurden nicht einmal geprüft", bemängelt sie. "Dabei gab es mit der A4 eine bereits gute und sinnvolle Verbindung."

Dass die Südharz-Autobahn gebaut werden soll, beschloss die Bundesregierung bereits im April 1991. Sie gehörte zu einer von sieben neuen Fernstraßen im Paket "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit", ebenso wie die A14 zwischen Magdeburg und Halle oder die A71 zwischen Erfurt und Schweinfurt. Margitta Schmagold stritt mit Verkehrsministern und Ministerpräsidenten. Ohne Erfolg. "Einige gaben mir recht, dass die Südharz-Autobahn überflüssig ist. Aber es sei eben politisch so gewollt." (vr)

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