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Kompromiss im Streit um Holztransporte im Südwesten

12.08.2020 17:30 Uhr | Lesezeit: 4 min
Holztransport, Schwertransport, Lkw
Das Verkehrsministerium will mehrere Brücken benennen, über die dringend das marode Holz transportiert werden muss
© Foto: Sebastian Gollnow/dpa/picture-alliance

Jahrelang haben sich in Baden-Württemberg der Forstminister und sein Kollege im Verkehrsressort um die Regelungen für schwere Holztransporter gezankt. Jetzt gibt es eine Einigung.

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Seit vielen Jahren streiten sich Forstminister Peter Hauk (CDU) und sein grüner Kabinettskollege, Verkehrsminister Winfried Hermann, über besonders schwere Holztransporte. Der eine wirbt für sie, weil totes und vom Borkenkäfer befallenes Holz schnell aus den Wäldern transportiert werden muss, um ein Ausbreiten des Schädlings zu vermeiden. Der andere macht sich Sorgen um die maroden Brücken, die von den tonnenschweren Lastwagen genutzt werden müssen und von denen er viele für alle Transporter über 40 Tonnen gesperrt hat. Nun haben sich beide Seiten auf eine Regelung für die besonders schweren Fahrten geeinigt.

Nach Angaben beider Ministerien wird die umstrittene Liste von 515 Straßen überprüft, die das Verkehrsministerium wegen beschädigter und sanierungsbedürftiger Brücken für die Schwertransporte gesperrt hat. Das Verkehrsministerium werde mehrere Brücken benennen, über die dringend das Holz transportiert werden müsse, das vom Borkenkäfer befallen sei, sagte eine Sprecherin Hauks am Mittwoch. Diese würden dann einzeln von den Behörden überprüft und möglicherweise für die Holztransporte freigegeben. Nach Angaben von Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Verkehrsministerium, geht es allerdings nur um eine vergleichsweise geringe Zahl von Brücken, die auf diesem Weg eventuell genutzt werden dürften. Zuvor hatte die „Schwäbische Zeitung“ über die Einigung berichtet.

Zufriedenheit klingt anders

Das sei zwar ein Kompromiss, sagte Hauk am Mittwoch, es sei aber keineswegs ein gutes Ergebnis. Es koste Zeit, die Liste zu erstellen, die dann noch geprüft und schließlich umgesetzt werden müsse. „Aber wir müssen jetzt das Schadholz aus dem Wald holen, damit der Borkenkäfer nicht aus dem toten Holz ausfliegen kann“, sagte der Forstminister. „Wenn wir das erst im September machen können, ist es zu spät.“

Der Streit des Verkehrs- und des Forstministeriums dreht sich um Transporte mit mehr als 40 und höchstens 44 Tonnen Gewicht. Neben der Liste mit den Hunderten von gesperrten maroden Brücken werden auch keine Ausnahmen mehr gemacht für Lkw über 40 Tonnen Gewicht auf kommunalen Straßen in und zwischen den Gemeinden. Gerade diese Straßen müssen nach Angaben Hauks aber oft genutzt werden, um die größeren Verbindungen zu erreichen. Lahl reagierte abwehrend auf die Kritik: „Man sollte jetzt auch mal die Kirche im Dorf lassen“, sagte der Ministerialdirektor. „Es geht um zwei zusätzliche Holzstämme pro Wagen.“

Der Streit schwillt seit Jahren

Die beiden Ministerien streiten sich schon seit Jahren um die Holztransporte. Das Verkehrsministerium argumentiert, die Landesregierung sei nicht nur für die Wälder verantwortlich, sondern auch für die Straßeninfrastruktur. Der seit Jahren zunehmende Lkw-Verkehr gilt als einer der Hauptverursacher für marode Straßen. Ein Fünftel der Bundesstraßen im Südwesten gilt laut Bundesregierung als marode. Außerdem ist laut Verkehrsministerium jede vierte Autobahnbrücke im Land und jede zehnte Bundesstraßenbrücke sanierungsbedürftig.

Allerdings stehen auch die Forstleute vor immensen Problemen: Nach Angaben der Forstkammer sind im dritten extremen Jahr hintereinander bereits rund 43 Prozent der Bäume schwer geschädigt durch Dürre, Trockenheit, Unwetter und den Borkenkäfer. Laut Kammer liegen mehrere Millionen Festmeter Schadholz im Wald. Und mit 44-Tonnern lasse sich deutlich mehr Holz abtransportieren als mit den pauschal genehmigten 40-Tonnen-Lkw.

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