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Planenschlitzer machen vor nichts halt

13.06.2017 11:04 Uhr
Planenschlitzer machen vor nichts halt
In Niedersachsen sind immer mehr Planenschlitzer-Banden unterwegs
© Foto: Picture Alliance/dpa/Michael Evers

Sie kommen nachts, schneiden auf Park- und Rastplätzen die Planen von Lkw auf und stehlen alles, was sie gebrauchen können: In Niedersachsen wächst das Problem mit Planenschlitzern.

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Hedemünden. Werkzeuge, Computer, Baumaterial, Haushaltsgeräte: Die Zahl der Diebstähle aus abgestellten Lastwagen in Niedersachsen nimmt immer weiter zu. Nach Angaben des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) waren sogenannte Planenschlitzer im vergangenen Jahr landesweit rund 750 Mal aktiv. Dies sei eine Steigerung von sieben Prozent im Vergleich zu 2015, berichtete LKA-Experte Waldemar Lorenz. Und für 2017 lasse der bisherige Trend eine weitere Zunahme der versuchten oder vollendeten Taten erwarten.

Immer gleiche Taktik der Diebe

Zuletzt wurde an der A7 bei Hedemünden im großen Stil Bettwäsche von einem polnischen Lastwagen gestohlen. Die Planenschlitzer gehen nach einer Studie des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) fast immer nach demselben Schema vor. Zunächst kundschaften sie geeignete Lkw auf Autobahnparkplätzen oder Autohöfen aus.

Mit einem Kleinlaster, der bevorzugt eine seitliche Schiebetür hat, fahren sie dann an die abgestellten Wagen heran, schneiden einen kleinen Schlitz in die Plane und begutachten die Fracht. Dabei werden nach Angaben des BAG neuerdings vermehrt auch Endoskope eingesetzt, wie sie zum Beispiel in der Medizin bei Operationen verwendet werden.

Winkt lohnende Beute, wird der Schlitz erweitert. Blitzschnell wird das Diebesgut dann umgeladen und abtransportiert. Die Lkw-Fahrer bekommen nach Angaben des BAG von den Diebstählen häufig nichts mit. Die Täter kommen, wenn die Fahrer schlafen. Zudem ist der Lärmpegel auf Parkplätzen laut BAG allgemein recht hoch.

Kein bestimmtes Beuteschema

Bei ihren Beutezügen nehmen die Diebe nach Angaben des LKA Niedersachsen alles mit, was verwertbar erscheint: elektronische Geräte, Kosmetikartikel, Bekleidung, Spielzeug, Buntmetall und Nahrungsmittel. Sie stehlen aber auch Autoreifen und Waschmittel. Jüngst verschwanden an der A2 nahe Hannover E-Bikes im Gesamtwert von rund 60 000 Euro. „Es gibt eigentlich kaum etwas, was nicht gestohlen wird“, sagte LKA-Experte Lorenz.

Besonders häufig schlagen die Planenschlitzer auf Park- und Rastplätzen an der Nord-Süd-Autobahn A7 und der West-Ost-Verbindung A2 zu. Dort erbeuteten Unbekannte im Oktober vergangenen Jahres alleine aus einem einzigen Lkw Parfümerie-Artikel im Wert von 250.000 Euro. Die Täter treiben ihr Unwesen aber auch an der A1. Dort verschwanden im November auf einem Parkplatz bei Buchholz Zigaretten im Wert von 270.000 Euro.

Hohe Dunkelziffer und enormer Schaden

Derartige Diebstähle und Diebstahlsversuche sind nach der Studie des Bundesamtes für Güterverkehr vermutlich noch weitaus häufiger, als von der Polizei erfasst. Das BAG geht von einer hohen Dunkelziffer aus, weil viele betroffene Transportunternehmen die Taten gar nicht anzeigten. Gründe seien zum Beispiel Zeitprobleme oder fehlender Versicherungsschutz.

Der von Planenschlitzern angerichtete Schaden ist enorm. Das LKA nennt für Niedersachsen einen Betrag im „zweistelligen Millionenbereich“. Der bundesweite Schaden liegt laut BAG-Studie bei etwa 300 Millionen Euro pro Jahr.

Gut organisierte Banden

Nach Erkenntnissen der Ermittler handelt es sich bei den Planenschlitzern meist um Mitglieder professioneller Banden. Der Verkauf der Beute sei gut organisiert. „Die gestohlenen Waren werden häufig über den Tätern bekannte Hehlerstrukturen abgesetzt“, sagte LKA-Fachmann Lorenz. Man könne davon ausgehen, dass größere Komplettladungen auch auf Bestellung gestohlen werden.

Gesicherte Parkplätze mit Zutrittskontrollsystemen könnten nach Einschätzung des LKA Niedersachsen dazu beitragen, die Zahl der Ladungsdiebstähle einzudämmen. Fahrer sollten ihren Lkw niemals unbeaufsichtigt stehen lassen, rät LKA-Experte Lorenz, und für Pausen gut beleuchtete und möglichst bewachte Parkplätze aussuchen. (dpa)

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