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Polizei warnt vor tödlicher Unaufmerksamkeit

23.03.2011 12:28 Uhr
Polizei warnt vor tödlicher Unaufmerksamkeit
Auffahrunfälle ereignen sich häufig völlig ungebremst.

Auffahren auf den Vordermann ist die Hauptunfallursache bei den tödlichen LKW-Unfällen auf der A1.

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Die Hauptunfallursache bei den tödlichen LKW-Unfällen auf der A1 ist das Auffahren auf den Vordermann. Dabei ist es weniger der unzureichende Sicherheitsabstand, sondern vielmehr die Unaufmerksamkeit der Fahrer, die zu den schrecklichen Unfällen führt.

Klaus-Dieter Kroll, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes der Autobahnpolizei in Sittensen, siehr die "Gleichförmigkeit des Jobs" der LKW-Fahrer" als großes Problem an. "In einer Sekunde bewegt sich ein LKW bei 80 km/h rund 22 Meter vorwärts. Drei Sekunden dauert das Einstellen eines Radiosenders – das sind 66 Meter, auf denen der Blick des Truckers nicht der Straße gehört", rechnet Kroll vor. Dazu kämen Reaktionszeit bis zum Tritt auf die Bremse und der Bremsweg. Zusammen sei das oft zuviel, der Crash nicht mehr zu verhindern.

Zum Navigationsgerät und den üblichen Audiogeräten kämen im Fahrerhaus Flachbildschirme, Notebooks und Kaffeemaschinen hinzu, gibt Kroll zu bedenken. Mit Gardinen und bunten Wimpeln schränken die Fahrer die Sicht ein. Der Autobahnpolizei Baden-Württemberg habe vor einigen Jahren während der Fahrt in die Fahrerhäuser der Trucker geschaut: Da werde Zeitung gelesen, gegessen, SMS geschrieben, ferngesehen, Fußnägel geschnitten und mit Schlagzeugstöcken getrommelt - alles während der Fahrt bei mehr als 80 km/h. Und plötzlich können der Verkehr voraus zum Stehen kommen. - Tödliche Auffahrunfälle seien da programmiert.

Autobahnpolizist Kroll will sich damit nicht abfinden. Neben Unaufmerksamkeit machte er einen weiteren Grund ausfindig. Ihm fiel auzf, dass sich die schweren Auffahrunfälle mit LKW-Beteiligung besonders in Fahrtrichtung Bremen in den frühen Nachmittagsstunden ereigneten, wenn tief stehendes Gegenlicht die Fahrer blende. „Dazu kommen die beginnende Ermüdung der Trucker und der biologische Tiefpunkt nach der Mittagszeit“, glaubt Kroll. In diesen Stunden verdoppeln sich die Unfallzahlen fast, so die Erkenntnisse der Statistiker der Rotenburger Polizei.

Die Unfälle eignen sich eher im gut ausgebauten Entspannungsbereich zwischen den Baustellen, nicht in den engen Abschnitten, wo die Fahrer physisch und psychisch angespannt sind. „Die gut ausgebaute Autobahn in diesen Abschnitten gibt ein Gefühl trügerischer Sicherheit“, meint Kroll. Die Geschwindigkeit regelt der Tempomat, Störungen und Staus werden in diesem Bereich nicht erwartet, die Gedanken sind bereits beim Feierabend, sind die Erkenntnisse der Polizei.


Auffällig ist für die Autobahnpolizei, dass die Unfallopfer der tödlichen Unfälle oft gar nicht reagiert haben. Sie sind zum Teil ungebremst auf den Vordermann aufgefahren. „Da drängt sich der Gedanke auf, dass sie sich nicht auf den Verkehr konzentriert haben“, merkt Klaus-Dieter Kroll an.

Die Autobahnpolizisten haben bereits die Warnlichter der mobilen Stauwarnanlage auf eine schnelle Blinkfrequenz schalten lassen. Die gelben Lichter blinken jetzt bei Staugefahr 40 mal in der Minute, bei Stau 60 mal. Das soll die Blicke der Fahrer schnell auf die Stauwarntafeln lenken. Auf den Brücken warnen breite Banner die Fahrer mit den Bildern von tödlichen Unfällen und dem Hinweis "Abstand!". Da die Autofahrer in längeren Autobahnbaustellen mitunter auf das Warnblinklicht verzichten, will der private Autobahnbetreiber A1 Mobil in ausreichendem Abstand vor Tagesbaustellen zusätzlich mit mobilen Hinweistafeln warnen.

Technische Hilfe könnte auch ein Notbremssystem geben, betont die Polizei, das automatisch die Entfernung zum Vordermann erfasst und eine Vollbremsung einleitet, wenn eine irregulär schnelle Annäherung an das vorausfahrende Fahrzeug erfolgt. Rund 10.000 Euro kosten solche Assistenzsysteme.

"Allein mit Kontrollen und Bußgeldern kommen wir nicht weiter", glaubt Klaus-Dieter Kroll. Er setzt darauf, bei den LKW-Fahrern ein Umdenken anzuregen. "Aufmerksam und vorausschauend Auto fahren", fordert der Kommissar. Schließlich geht es um das eigene Leben.

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