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Wege aus der Parkplatznot

22.02.2018 08:00 Uhr
Wege aus der Parkplatznot
Die offiziell ausgewiesenen Parkplätze reichen vielerorts längst nicht mehr aus
© Foto: Arnulf Stoffel/picture-alliance

Parkplatzmangel ist eines der größeren Probleme für die Transportbranche. Eine Studie zieht am Beispiel Niederrhein Bilanz und liefert Lösungskonzepte, die die angespannte Situation verbessern sollen.

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Die Zahlen sind ernüchternd: In Deutschland fehlen nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums 14.000 Lkw-Stellplätze - Tendenz steigend. Die regelmäßige Überfüllung der Rastplätze hat gravierende Folgen für die Fahrer: Um die gesetzlichen Ruhezeiten einzuhalten, parken sie in der Not an den abenteuerlichsten Orten. Wie angespannt die Lage ist, demonstriert anschaulich die kürzlich von der Universität Duisburg-Essen und der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve veröffentlichte Studie "Ruhende Verkehre richtig steuern". Sie nimmt das Problem am Beispiel der Region Duisburg-Niederrhein - eine der wichtigen Logistikdrehscheiben in Europa - unter die Lupe.

ALLEIN IN NRW FEHLEN BALD 4000 PARKPLÄTZE

Das Fernstraßennetz in NRW weist demnach 6345 Lkw-Stellflächen auf, davon 715 auf den Autobahnrastplätzen in Duisburg und am Niederrhein. Viel zu wenige: Laut Straßen.NRW werden in ganz Nordrhein-Westfalen bis 2025 rund 4000 Lkw-Parkplätze fehlen.

Dass die Parkplatznot erfinderisch macht, erörtern die Studienautoren unter anderem am Beispiel von Duisburg-Kaßlerfeld an der A 40: Dort gibt es zwar einen Autohof (Am Schlütershof), der platzt aber regelmäßig aus allen Nähten. Auf 100 Stellplätzen kommen zu Spitzenzeiten bis zu 130 Lkw und Zugmaschinen unter. Zusätzlich parken in unmittelbarer Nähe regelmäßig zehn bis zwanzig Lkw am Straßenrand.

Folglich weichen die verzweifelten Fahrer auf die umliegenden Gewerbegebiete aus. So ergaben Interviews und Zählungen in der Straße "Am Blumenkampshof", dass sowohl lokale als auch ortsfremde Fahrer hier parken. Bis zu 50 Prozent der hier abgestellten Lkw gehören offenbar ortsansässigen Fahrern, die tagsüber ihre Pkw und über Nacht und am Wochenende Lkw und Anhänger am Straßenrand abstellen. Sie übernachten nicht im Fahrerhaus.

Zirka zehn Prozent sind ortsfremde Fahrer, die dort unter der Woche in der Nähe ihrer Be- oder Entladeorte kürzere Warte- und Pausenzeiten verbringen. 40 Prozent sind der Studie zufolge allerdings ortsfremde Fahrer, die dort regelmäßig ihre Ruhezeiten verbringen und übernachten. Hier wird es problematisch, denn die Stellflächen sind dafür nicht ausgelegt, es fehlen Mülleimer und Sanitäranlagen. Firmen und Anwohner stören sich folglich nicht nur an den parkenden Lkw, sondern beschweren sich über campierende Fahrer und Vermüllung.

STUNDENLANGE SUCHFAHRT KEINE SELTENHEIT

Für die Studie wurde auch die Lage der Fahrer ausgewertet. Die meisten der befragten Trucker kehren über das Wochenende zurück an ihren Wohnort, nur jeder fünfte Fahrer ist länger als fünf Tage unterwegs.

Mehr als die Hälfte der Befragten muss mehr als 15 Kilometer weit fahren, um einen Parkplatz zu finden. Jeder vierte Fahrer parkt regelmäßig mehr als 30 Kilometer entfernt vom Lieferort. Nach 17 Uhr suchen 53 Prozent im Durchschnitt 30 bis 60 Minuten nach einem Parkplatz, weitere 28 Prozent der Fahrer benötigen im Durchschnitt sogar über eine Stunde.

Die Fahrer selbst wünschen sich nicht nur ausreichend Parkplätze, sondern auch sanitäre Anlagen sowie gute Beschilderung und Informationssysteme, ergab die Befragung.

Eine der zentralen Handlungsempfehlungen, die die Studienautoren aussprechen, ist der Einsatz von intelligenten Parkleitsystemen auf Telematikbasis. Diese werden bundesweit in mehreren Pilotprojekten getestet, etwa auf der A 9 zwischen Nürnberg und München. Das Parkleitsystem umfasst 21 Rastplätze, deren Belegung auch via App abrufbar ist.

Auch Parkplatz-Apps wie beispielsweise Truck Parking Europe werden von den Studienautoren als sinnvolle Ergänzung zu vernünftiger Beschilderung und elektronischen Parkleitsystemen angeführt (siehe Kasten unten).

Da der dringend benötigte Neubau von Stellflächen dauert, führt die Studie auch organisatorische Maßnahmen ins Feld, wie bestehender Parkraum effizienter genutzt werden kann.

Da wäre zum einen das sogenannte Kompaktparken. Dabei werden ankommende Lkw entsprechend ihrer geplanten Abfahrtszeit mithilfe digitaler Anzeigetafeln dicht hintereinander auf Parkbuchten verteilt. Eine Pilotinstallation befindet sich auf der Rastanlage Jura-West an der A 3 zwischen Nürnberg und Regensburg.

KOMPAKTPARKEN HAT SEINE TÜCKEN

Durch die optimale Ausnutzung der Parkbuchten - bis zu vier Lkw stehen hier aneinandergereiht - sollen auf vorhandener Fläche 50 Prozent mehr Fahrzeuge unterkommen. Aber ganz ohne Tücken ist das Konzept Kompaktparken nicht: Wenn ein Fahrer beispielsweise früher weg will als ursprünglich geplant, hat er ein Problem. Eine weitere Organisationsmaßnahme, wie der nächtliche Bedarf an Lkw-Parkplätzen besser abgedeckt werden könnte, ist die bedarfsorientierte Nutzung von Pkw-Parkflächen - insofern sie baulich geeignet sind. In Köln beispielsweise wurden Teile des Messeparkplatzes vorübergehend als Lkw-Stellflächen freigegeben.

Zu den weiteren Optionen gehört das sogenannte Shared Parking, bei dem Unternehmen als Parkplatzbetreiber auftreten und ungenutzte Stellfläche auf dem Firmengelände Dritten zur Verfügung stellen. Als Best-Practice-Beispiel wird etwa das Logistikunternehmen Gebrüder Weiss angeführt, das auf seinem firmeneigenen Lkw-Parkplatz bei Wien Stellplätze vermietet. Fahrer können sowohl die firmeneigene Kantine als auch sanitäre Anlagen mitnutzen.

Abgewickelt wird das über die Plattform Bosch Secure Truck Parking, die neben Parkplätzen auf Autohöfen auch Stellplätze auf dem Gelände von Firmen wie Speditionen aufführt. Die Plattform erfasst die Belegung von Lkw-Parkplätzen in Echtzeit, Speditionen und Lkw-Fahrer können im Voraus über ein Online-Portal und künftig auch per App Parkplätze entlang ihrer Route reservieren.

Alexander Horak, Leiter des Industrie Clusters High-Tech bei Gebrüder Weiss, hofft auf viele Mitstreiter: "Wenn sich rasch weitere Speditionen anschließen, können wir uns gegenseitig mit verfügbaren und dringend benötigten Parkplätzen aushelfen." MH

Apps für Parkplatzsuche und Reservierung (Auswahl)

  • Prepark: automatische Ansage der nächsten Parkmöglichkeiten, Community-basierte Belegungsinfos (kostenlos, für IOS, Android)
  • Systemparken: Reservierungsplattform für Parkplätze auf Autohöfen (3 Euro pro Reservierung, für Android)
  • TruckYa: Community-basierte Angaben zur Ausstattung und Belegung von Parkplätzen (kostenlos, für Android)
  • Truck Parking Europe: Community-basierte Angaben zur Ausstattung und Belegung von Parkplätzen, Reservierung von sicheren Lkw-Parkplätzen (kostenlos, für Android und IOS)

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