Leipzig. Allianz pro Schiene hat am Montag in Leipzig ein neues Transportsystem für den kombinierten Verkehr zwischen Straße und Schiene vorgestellt: den Cargo-Beamer. Anders als bei bisher angewandten Systemen wie der Rollenden Landstraße, bei der LKW auf einen Autozug fahren oder deren Sattelauflieger per Kran verladen werden, zieht die Zugmaschine den Auflieger hierbei in einen stählernen Waggonaufsatz und lässt ihn dort zurück. Danach schieben Greifarme im Boden die Waggonwanne samt Auflieger seitlich in einen Güterzug.
Um auf einen Güterzug gehievt werden zu können, benötigen Trailer eine Chassisverstärkung oder Krantaschen. Wie Hans-Jürgen Weidemann, Vorstandsvorsitzender der Cargo Beamer AG, gestern dem Fachmagazin „VerkehrsRundschau“ sagte, verfügen aber nur zwei Prozent aller Auflieger über solche Vorkehrungen. Sie sind also unkranbar und für den kombinierten Verkehr nicht geeignet. Durch das neue Verfahren mit den Stahlwannen würden sich LKW-Ladung jetzt problemlos verladen und mehr Güter auf die Schiene verlagern lassen, betonte Weidemann. Eine Zulassung seitens der europäischen Eisenbahnbehörde liegt bereits vor.
Konkurrenz für den LKW
Im „Spiegel“ kündigten Weidemann und sein Erfinderkollege Michael Baier das Cargo-Beamer-Prinzip unlängst als das „Gütertransportsystem der nächsten Generation“ an. Aufgrund des zeitgleichen Umschlags der Trailer können damit 64 Einheiten binnen gut zehn Minuten umgeschlagen werden. Ein konventionelles Terminal würde dafür etwa drei Stunden benötigen. „Davon haben alle ein Vorteil: der Spediteur, dessen Auflieger schneller umgeschlagen werden, die Bahnen, die die Standzeiten ihrer Waggons und Lokomotiven drastisch verringern können und die Terminalbetreiber, die mehr Züge abfertigen können“, sagte Weidemann anlässlich der Präsentation gestern vor Vertretern der Presse und Politik.
Die Cargo-Beamer-Technik könnte einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zufolge nicht nur bis zu 60 Prozent aller LKW-Transporte überflüssig machen, sondern auch den Arbeitsalltag des Kraftfahrers verändern. Er würde dadurch zum Taxifahrer, der den Auflieger im Nahverkehr nur vom Speditionshof zum Terminal chauffiert. „Der Fernfahrer“ erklärte Michael Baier dem „Spiegel“, „wird geregelte Arbeitszeiten haben und kann abends bei der Familie sein, statt auf einem überfüllten Autobahnrastplatz.“ Dass der Bedarf an LKW-Lenkern sinken könnte, weil die neue Verladetechnik zehn Prozent günstiger als der Straßengütertransport sein soll, ließ er allerdings unerwähnt.
Startschuss soll 2014 fallen
Bislang haben die Erfinder ihr Projekt vor allem mithilfe von Investoren finanziert. In Zukunft hoffen sie auf Unterstützung aus dem Bundesverkehrsministerium. Wiedemann, bezifferte die Kosten für ein Cargo-Beamer-Terminal gestern auf maximal 20 Millionen Euro. Damit ließen sich laut „SZ“ pro Gleis bis zu 20 Züge am Tag abfertigen. Ein Kranterminal schaffe hingegen im Schnitt zwölf Züge pro Tag und koste zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Spätestens 2014 soll die neue Technik für einem Zug, der zwischen Rotterdam und Riga fährt, eingesetzt werden. Vorher will man bereits ein Terminal in Leipzig errichten und von dort aus eine Verbindung mit einem herkömmlichen Terminal in Ruhrgebiet aufnehmen. (ag)
Neue Technik soll Güter auf die Schiene verlagern
07.09.2010 16:57 Uhr
Das Cargo-Beamer-System könnte den Arbeitsalltag des LKW-Fahrers in den kommenden Jahren grundlegend verändern.