Berlin. Der VCÖ, der österreichische Schwesterclub des Verkehrsclub Deutschland (VCD), hat am Montag eine Analyse zum Unfallgeschehen auf den Autobahnen in Österreich und Deutschland veröffentlicht. Hintergrund ist der Plan von Teilen der österreichischen Regierung, das Tempolimit auf Autobahnen in der Alpenrepublik von 130 km/h auf 140 km/h heraufzusetzen.
„Es wirft ein schlechtes Licht auf die Sicherheit im Verkehr in Deutschland, wenn die erschreckend hohe Zahl von Verkehrsunfällen auf deutschen Straßen unserem Nachbarland als Negativbeispiel dient“, sagt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. Aber: „Tausende von Verkehrsopfern, die jährlich in Deutschland zu bedauern sind, zeigen, wie unsinnig es ist, das bewährte Tempolimit auf Österreichs Straßen aufzuweichen.“
Deutschland sei das einzige Land in der EU ohne Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Die Bundesregierung dürfe nicht hinnehmen, „dass das Unfallrisiko auf Autobahnen in Deutschland um ganze 50 Prozent höher ist als im benachbarten Österreich. Sie sollte ein Tempolimit von 120 km/h einführen“, so Lottsiepen.
Ein Viertel mehr Verkehrstote je Autobahnkilometer
In Deutschland gilt auf etwa 70 Prozent der Autobahnen kein Tempolimit. In Österreich darf maximal 130 km/h schnell gefahren werden. Die VCÖ-Analyse zeige, dass das Unfallrisiko auf Österreichs Autobahnen niedriger als in Deutschland ist. Im Vorjahr kam es demnach pro 1000 Autobahnkilometer in Österreich zu 1065 Verkehrsunfällen, in Deutschland waren es mit 1610 um 51 Prozent mehr. Die Zahl der Verletzten betrug in Deutschland 2597 pro 1000 Autobahnkilometer und war damit sogar um 65 Prozent höher als in Österreich.
Die Zahl der Verkehrstoten auf Deutschlands Autobahnen pro 1000 Autobahnkilometer war um ein Viertel höher, im Schnitt der vergangenen drei Jahre, sogar um ein Drittel höher, so das Ergebnis der VCÖ-Analyse. Die aktuelle VCÖ-Analyse wurde auf Basis von Daten des Deutschen Statistischen Bundesamts und der Statistik Austria zusammengestellt.
Tempolimit könnte Leben und Klima retten
Nicht nur der Blick nach Österreich verlange daher dringend nach der Einführung eines Tempolimits in Deutschland, so die beiden Schwesterclubs VCÖ und VCD. Die Zahl der auf Autobahnen Getöteten in Deutschland sinke in diesem Jahrzehnt kaum noch. 2017 stieg sie im Vergleich zum Vorjahr sogar von 393 auf 409. Die Zahl der Verletzten stieg stark von 23.949 im Jahr 2010 auf 27.718 im letzten Jahr.
„Die Autoindustrie und Bundesverkehrsminister Scheuer müssen endlich ihren ideologischen Kampf gegen ein Tempolimit aufgeben. Ein Tempolimit rettet Leben und trägt zusätzlich auch zum Klimaschutz bei“, meint Lottsiepen. Ein Tempolimit von 120 km/h würde zudem drei Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 einsparen. „Das bringt kostenlos mehr als jede andere Einzelmaßnahme zum Klimaschutz und entspricht dem Ausstoß sämtlicher Busse in Deutschland“, so der verkehrspolitische Sprecher VCD.