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Henschel-Restaurierung: Liebe auf den ersten Blick

07.03.2018 08:00 Uhr
Michael Allmers
Mit viel Liebe konnte der Henschel wieder flott gemacht werden
© Foto: Michael Allmers

Über die Wiederbelebung eines seltenen, umgebauten Henschel-Haubenkippers.

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Die Geschichte beginnt fast wie ein Märchen: "Es war einmal ..." Nämlich vor längerer Zeit, dass ich in der dunklen Halle eines Kollegen einen Henschel entdeckte - und mich sofort in den Zweiachser verliebte. Es folgte das übliche Spielchen. Immer und immer wieder äußerte ich, den Henschel kaufen zu wollen. Stets kam eine ablehnende Antwort. Doch steter Tropfen höhlt den Stein, und zum Fest der Liebe, um Weihnachten 2013, wurden wir uns nach vielem Hin und Her einig: Ich konnte den Henschel endlich übernehmen. Dabei hatte ich noch gar kein passendes Domizil für den 16-Tonner. Das Problem löste ein sehr guter Freund und Kollege, der mir die Möglichkeit zum Unterstellen und Arbeiten bot. Ich weiß es noch wie heute: Am 3. März 2014 zog der Henschel in sein neues Domizil. Das Spiel begann. In der Zwischenzeit war ausreichend Gelegenheit, sich mit der Geschichte des Henschel zu befassen.

GANZ FRÜHER WAR ER MAL EIN AFRIKA-HAUBENKIPPER

Dabei fand ich heraus, dass es sich um einen von ehedem zwölf umgebauten Haubenkippern für Afrika handelt. Außerdem stellte sich heraus, dass von dem ehemaligen Dutzend wohl nur noch vier bekannt sind - und mein Exemplar zum letzten Mal 1997 beim Oldtimer-Treffen in Wörnitz einen öffentlichen Auftritt hatte. Eine erste Bestandsaufnahme Anfang März 2014 war eigentlich ganz vielversprechend: Motor, Getriebe, Achsen und Bremsen machten, was sie sollten. Allerdings hatte der Zahn der Zeit ziemlich deutlich am Blechkleid des Fahrerhauses geknabbert.

Also begann ich, nach und nach das Fahrzeug zu zerlegen und alle Teile fein säuberlich auszubauen, um sie anschließend zum Sandstrahlen zu geben. Der beauftragte Handwerker leistete ganze Arbeit, und ich bekam ein sauber grundiertes Fahrzeug zurück. Zwischenzeitlich bekam ich auch Kontakt zum letzten bekannten Vorbesitzer. Und weil es auch weiterhin keine bösen Überraschungen gab, kam ich mit der Instandsetzung des Henschel gut voran.

Auf dem Programm standen die üblichen Punkte einer solchen Restaurierung: Überholen der Wasserpumpe, Ausbau der Radbolzen, Säubern und, wo nötig, Erneuern der Bremskomponenten, dann noch das ganze alte Fett und die überjährigen Schmierstoffe getauscht und alles wieder sauber zusammengebaut.

Bei den mechanischen Komponenten musste ich das Zwischengetriebe ausbauen, um neue Silentbuchsen einzusetzen. Zudem gab's neue Simmerringe, die auch beim Getriebe und den Achsen fällig waren. Da die Kardanwellen ohnehin demontiert waren, boten sich diese Arbeiten an. Zwischenzeitlich führte ein guter Freund die Schweißarbeiten am Fahrerhaus durch. Am Ende kamen alleine dafür 250! Stunden zusammen. Was soll ich sagen - trotz dieser Maloche ist er immer noch ein guter Freund.

Parallel habe ich mich um den ganzen Kleinkram gekümmert: Teile organisieren, etwa Schalter fürs Armaturenbrett, sowie Kabel und Luftleitungen erneuert. Da hatte man immer wieder mal Aha-Erlebnisse. So fand ich im alten Kabelbaum ein Kabel, das sage und schreibe auf einem Meter Länge mit acht Lüsterklemmen geflickt war ...

NOCH IST ER NICHT FERTIG - ABER AUFGEBEN IST NICHT

Jetzt schreiben wir 2018. Vier Jahre nach Beginn der Restaurierung, mit Höhen und Tiefen, in denen ich zugegeben auch immer wieder Gedanken hatte, aufzugeben, ist der Henschel fertig zum Lackieren. Das Projekt kam nur so weit, weil mich sehr viele Freunde unterstützt haben und immer noch unterstützen, seelisch und moralisch. Über Geld spricht man bekanntlich nicht. Aber auch da fällt die Bilanz positiv aus. Die helfenden Hände und das hohe Eigenengagement zeigen, dass man einen alten Lkw auch mit eher geringen Mitteln wieder auf die Straße bringen kann. Und ich bin mir sicher, wir sehen uns demnächst, wenn ich am Steuer des frisch restaurierten Henschel sitze. Vielleicht in Wörnitz ... Michael Allmers

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