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Messe: Comtrans Moskau 2013

18.10.2013 08:00 Uhr
© Foto: Johannes Reichel

Westeuropa schwächelt, in Russland geht noch was - keiner der großen Hersteller wollte beim größten Branchentreff dieses Jahres fehlen.

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Kein Kommentar" ist auch ein Kommentar. Und das beredte Schweigen bekam man öfter zu hören auf der "Comtrans" Moskau, fragte man westliche Hersteller nach der Meinung zu den Eigenheiten des russischen Marktes.

Klar, niemand will es sich mit den launischen Ministerialbürokraten in "Zar Putins" Reich verscherzen oder gar dessen direkten Zorn zuziehen. Man komme gut klar und sei zufrieden, rettet sich Volvo-Group-Trucks-Chef Peter Karlsten in Diplomatie. Logisch, im Gegensatz zum schwächelnden Westeuropa geht hier noch richtig die "russische Post" ab.

NACHHOLBEDARF: VIEL DYNAMIK IM MARKT

Um zwei Prozent auf 264.000 Einheiten soll der Nutzfahrzeugmarkt 2013 wachsen, 148.000 Einheiten davon im Segment über sechs Tonnen. Hohe Investitionen in die Transportinfrastruktur beflügeln diesen Trend. Auch das hohe Durchschnittsalter der Flotten führte der Verband der Automobilindustrie (VDA) bei seiner Pressekonferenz am deutschen Gemeinschaftsstand an. Zu sehen ist das übrigens auf Moskaus morgens und abends zuverlässig heillos verstopfter, 109 Kilometer langer Ring-Autobahn. Insgesamt also verheißungsvolle Rahmenbedingungen.

Und so wollte auch kein westlicher Hersteller fehlen beim Tanz mit dem russischen Bären. Doch dessen Schrittfolge ist nicht leicht nachzuvollziehen. Davon weiß etwa der russische MAN-Produktmanager Felix Komorniy ein Lied zu singen. Als westlicher "Premium-Hersteller", wie Importeurs-Marktführer MAN (7,6 Prozent Marktanteil) sich sieht, muss man diverse Besonderheiten beachten. Nachdem Russland die hohen Importzölle im Zuge des Beitritts zur WTO senkte, ersannen die Moskauer Bürokraten eine "Recyclingabgabe", die die ausländischen Produkte fast exakt aufs vorherige Niveau verteuert und von der sich einheimische Hersteller befreien lassen können. Preislich liegt man damit so weit über Kamaz, GAZ, MAZ & Co, dass sich für viele, noch immer preissensible russische Kunden keine weiteren Fragen stellen.

Etwa die nach dem Verbrauch, der trotz günstiger Spritpreise von etwa 75 Cent pro Liter Diesel laut westlichen Herstellern immer wichtiger würde - was MAN mit einer transrussischen Efficient-Line-Tour nebst Sondermodell der robust gebauten Word-Wide-Reihe TGS 18.400 WW EL untermauerte.

LOW-TECH ALS VORTEIL: DER FAHRER REPARIERT SELBST

Abgesehen vielleicht von einem gewissen Produktpatriotismus, anders als mit dem günstigen Preis sind die noch immer hohen Marktanteile der heimischen Hersteller nicht zu erklären. Die werben neben dem Preis mit Robustheit sowie billigen Ersatzteilen. Auch ein bei uns kaum noch relevantes Argument bekommt man stets zu hören: Der Fahrer kann selbst reparieren.

Vielleicht nicht mehr lange. Denn die russischen Hersteller versuchen, die Techniklücke zu schließen. Bei den leichten Lastern war die Gazelle Next der Blech gewordene Beweis der Ambitionen. Bei den Trucks hebt der neue Kamaz 5490, in Kooperation mit Daimler auf Basis des alten Axor/MP2 im Gemeinschaftswerk Chelny gebaut, die Marke auf ein ganz anderes Niveau. Noch glücklicher dürften russische Kollegen sein, die einen der 5000 Original-Actros MP2 fahren dürfen, die Daimler in Russland fertigte. "Die Faxen dicke" mit den Fallstricken des Imports hat auch MAN: Zur Messe lief der erste MAN TGS "Made in Russia" vom Band des Werks St. Petersburg. Der holländische Hersteller DAF scheut diesen Aufwand bisher - man könne das in Russland immer beliebtere, alte Modell des XF und CF Euro 5 in Eindhoven so günstig produzieren, dass man samt Zoll auf dem Niveau der Importkonkurrenz lande.

Apropos: Ab Anfang 2014 müssen sich die westlichen Schwer-LKW-Hersteller auf einen weiteren Konkurrenten einstellen. Dann bringt Hyundai den neuen Xcient. Der soll deutlich billiger sein als die westlichen Produkte, glänzte bei der ersten Sitzprobe mit hoher Qualität, viel Platz und Stauraum. Für Deutschland hat Hyundai übrigens abgewunken: Keine Chance ohne LKW-Servicenetz. Doch nachdem Hyundai im 6-15-Tonnen-Segment in Russland mit 19 Prozent Marktanteil präsent ist, wäre der Xcient ein guter Tanzpartner für den russischen Bären.


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