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Renault C 430/T 460 im Test: Unterschätzte Bauarbeiter

26.03.2017 08:00 Uhr
Renault C 430/T 460 im Test: Unterschätzte Bauarbeiter
Die Renault Baufahrzeuge können viel, haben aber ein Image-Problem
© Foto: Renault Trucks

Renault Trucks möchte mehr bei den Fahrgestellen punkten. Ob und wie das gelingt, demonstrieren zwei Baufahrzeuge.

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Alles könnte so einfach sein: Man hat ein tolles Haus, Familie und Freunde dort und weiß vielleicht gar, wo man dereinst die letzten Tage verbringen wird. So wie Renault Trucks: Man ist fest in Lyon verankert, hat die Marke Berliet dort beerdigt und eine treue Fan-Familie. Doch trotz der sicheren Wurzeln und vorhandener Kompetenz in allen Segmenten bewegt sich die Marke auf fremdem Terrain - wie dem Bausektor außerhalb Frankreichs oder Spaniens - eher unsicher.

Die Lkw der C-, K- und T-Reihen sind immer noch außergewöhnliche Erscheinungen auf deutschsprachigen Baustellen. Zusätzlich macht die Mischung aus komplex gestaltetem Fundament und den vergleichsweise planen "Wänden" des Fahrerhauses den schweren Franzosen zu einem Exoten. Das soll sich aber ändern, weshalb Renault zwei "Bauarbeiter" mit den Elf-Liter-Motoren ausgesendet hat, die mit handwerklichem Geschick punkten.

Starten wir mit dem auf 26 Tonnen ausgeladenen C-460-Baustoffverteiler, der samt Bordwandpritsche und Kran komplett im Palfinger-Aufbaukompetenzcenter montiert wurde.

In der abwechslungsreichen Topografie Thüringens rund um den Kyffhäuser, wo die Testfahrten stattfanden, hätte der C auch mit 40 Tonnen keine Probleme. Bereits ab knapp 950 Touren steht genug brauchbares Drehmoment bereit, um den "Ziegelzug" drehzahl- und verbrauchsoptimiert zu bewegen. Das unterstützt die schnell schaltende, adaptiv lernende automatisierte Optidriver-Schaltung. Die ist hardwareseitig identisch mit Volvos formidabler I-Shift-Schaltautomatik, softwareseitig aber in Lyon programmiert. Angenehm, dass die Franzosen viel Intelligenz ins Fahrpedal legen und Optidriver sofort auf Kick-down oder Lupfen reagiert - mit der passenden Hoch- oder Herabschaltung. Entsprechend wenig manuelle Eingriffe sind nötig.

DER HECKKRAN BEEINFLUSST DAS FAHRVERHALTEN KAUM

Angenehm ist auch die straffe Lenkung, die sich trotz Heckkran und vergleichsweise langem Überhang hinten von groben Fugen, Wellen und Unebenheiten zweitklassiger Landstraßen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Unbeladen entlastet der "Hebel" des Heckkrans die Vorderachse etwas - trotzdem darf die Gewichtsverteilung des Fahrgestells als gelungen gelten. Auch wenn einmal höher geladen wird und der Schwerpunkt dadurch weiter nach oben wandert.

Denn die Federung zeigt trotz Luftbälgen rundum einen ähnlich straffen und verbindlichen Charakter wie die Lenkung, was das erfreulich kompakte Fahrverhalten des Franzosen unterstützt: Auch voll ausgeladen lässt er sich nicht zum Wanken verleiten und zieht stoisch seine Bahn.

Dazu passen Bremsen und Fahrwerk. Erstere verzögern den Baustoffler wirkungsvoll: Die dreistufige "Optibrake" hält den Solowagen auch in stärkeren Gefällen im Zaum, seltene Beibremser genügen. Doch auch die Betriebsstopper lassen sich fein dosieren - auch beim langsamen Heranrollen an Ampeln oder Baustellen.

Das Fahrerhaus punktet durch gute Übersichtlichkeit dank großer Fensterflächen und mit einigermaßen kompakten Spiegeln. Vom Vorgänger leider nicht übernommen wurden die "Vision"-Fenster, die bei engen Baustellenanlieferungen hilfreich wären. Apropos Vorgänger: Der "Premium Distribution" lebt als "D wide" mit kompakter 2,3-Meter-Kabine weiter und ist mitsamt den großen Seitenfenstern auch als 6x4 zu haben, wenngleich der "T" der souveränere Baustofflieferant mit besseren Übernachtungsmöglichkeiten ist. Jetzt liegt es am Vertrieb, mit den "Baustofflern" ein solides Absatzfundament zu bauen!

MISCHER AUF SOLIDER "C"-CONSTRUCTION-BASIS

Doch bevor man das Haus hochzieht, muss das Fundament gegossen werden. Dafür hätte Renault Trucks den C 430-Fahrmischer optional auch als Light-Version im Programm. Dessen Diät fiel vergleichsweise bescheiden aus, denn gute Küche geht den Franzosen bekanntlich über alles. Also nehme man den Elf-Liter-Motor, der gegenüber dem 13-Liter 123 Kilo spart, begnüge sich mit einem 255-Liter-Tank, stelle alles auf Aluräder und kreiere daraus ein minimal 8,6 Tonnen wiegendes 8x4-Mischerfahrgestell.

In etwas angefetteter Testausstattung inklusive 13-mm-Rahmen (wo sich der Baustoffler mit deren zwölf begnügte) brachte das aber 9,5 Tonnen auf die Waage. Wie der T 460 punktet der Mischer trotz hohen Schwerpunkts mit straffem Fahrverhalten, das durch eine ordentliche Abstimmung der Blattfedern und die straffe Lenkung unterstützt wird. Auch ohne Beton in der Neun-Kubik-Stetter-Trommel bleibt genug Restkomfort erhalten, um selbst auf Straßen und Baustellen zweiter Klasse noch komfortabel unterwegs zu sein.

Beladen hält sich die Wankneigung in Grenzen, wenngleich ein spezielles Mischer-ESP als Notanker wünschenswert wäre.

Die Optidriver-Schaltautomatik stellt sich beim C ebenfalls auf den jeweiligen Fahrstil des Fahrers und verschiedene Topografien ein. Dazu haben die Franzosen viel Intelligenz ins Fahrpedal gepackt: Mit dem lassen sich leicht Hochund Herabschaltungen provozieren, was manuelle Eingriffe erspart. Ab 950 Umdrehungen packt der DTI 11 zu, wenngleich Renault zugibt, dass der Elf-Liter-Motor mit gleichem Gewicht bepackt nicht sparsamer agiert als der 13-Liter. Doch hier geht es ums Gewicht und mit 430 Pferden gehört der 8x4-Mischer ohnehin schon zu den kräftigen Gesellen.

Im Gegensatz zum Baustoffler portioniert er seine Kräfte über die Overdrive-Box mit dem 0,87 ins Lange übersetzten zwölften Gang, der über Land trotz kurzer 3,89er-Achse eher selten gewählt wird. Weniger geeignet ist er für die Autobahn: Bei 90 km/h fährt man mit gut 1400 Touren an der Grenze der Wirtschaftlichkeit, wo es der T 460 bei 1200 Umdrehungen belässt. Die Abgase entsteigen einem Auspuffturm hinter der Kabine, der nicht mehr Gewicht und Raum beansprucht als nötig.

DAS FAHRVERHALTEN FÄLLT BEIM MISCHER KOMPAKT AUS

Das kompakte Fahrverhalten lässt das angenehm zu greifende, 500 Millimeter im Durchmesser messende Lenkrad ungewöhnlich groß erscheinen. Umso mehr, wenn man vom Baustoffler mit dem kleineren, lederbezogenen 460-Millimeter-Volant umsteigt.

Kompakt fällt die kurze Kabine aus, die hinter den Sitzen an einer massiven Stange genug Platz für Ölzeug oder schwere Jacken bietet. Auch Stiefel und etwas Werkzeug finden hinter den Sitzen Platz. Langbeinige Fahrer würden die gern noch weiter zurückschieben und das verstellbare Lenkrad noch steiler stellen - laut Insidern soll beides in Arbeit sein.

Die Lenkung selbst lässt sich wie beim Baustoffler durch nichts aus der Ruhe bringen und quittiert auch grobe Unebenheiten mit stoischer Gelassenheit, wenngleich sie wegen der zwei Vorderachsen prinzipbedingt nicht so direkt ausfällt wie beim T 460 6x4. Bei beiden angenehm: die automatische Parkbremse.

In Summe hat Renault Trucks den C-Fahrmischer ansprechend angemischt, auch wenn er in der Testversion kein Superleichtgewicht ist. Es gäbe ja auch noch den "D wide" als Basis ...

Wichtiger sind aber kompetente Vertriebsmitarbeiter und eine enge Zusammenarbeit mit Aufbauherstellern. Je schneller, günstiger und individueller Baufahrzeuge aufgebaut werden, desto besser! Denn eigentlich ist Renault Trucks auf dem Bau zu Hause - nicht nur in der französischen Heimat!

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