Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat mit einem PKW-Unfall bei Tempo 100 gezeigt, dass selbst ein Profi hinter dem Steuer nicht mehr reagieren kann, wenn der Vordermann plötzlich bremst und der Sicherheitsabstand nicht eingehalten wurde. Die Folge: Bei nur 15 Metern Abstand - ein auf deutschen Autobahnen üblicher Wert - krachen die Fahrzeuge mit erheblicher Wucht ineinander. Zu sehen ist der Crashtest unter www.youtube.de/unfallforschung.
2008 gab es in Deutschland 43.000 Unfälle mit Verletzten oder Getöteten, bei denen die Ursache ungenügender Sicherheitsabstand war. Bei den Auffahrunfällen außerorts waren 80 % der Verursacher männlich; 8 von 10 Unfällen ereigneten sich auf frei befahrbarer Strecke ohne Kreuzungen, Einmündungen oder Kreisverkehre. Verkehrspsychologen ziehen den Schluss, dass Autofahrer in der Regel sowohl Entfernungen als auch Geschwindigkeiten zu niedrig einschätzen. Dazu käme, dass der "typische Auffahrer" (männlich, mittleres Alter, beruflich gut situiert, langjährige Fahrpraxis, stark motorisiert, Vielfahrer) glaube, mit seiner Fahrerfahrung das erhöhte Risiko kompensieren zu können.
Um das Problem zu entschärfen, empfiehlt die UDV, intelligente Tempomaten in Kombination mit Notbremssystemen in PKW vorzuschreiben, nachrüstbare Abstandswarnsysteme verstärkt anzubieten und mehr über die Wahrnehmungsdefizite und Hilfsmittel (Tachoblick, Leitpfosten) zu informieren. "Unbelehrbare" sollten mit regelmäßigen Kontrollen sanktioniert werden, so die UDV. (sk)
Live-Crashtest mit Fahrer
09.06.2010 13:11 Uhr

Reaktionstest: UDV-Unfallforscher ließen PKW mit 100 km/h auffahren und zeigen die Folgen von fehlendem Abstand.