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Interview: Dieselpreise: „Das kapieren unsere Politiker nicht!“

16.03.2022 09:25 Uhr | Lesezeit: 3 min
Benecke Interview
Detlef Benecke, Inhaber des Transport- und Speditionsunternehmens Debe in Wittenberge
© Foto: Privat

Warum tausende Transportunternehmen in Deutschland durch die hohen Kraftstoffpreise gefährdet sind, sagt Detlef Benecke, Inhaber des Transport- und Speditionsunternehmens Debe in Wittenberge.

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Die Dieselkosten explodieren aktuell. Wie stark trifft Sie das als Transportunternehmer?

Das trifft uns massiv! Aktuell kostet ein Liter Diesel netto zwei Euro an der Tankstelle. Zum Vergleich: Vor einem Jahr haben wir dafür fallweise 90 Cent netto bezahlt. Bei rund 600.000 Litern Dieselverbrauch, die wir im Jahr haben, sind das über 600.000 Euro Mehrkosten – allein durch den Diesel! Und da sind die neuen AdBlue-Kosten noch nicht eingerechnet. Denn die explodieren auch gerade. 22 Cent hat uns vor sieben Jahr ein Liter AdBlue gekostet, im Moment sind es 1,35 Euro, also 514 Prozent mehr! Allein wegen Diesel und AdBlue müssen wir also in diesem Jahr über 600.000 Euro mehr erwirtschaften als 2021, ohne dass wir mehr Transportvolumen haben. Und da muss ich noch Gewinn erwirtschaften, damit ich unsere Mitarbeiter bezahlen kann! Wie soll das gehen?

Sagen Sie es mir.

Das geht nur über höhere Preise! Wir müssen jetzt im Grunde jeden Tag unsere Kunden anrufen und mit ihnen über neue Preise verhandeln. Das geht natürlich nicht, obwohl unsere Kunden wirklich Verständnis für unsere Situation haben. Aber denen laufen ja auch die Kosten davon, und die müssen sie ja auch weitergeben. Wir haben zum Glück eine eigene Betriebstankstelle, für die wir im Sommer zu einem festen Kontraktpreis noch relativ günstig Diesel bei Hoyer eingekauft haben. Davon zehren wir noch. Was aber machen all die Transportbetriebe, die an der Tankstelle tanken müssen? Für die geht das jetzt wirklich an die Existenz!

Warum?

Die meisten kleineren Transportbetriebe leben jetzt schon auf Kante. Weil die Fahrer, die noch fahren, immer mehr Geld wollen. Außerdem drohen ihnen Vertragsstrafen, wenn sie die Verträge nicht einhalten. Also fahren und fahren sie immer weiter und merken dabei gar nicht, dass sie immer mehr draufzahlen, weil die Kosten explodieren, ohne dass ihre Preise mitgehen. In normalen Zeiten hat ein solcher Unternehmer mit 25 bis 30 Lkw im Fernverkehr vielleicht 10.000 bis 15.000 Euro Ergebnis, jetzt hat er 40.000 Euro Mehrkosten allein durch den Diesel. Da hat er schon im ersten Monat 25.000 Euro Miese, und im zweiten Monat 50.000 Euro. Da hilft auch kein Dieselfloater. Warum glauben Sie, dass jetzt alle auf die Straße gehen?

Warum hilft da kein Dieselfloater?

Ein solcher Dieselfloater hilft gar nichts. Zum einen, weil wir den Vergleichswert, auf den sich der Floater bezieht, nur einmal im Monat vom Statistischen Bundesamt bekommen. Stattdessen bräuchten wir den jeden Tag, weil sich die Dieselpreise so schnell ändern. Außerdem müssen wir als Transporteur unsere Kosten erst vorfinanzieren, bevor wir sie abrechnen. Und bis unsere Kunden bezahlen, dauert es noch mal ein bis zwei Monate.

Diesen Zeitversatz können wir als Unternehmen noch überbrücken. Viele kleinere Transportbetriebe können das aber nicht. Die haben oft so dünne Erlösmargen, dass sie dann schnell in Liquiditätsnöte geraten. Entweder lassen die jetzt ihre Lkw stehen, um Dieselkosten zu sparen, oder sie scheiden aus dem Markt aus. Das passiert zunehmend. Das kapieren nur unsere Politiker nicht!

Was müsste denn die Politik tun, damit dies Transportunternehmen hilft?

Die ganze Dieselmisere liegt doch nicht an dem Ukrainekrieg. Der Barrel-Preis für Erdöl kostet heute weniger als 2008. Und warum? Weil die Politik die Abgaben für Diesel immer höher setzt – Stichwort CO2-Preis, um nur ein Beispiel zu nennen. Da hilft uns jetzt keine Mehrwertsteuer-Absenkung, wie sie schon manche fordern. Für uns Unternehmer ist die Mehrwertsteuer nur ein durchlaufender Posten – das bringt uns gar nichts. Uns hilft jetzt nur noch der Gewerbediesel zu einem fairen Preis. Ansonsten brechen uns viele tausende Transportbetriebe in Deutschland weg. (eh/ste)

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