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Manuela und Daniela: Fahrerinnen-Alltag im Blog

28.03.2016 08:00 Uhr
Manuela und Daniela: Fahrerinnen-Alltag im Blog
Ihre Gurte hält Manuela immer in Ordung
© Foto: Julia Thomsen

Daniela Kampschulte und Manuela Struck berichten in ihren Lkw-Blogs über Beruf und Leidenschaft.

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Wer hat das aktuelle Geschehen auf der Straße so gut im Blick wie die Lkw-Fahrer selbst? Der TRUCKER hat den Anspruch, über das zu berichten, was Fahrer und Lkw-Fans wirklich bewegt. Gerade deshalb ist für die Redakteure der Austausch mit denen, die "draußen" arbeiten, so wichtig - ob während der Tests, bei Reportagen oder mit über 250.000 Followern auf Facebook. Den Blick der Redaktion auf die Straße werden ab sofort zwei neue Mitarbeiterinnen weiter schärfen. Waschechte Truckerinnen, die von ihren täglichen Touren im Werksverkehr und Schwerlastentransport erzählen. Daniela Kampschulte und Manuela Struck werden für uns als Reporterinnen unterwegs sein, Navis testen und der Branche auf den Zahn fühlen, wo es nur geht.

Ihre Blogs, die beide seit mehreren Jahren mit spannenden, kuriosen und interessanten Inhalten füllen, werden sie auf www.trucker.de ab jetzt mit TRUCKER-Lesern teilen. Auf den nächsten Seiten stellen wir Ihnen die beiden Frauen vor.

Daniela ist einen straffen Zeitplan gewohnt. "Der letzte Kunde auf meiner Tour hat nur bis 15 Uhr geöffnet. Danach werde ich dort meine Ladung nicht mehr los", erklärt sie. Doch schon beim ersten Kunden warten fünf Bunde Langrohre statt wie verabredet einer. "Das kostet mich jetzt sicher eine Stunde. Aber was hilft es." Genau eine Stunde später ist sie abfahrbereit, so wie vorausgesagt. "Mittlerweile hab' ich ein Gespür für die Zeiten."

Mit den geladenen Rohren geht es zurück zum Firmensitz nach Schwalmtal. Seit März 2015 fährt Dani, wie Daniela von allen genannt wird, im Werksverkehr für Ostermann und transportiert Stahlrohre und -produkte zwischen Schwalmtal und Attendorn.

ZART BESAITET DARF MAN ALS FRAU IM LKW NICHT SEIN

Seit 2007 fährt die 38-Jährige Lkw. "Ich war damals für eine Zeitungsspedition im Sprinter unterwegs. Als die Ladung immer schwerer wurde, hat man mich vor die Wahl gestellt: Entweder ich mache meinen Lkw-Führerschein oder ich kann gehen", erzählt sie. "Da musste ich nicht lange überlegen."

Den anschließenden Job bei einer Spedition musste Dani wegen eines Bandscheibenvorfalls kurze Zeit später wieder aufgeben. Die Stelle bei Ostermann kam nach ihrer Genesung wie gerufen. Schließlich lebt sie mit ihrem Mann, einem Fernfahrer, und ihrem Sohn in Attendorn. Der hat sich bei regelmäßigen Fahrten in den Ferien schon vom Lkw-Fieber anstecken lassen. "Das fand er immer schon klasse", erzählt Dani. "Jetzt macht er gerade eine Ausbildung, aber den Lkw-Führerschein hat er fest im Blick."

Auf ihren Touren rund um Ruhr, Rhein und Sauerland legt Dani mehrere Hundert Kilometer pro Tag zurück. "Da erlebt man leider auch viel Mist auf den Straßen", sagt sie, "wenn man zum tausendsten Mal im Stau steht, weil Autofahrer das Reißverschlusssystem nicht verstehen. Aber man wird auch aufmerksamer, lernt, für andere mitzudenken, wenn die es nicht tun." Mittlerweile teilt Dani seit fünf Jahren in ihrem Onlinetagebuch ihre Erlebnisse mit anderen, ob negativ oder positiv.

In einigen Geschichten geht es auch um die Klischees, mit denen sie es als Frau im Lkw immer wieder zu tun hat. "Zart besaitet darf man da sicher nicht sein. Aber das bin ich nicht", sagt sie lachend. "Ich gebe Kontra." Mit Kollegen und Kunden ist sie auf Augenhöhe. "Ich habe weder Vor- noch Nachteile, nur weil ich kein Mann bin", sagt sie. Dani packt beim Beladen an, gibt Anweisungen und sorgt dafür, dass alles ordentlich gesichert ist. Zwischendurch bleibt auch Zeit für den einen oder anderen Scherz.

Die extra Ladung Rohre hat Danis Zeitplan durcheinander gebracht. "Da hilft es, wenn man sich mit dem Verlader blind versteht. Dann läuft es glatt, wenn es darauf ankommt." Die Verladung in Schwalmtal gleicht einem perfekten Tetrisspiel und Dani schafft es zwar später als sonst aber noch rechtzeitig zum letzten Kunden.

Kurz nach 16 Uhr ist sie mit Leergut zurück in Schwalmtal. Eigentlich wollte sie von dort heute nach Hause fahren. Aber ein Anruf ändert ihre Pläne kurzfristig. "An unserem Firmensitz in Attendorn brauchen wir Leergut. Das heißt, ich muss unterwegs übernachten und morgen früh gleich Gitterboxen laden", erklärt sie. Ihren Sohn kann sie dann heute nicht wie geplant von seiner Arbeit abholen.

"So ist das eben. Als Lkw-Fahrer muss man dorthin, wo man gebraucht wird. Da muss die eigene Zeitplanung schon mal hinten anstehen." Etwas anderes machen möchte Dani trotzdem nicht.

Wer Manuela, genannt Manu, von ihrem "Paulchen" reden hört, der könnte meinen, Paulchen sei eines ihrer Pferde. Doch Paulchen steht nicht zuhause bei Dresden im Stall. Nein. Paulchen rollt mit Manuela quer durch Europa, über verschneite Straßen, kurvige Pässe und schwankende Fähren, vorbei an Elchparks und Fjorden. Und Paulchen tankt Diesel. Denn Paulchen ist kein Pferd, sondern ein Actros und Manuelas ganzer Stolz.

"Mit dem einzigen Mercedes, den ich vor Paulchen mal gefahren bin, hatte ich nur Ärger", erzählt die 33-Jährige. Deswegen habe sie sich zunächst sehr dagegen gesträubt, als ihr Chef sie auf den Actros setzen wollte.

VON DER KUTSCHFAHRERIN ZUR KRAFTFAHRERIN

"Ich wollte früher nie einen Mercedes fahren." "Früher" heißt dabei, vor etwas mehr als zwei Jahren. Denn so lange ist es her, dass Manu das Lkw-Fahren zu ihrem Beruf gemacht hat. Da hatte sie ihren Lkw-Führerschein gerade knapp ein Jahr. Sie musste damals ihren Job als Kutschfahrerin in Dresden aufgeben und beschloss, ihren Lkw-Führerschein zu nutzen und Berufskraftfahrerin zu werden. "Es war gar nicht so leicht, als Frischling überhaupt einen Job zu finden", erinnert sie sich. "Ich fuhr eine Weile einen Betonmischer und dann national Baumaschinen." Aber Manu zog es raus in die Welt. Schließlich wechselte sie den Arbeitgeber und begann, Schwerlasten vom hohen Norden Skandinaviens bis nach Österreich, Slowenien und die Schweiz zu fahren. "Wenn man andere Fahrer fragt, heißt es: 'Schwertransport fährt man frühestens nach zehn Jahren'", erzählt sie. "Da bin ich wohl die Ausnahme zu dieser Regel."

Mit ihrem Paulchen kommt Manu an diesem Morgen aus Lübeck nach Hamburg zum Container Terminal Altenwerder. Nachts ist sie mit der Fähre aus Schweden angekommen. Am Terminal erwartet man sie und ihre Ladung schon: ein Bauteil für die großen Kräne, die am Terminal die Container bewegen. Trotz stolzer zwölf Tonnen Gewicht ist das Kranteil eine eher kompakte Ladung. "Meist ist meine Ladung deutlich sperriger. 32 Meter war bisher das längste", sagt die Dresdnerin stolz. Bevor Manu heute abladen kann, muss sie erst einmal mit Hilfe eines Leitfahrzeugs den Weg durch den Containerirrgarten finden. Am Terminal in Hamburg war sie bisher noch nie. "Manchmal ist es doch gut, eine Frau zu sein", sagt sie grinsend. "Der nette Mann holt mich nach dem Abladen auch wieder ab."

Ansonsten kann die fröhliche Truckerin mit Klischees nichts anfangen. "Nur weil mir das dritte Bein fehlt, bin ich nichts Besonderes. Ich fahre Lkw. Punkt." Wer mit Manu zusammenarbeitet, muss sich auf kesse Antworten gefasst machen. Auch die Männer, die ihr in Hamburg beim Abladen helfen, sehen das schnell ein. "Bringt mir meine Gurte nicht durcheinander", warnt sie sie lachend.

Mit dem leeren Auflieger macht sich Manu anschließend auf den Weg nach Hosena. Dort soll sie Ladung für eine Baustelle bei Kopenhagen abholen. "Ich freue mich immer, wenn ich nach Hosena fahren kann. Dann kann ich meine Jungs treffen."

DORT LKW-FAHREN, WO ANDERE URLAUB MACHEN

Ihre Jungs, das sind ihr Mann und ihre beiden Söhne. Heute will Manus Vater mit den Kindern vorbeischauen. "Sonst sehe ich sie bloß alle vierzehn Tage." In den Ferien hat sie ihre Söhne auch schon mal mitgenommen auf Tour. "Mit dem Lkw nach Skandinavien - das erleben andere Kinder so nicht."

Auch deswegen liebt sie ihren Beruf. "Wenn ich dort arbeite, wo andere in den Urlaub fahren, morgens neben einem See oder an einem Elchpark aufwache, dann weiß ich, warum ich Lkw fahre", sagt sie. "In meinem Blog schreibe ich daher meist über das Schöne an unserem Job." Denn einen schöneren Beruf gibt es für Manu kaum. Nur wenn man ihr anbieten würde, wieder Kutsche zu fahren, käme sie vielleicht in Versuchung.

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