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Report: Fahrer gründen Jobbörse für Trucker

18.03.2014 08:00 Uhr
Report: Fahrer gründen Jobbörse für Trucker
Auf der Jagd nach Jobs: Christian, Nina und Thomas (v. l.) gründeten eine Trucker-Stellenbörse
© Foto: Michael Simon

Christian Burger, Nina Munz und Thomas Preininger opfern ihren Feierabend, um LKW-Fahrern zu helfen. Für ihre Kollegen sammeln sie interessante Stellenangebote im Internet: "Trucker-Job-Börse" heißt das kostenlose Portal.

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Die Augen der beiden Männer funkeln. In Sturzbächen sprudeln die Worte aus ihren Mündern. Thomas und Christian werfen wild gestikulierend mit Informationen um sich. Keine Frage, die "Trucker-Job-Börse" ist mehr als nur ein Hobby für sie. Hier ist Herzblut im Spiel, schwärmt Christian. Nina, seine Freundin, beobachtet die enthusiastischen Männer ruhig. Sie sitzt still hinter ihrer Kaffeetasse.

Thomas Preininger, Christian Burger und Nina Munz sind die Gesichter der "Trucker-Job-Börse". Auf diesen Namen tauften sie ihren Online-Stellenmarkt, der ausschließlich Gesuche von Transportunternehmen und Angebote für Berufskraftfahrer führt. Das Trio sammelt diese Inserate und bietet sie auf ihrer Homepage und in der gleichnamigen Facebook-Gruppe an. Von Fahrern für Fahrer, heißt es über dem dunklen Logo. "Natürlich kostenlos", beteuert Christian.

Der 42-jährige Initiator erinnert sich, als sei es gestern gewesen. Vor gut einem Jahr, im Januar 2013, meldeten sich immer mehr Speditionen und Arbeitgeber bei ihm. Denn: Christian aus Germersheim (bei Speyer) hatte sich als Kenner der Szene einen Namen gemacht und in vielen Fällen Truckern einen Platz hinterm Lenkrad vermittelt. Die Rolle des Fahrer-Agenten gefiel Christian: Um noch mehr Chauffeure zu erreichen, gründete er die Gruppe "Trucker-Job-Börse" im sozialen Netzwerk Facebook.

Dort wollte er die Vorteile der Mundpropaganda noch besser ausnutzen. "Jeder kennt jemanden, der einen Job sucht oder anbietet", erläutert Christian. Immer mehr Nutzer begeisterten sich für den Service, traten der Gruppe bei und leisteten mit neuen Infos selbst einen Beitrag. Anfangs hatte Christian noch alles im Griff. Seinen Job als Nah- und Fernverkehrsfahrer für die Firma Sascha Kail, sein Engagement für die Fahrer - und die Beziehung zu Freundin Nina. Mit der unaufhörlich steigenden Mitgliederzahl merkt der gebürtige Pfälzer aber: "Des is dann uf enmal alles zu viel worra!" Also trommelte er im vergangenen August seine aktivsten User zusammen. Tom Kniephof etwa, der 30 bis 40 neue Stellen pro Woche beisteuert. Zu seinen Quellen zählt er mehrere Job-Börsen und die Agentur für Arbeit. Bei aller Liebe für die gute Sache, Administrator-Dienste wollte sich Tom nicht auch noch aufhalsen. Von einem anderen aktiven User erhielt Christian hingegen grünes Licht: Thomas Preininger hatte Lust, Christian unter die Arme greifen.

BLINDES VERSTÄNDNIS ZWISCHEN DEM KOMMUNIKATOR UND DEM TÜFTLER

Thomas, ein gemütlicher 36-jähriger Baustofffahrer aus Würzburg, entpuppt sich als Glücksgriff für Christian. "Wir haben uns von Anfang an blind verstanden", erzählt Thomas. Auf der einen Seite der redselige Ex-Vertriebler Christian, der durch seine Kommunikationsfreude alle Welt kennt und laufend Kontakte knüpft. Auf der anderen Seite der technikaffine, akribische Tüftler Thomas, der gleich bemerkte, wo die Stärken und Schwachstellen der Facebook-Gruppe liegen: Ihm gefiel, dass manche User konstruktiv über die Stellenangebote diskutierten und ihre Erfahrungen über verschiedene Unternehmen austauschten. So häufte sich ein Schatz an Erfahrungen an. Aber: Auch die Zahl der Pöbler wuchs. "Von belegbaren Erfahrungen profitieren alle. Die sind auch erwünscht. Aber Autohofprediger, die nur einen schwachsinnigen Kommentar loswerden wollen, trüben die Freude", meint Thomas. Solches Klientel schmeißt er inzwischen kompromisslos aus der Gruppe.

Der größere Brandherd lag aber woanders: Facebook hat den Nachteil, dass die Stellenangebote rein chronologisch und damit regional kunterbunt gelistet sind. "Auf Facebook herrscht viel zu viel Informationsfluss. Damit die Stellenanzeigen übersichtlicher werden, musste eine Homepage her", diagnostizierte Thomas. Daher baute Thomas die Seite www.trucker-job-börse.de, auf der dieselben Stellenangebote und -gesuche aufgelistet werden wie bei Facebook, nur dieses Mal sauber verteilt nach Postleitzahl-Gebieten. So erhält der Suchende auf einen Blick die Arbeitsstellen in seinem Umkreis. Für die Übertragung der Daten spannte Christian seine Freundin Nina ein. Und Thomas lief richtig heiß. Die Homepage verknüpfte er mit Twitter und programmierte eine App. Smartphone-Benutzer bekommen so "quasi eine SMS in die Hosentasche über neue Stellenangebote", erklärt er.

DIE IDEEN KENNEN KEINE GRENZEN - ABER DIE BELASTBARKEIT?

Die "Ideen-Quelle" der Macher ist noch lange nicht versiegt. Momentan überlegt das Trio, wie es noch mehr Unternehmen dazu bringt, auf ihrer Web-Seite zu inserieren. "Wir können nicht nur Fahrer akquirieren, wir müssen auch an die Firmen ran. Denn das Interesse der Fahrer lässt schnell nach, wenn sie merken: Hier auf dem Portal passiert nichts!", meint Thomas.

Auch die Kostenfrage überdenken die drei: Ihre Dienste wollen sie nach wie vor unentgeltlich bereitstellen, ihre Ausgaben hätten sie aber gerne erstattet. Daher versuchen sie, Sponsoren zu gewinnen, die zumindest die Kosten für Server, Flyer und andere Werbemittel übernehmen. Bisher fließt viel Geld aus der eigenen Tasche in die Job-Börse. Zumindest solange sie noch in der Entwicklung ist. "Die Trucker-Job-Börse ist nie im Stillstand, sie entwickelt sich ständig weiter", glaubt die Tankstellenangestellte Nina. Ob sie das gutheißt oder bedauert, lässt sich aus ihrer Stimme nicht heraushören. "Klar freut es mich, wenn sich Fahrer bei uns bedanken, weil sie einen neuen Job haben", sagt Nina. Andererseits muss Nina ihren Christian aber häufig für die Community entbehren.

Christian hat mittlerweile erkannt, dass er die Verantwortung auf viele Schultern verteilen muss, will er das Projekt am Leben halten. Schließlich arbeiten er, Thomas und Nina mindestens zwei Stunden pro Tag daran. Vom Wochenende ganz zu schweigen, zusätzlich zum eh schon harten Fahrerjob. Die Belastung ist immens. Neue Administratoren sollen nun die Job-Börse mittragen, um den Fahrern auch in Zukunft eine Hilfe bei der Job-Suche zu sein.

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