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Fahrer testen den Renault T

06.03.2014 08:00 Uhr
Fahrer testen den Renault T
Renault brachte den „T“ mit Sleeper Cab zum Fahrertest. Er ist der legitime Nachfolger des Premium Route
© Foto: Christina von Haugwitz

Der TRUCKER bat sechs Profis, den neuen Renault T mit Sleeper Cab zu beurteilen. Wie schneidet der Franzose ab?

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Langsam findet der neue Renault T ins deutsche Straßenbild: Vorwiegend sind es noch die weißen Zugmaschinen der Vermietflotte, doch peu à peu setzen auch die ersten Kunden auf den neuen Franzosen. Meist ersetzt der T einen Premium Route und verfügt dann über das so genannte Sleeper Cab, die Hochdachkabine mit kleinem Motortunnel.

Mit dieser Version wollen die Franzosen bei uns Stückzahlen machen. Gegenüber seinem Vorgänger hat er eine deutlich gewachsene Kabine und ist laut Datenblatt trotz Euro 6 und aufwändiger Abgasnachbehandlung nur unmerklich schwerer. Wir nutzten die Gelegenheit und baten ein Sextett aus Fahrern und Unternehmer, exakt dieses Modell zu beurteilen.

WAS GLEICH GEFÄLLT, WIRD SCHNELL LANGWEILIG

Bei der Vorstellung der neuen Baureihen in Lyon hagelte es noch jede Menge Kritik für das doch recht ungewöhnliche Design. Die Meinungen haben sich offensichtlich schnell geändert, denn fünf unserer sechs Tester finden den T schön, zwei kamen am Autohof gezielt zu uns, weil sie sich die neue Linie genauer ansehen wollten. "Der neue Renault sticht aus der Masse heraus", meint Mercedes-Fahrer Almir Haskic. "Eine schöne Maschine - obwohl ich ihn lieber in einer freundlicheren Farbe hätte." Almir stört sich nur an der fehlenden Sonnenblende des Vorführwagens. "Mag sein, dass das besser für Luftwiderstand und Verbrauch ist. Sieht aber komisch aus!"

Den größten Erfahrungsschatz beim Fahrertest bringt Arno Vogel mit. Er hat vorher im Gastransport einen Premium Route gefahren, hatte auch schon einen Magnum und ist jetzt mit einem neuen FH unterwegs. "Die Sitzposition im neuen Renault ist viel besser", so sein erster Eindruck. "Speziell im Magnum saß man ja - entschuldigt, aber - wie auf der Toilette ..."Bei der direkten Gegenüberstellung mit dem Premium gibt Arno zu, angenehm überrascht zu sein. "Auch wenn Kunststoff im Innenraum dominiert, sieht der T viel wertiger aus und ist erheblich besser verarbeitet als der Premium. Enttäuscht bin ich höchstens über die Staufächer oben. Auf den ersten Blick meint man, die wären riesig groß. Bei genauem Hinsehen merkt man, dass nur die Deckel, nicht aber die Stauräume groß sind."

EIN STANDARD-BETT IST DIE AKTUELL BESTE LÖSUNG

Die Betten beurteilt Arno als ausreichend groß und bequem. Mit der Relax-Liege, einer Art senkrechten Hängematte, kann er aber nichts anfangen. "Ist wohl zum Fernsehen oder Lesen gedacht. Ich finde es ungemütlich - übrigens ebenso unnötig, wie das aufstellbare Bettteil in meinem Volvo. Das sind doch ebenso überflüssige Gimmicks wie ein Massagesitz ..."

Arno findet dann eher Gefallen am neuen Abstandstempomat. Das sollte Pflicht werden, und der funktioniert auch gut im Renault." Nach seiner kurzen Testfahrt lobt der Kipperzugfahrer den hohen Fahrkomfort des neuen Franzosen. "Ist ja identisch mit dem Fahrwerk des Volvo", merkt er fachmännisch an. "Und da gibt's aber schon gar nix zu meckern." Zudem findet er den T recht leise und die Lenkung ganz nach seinem Geschmack leichtgängig aber dennoch ausreichend direkt. Allerdings spürt er, dass er trotz normaler Größe mit den Knien an der Lenksäule anstößt. "Offensichtlich hat der Volvo mehr Sitzverstellbereich, denn dort habe ich das Problem nicht." Dafür gefällt ihm dann das, wie im Volvo, weit verstellbare Lenkrad.

Für die elektronische Handbremse findet er kaum lobende Worte. Das wäre für ihn unnötiger, moderner Firlefanz. "Da hätten sie mal besser einen ordentlichen Flaschenhalter installiert. Der in der Tür ist unpraktisch, und in die kleine Schublade mit den Dosenhaltern passen weder handelsübliche Dosen noch große Kaffeetassen", so seine Analyse. "Immerhin ist der Kunststoff im Innenraum pflegeleichter als in meinem Volvo. Gerade im Schüttguttransport wünscht man sich Oberflächen, die sich leicht reinigen lassen. Das Bedienkonzept des neuen Renault überzeugt den Transportprofi, obgleich er die Bediensatelliten für ein wenig überfrachtet hält. Und zwei Geschwindigkeiten für den Tempomat hält Arno auch für unnötig. "Und die Außenstaufächer sind ja eine echte Mogelpackung", resümiert er abschließend. "Riesige Deckel und dahinter Luken, so klein wie das Handschuhfach eines Käfers ...!" Versöhnlich wird sein Fazit aber noch durch den Hinweis, dass die Rundumsicht besser ist als im Volvo und offensichtlich auch die Spiegel nicht so schnell verschmutzen wie beim Schweden.

Unternehmer Gerd Adler interessiert sich mehr für die betriebswirtschaftliche Seite des neuen T. Für gewichtssensible Gastransporte hat er sieben Premium im Fuhrpark. "Laut Datenblatt ist der T mit Sleeper Cab nur 50 Kilo schwerer als sein Vorgänger. Das wäre ein sehr guter Wert. Nach bisher vorliegenden Angeboten bleibt die Preisdifferenz von Renault zu anderen Marken erhalten. Das kann man zumindest nutzen, wenn man den LKW kauft und nicht least. Denn dann sieht's mit niedrigeren Restwerten wieder anders aus!" Zudem kritisiert der Fuhrparkinhaber die aktuell noch zu hohen Kosten für den Wartungsvertrag. Der ist - allerdings auch bei Volvo - rund doppelt so teuer wie etwa bei Mercedes."

Neben der finanziellen Seite wirft Adler dann doch noch einen Blick aufs Auto selbst: "Ich habe jetzt beide Sleeper Cabs schon gesehen und muss sagen, dass die ohne Motortunnel auch nicht wirklich größer ist. Gegenüber dem Premium ist der T meines Erachtens ein echter Fortschritt. Im Vergleich zum Magnum, den wir auch im Fuhrpark haben, sehe ich das noch nicht!"

DIE NEUEN MODELLE SIND JETZT NOCH LEISER

Mit den Geräuschemissionen ist der Fuhrunternehmer zufrieden. "Anfangs fehlte wohl ein Filterelement am Luftpresser. Aber seit das bei allen verbaut ist, sind die T sehr leise." Beim Fahrverhalten vergleicht Adler noch mal mit dem Magnum: "Der T läuft schön, der Magnum aber wegen seines langen Radstands ruhiger. Aber der Neue ist halt jetzt ein Fahrzeug mit konventionellem Einstieg und Standard-Radstand. Ich hab' die Kritik am Magnum Aufstieg nie verstanden. Ehrlich gesagt, in meinen neuen Actros mit seinen vier Stufen kann man auch nicht besser einsteigen!"

Wie eigentlich die meisten Testfahrer lobt der Gas- und Schüttguttransporteur nach seiner Testrunde Getriebe und Kupplung. "Optidriver ist ein absolutes Sahnestück. Schaltet butterweich und schnell und auch die Kupplungssteuerung ist exzellent. Was die Motorleistung angeht, ist der 460er völlig ausreichend. Und ich würde immer den Elfliter nehmen. Der ist nicht wirklich schwächer, aber doch sparsamer als der 13-Liter."

Ein DAF-fahrender Scania-Fan ist unser nächster Tester, Rudolf Andres. Insofern liegt die Latte hoch. Doch Rudolf ist angetan vom Renault: "Trotz Motortunnel kann ich problemlos stehen. Die Armaturen mit den beiden Displays sind schön gemacht - nicht so langweilig wie im DAF." Ihm fallen sofort die roten Gurte auf. "Sieht ja aus wie in einem Ferrari!" Im Gegensatz zu Arno findet Rudolf sofort Gefallen an der elektronischen Handbremse. "Toll, dass die automatisch löst, wenn man losfährt." Fahrverhalten und Schaltstrategie überzeugen den DAF-Lenker ebenfalls. "Den Magnum fand ich nicht so toll. Sah aus, als wenn ein Kind einen LKW aus Lego gebaut hat. Aber der hier gefällt mir."

Am Ende seiner Runde gibt Rudolf zu, dass er eigentlich einige Vorurteile gegen Renault hatte. "Aber jetzt bin ich doch angetan", resümiert er. "Das Interieur ist besser aufgeteilt als in meinem DAF. Auch die Schalter und Bedienelemente hat Renault gut angeordnet, was wichtig ist, liegt im unmittelbaren Griffbereich. Alles andere auf der zweiten Ebene." Auch für die Lösung mit dem zweiten Display rechts kann er sich erwärmen. So lassen sich seiner Ansicht nach wichtige Fahrdaten und getrennt dazu Infos vom Navi oder der Disposition übersichtlicher darstellen. "Außerdem gefallen mir der große Lenkradverstellbereich und die sehr gute Sicht. Im Vergleich zu meinem LKW gibt's beim Renault kaum tote Winkel."

ES GIBT NOCH VORURTEILE GEGENÜBER RENAULT

Falko Keller macht gerade eine Schulung auf dem Übungsgelände gegenüber dem Autohof, als er auf uns aufmerksam wird. Neugierig kommt er herüber und betrachtet den T. "Ehrlich gesagt ist die Optik, vor allem nicht der braune Lack, nicht gerade mein Geschmack." Falko hat schon als Fuhrparkleiter gearbeitet und attestiert dem Magnum einen guten Ruf bei den Fahrern. "Unsere Chauffeure waren glücklich mit dem recht ungewöhnlichen Auto. Nicht so mit dem Premium. Das empfand jeder als Strafe, wenn er mit dem fahren musste, und damit kann man auch keine Fahrer gewinnen oder ans Unternehmen binden."

Seine anfängliche Skepsis mildert sich etwas, als er den T näher in Augenschein nimmt. "Die installierten Assistenzsysteme, wie Abstandstempomat, Spurbindung oder ESP, halte ich unbedingt für einen Sicherheitsgewinn. Renault hatte sich da ja bislang nicht gerade sehr innovativ gezeigt. Innen dominiert viel Plastik, aber ich denke, dass es den Fahrern wichtiger ist, dass sich der LKW gut sauber halten lässt." Falko glaubt, dass sich die Franzosen auf dem deutschen Markt schwer tun, weil sie aus früheren Zeiten unter einem schlechten Ruf leiden.

"Die R und G waren nicht gut verarbeitet, die Ami-Motoren im Magnum haben viel verbraucht. Da wird es der Neue schwer haben, diesen Ruf wieder zu drehen." Immerhin räumt der Profi ein, dass es dem T gelingen könnte und probiert zum Ende seiner Stippvisite noch den Frontaufstieg: "Den finde ich gelungen. Breite Klapptritte, gute Haltegriffe. Trotz der ungewöhnlichen Optik fehlt mir aber irgendwie der Aha-Effekt ..."

DIE NEUE OPTIK ALS MAGNET FÜR FAHRER

Was Falko vermisst, scheint Almir Haskic und Agan Tubic ins Auge zu stechen. Neugierig kommen die beiden aus Bosnien-Herzegowina stammenden Fahrer zu uns. "Ich habe den neuen Renault schon im TRUCKER gesehen", erklärt uns Almir in perfektem Deutsch. "Jetzt war ich doch neugierig, was ihr hier macht und wir sind herübergekommen." Schnell kommen Agan und Almir unserer Einladung zum Fahrertest nach.

"Auf jeden Fall hat sich Renault etwas Ungewöhnliches einfallen lassen", meint Almir. "Ich finde das Design schön." Agan hält noch etwas Abstand, betrachtet den T versonnen von vorne und steigt dann erst ein. "Ich bin erstaunt, wie groß der innen ist. Unser Actros Megaspace sieht von außen viel größer aus, hat aber im Endeffekt nicht mehr Bewegungsfreiheit." "Aber sei ehrlich", ergänzt Almir, "mehr Stauraum hat unser Mercedes in jedem Fall. Zu zweit auf Tour im Renault würde uns vor Probleme stellen, wenn wir unser ganzes Gepäck verstauen müssten." Ob es noch eine andere Variante gibt, will Almir vom Renault-Betreuer wissen. Der Hinweis auf eine Variante mit ebenem Boden, aber nicht wirklich größeren Staufächern scheint ihn nicht zu befriedigen. "Das hat Mercedes aber cleverer gemacht. Da hat man mit ebenem Boden auch viel mehr Platz!"

Agan überlegt kurz und meint dann: "Ich finde die Optik gelungen und im Innenraum gibt es viele gute Ideen - teilweise besser als im Mercedes oder auch im neuen Volvo. Ich weiß trotzdem nicht, ob ich am Ende nicht doch lieber den Volvo nehmen würde?"

Damit bringt er auf den Punkt, was sich wie ein roter Faden durch den ganzen Fahrertest zieht: Als Premium-Nachfolger ist der T ein großer Wurf. Gegen den FH wird er es aber schwer haben.

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