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Verteilertest: Mercedes-Benz-Antos 1830

22.08.2013 08:00 Uhr
Verteilertest: Mercedes-Benz-Antos 1830
Für bessere Aerodynamik gibt es optional eine Türverlängerung für den Mercedes-Benz Antos
© Foto: Johannes Reichel

Noch nie ging ein Verteiler mit so viel High-Tech auf Testtour wie der Antos 1830. Nur der GPS-Tempomat fehlt.

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Sieht der Gespenster? Mag sein, dass der Fahrer des knallroten MB Antos 1830 nach knapp vier Stunden am Steuer bei Sommerhitze etwas ermattet ist. Aber dass sich das in unkonzentrierter Fahrweise niedergeschlagen hätte?

Insofern überrascht das Warnfenster des "Attention Assist" mit dem Vermerk "Pause einlegen" etwas. Nachdem es auch der Kollege im parallel getesteten Antos 2543 erhielt, könnte man es für eine Standardmeldung zur Regelpause ansehen. Ist es aber nicht: Laut Daimler registriert der digitale Beifahrer kaum wahrnehmbare Varianzen im Fahrstil, nicht die Zeit.

Überhaupt funktionieren die zahlreichen elektronischen Helfer, die dem Antos 1830 als Genspende vom großen Actros zuteil wurden, gut. Ein langsam abbiegender PKW bei der Ortsdurchfahrt voraus? Der Active Brake Assist 3 sendet ein knallrotes Warnfenster und geht in Habachtstellung. Gut, einmal identifiziert der Sensor in der Kurve ein Verkehrsschild als Kollisionsobjekt, aber lieber zu viel als zu wenig gewarnt. Immer wieder angenehm: der vom Actros bekannte Abstandstempomat, mit dem der Antos fast wie von selbst, übrigens sehr spurstabil, über die Autobahn zieht.

POWERSHIFT 3 AGIERT ZUM TEIL ETWAS VOREILIG

Was uns im Sortiment der Assistenten fehlt, ist allenfalls der GPS-Tempomat PPC, nur für den "schweren" Antos mit OM471-Motor lieferbar. Das Fehlen fällt auch deshalb auf, weil das serienmäßige, automatisierte Powershift-3-Getriebe vieles, aber eben das nicht kann, was PPC drauf hat: vorausschauen.

Der Schaltroboter stuft oft voreilig und dann gleich zwei Stufen zurück, obwohl man dem drehmomentstarken OM936-Motor durchaus zugetraut hätte, die ein oder andere Kuppe ohne Schaltvorgang zu erklimmen. Unser zweiter Fahrer ging auf der Landstraßenetappe schnell zum manuellen Sortieren über. Ansonsten kann man dem Getriebe keine Vorwürfe machen: Es wechselt sanft und doch schnell Gänge, nimmt dem Verteiler-Fahrer viel Arbeit ab. Lässig ist die Kriechfunktion wie beim Wandlerautomaten, mit der man nur per Bremspedal millimetergenau manövrieren kann. Hilfreich an Rampen oder Bergen: der Hillholder.

Zum guten Komforteindruck trägt auch die starke Motorbremse bei, im Falle des Test-Antos die High-Performance-Version mit 300 kW Leistung. Sie macht die zuverlässig zupackenden ESP-Betriebsstopper selbst in strengeren Gefällen fast überflüssig. Weshalb Powershift allerdings nicht selbsttätig hochstuft, als in einer Zwölf-Prozent-Senke der Motor in den roten Bereich dreht und eine scharfe Warnung ergeht, erschließt sich nicht ganz. Die Empfehlung des Werksfahrers zu befolgen und im Gefälle kurz aufs Gas zu tippen, scheut man dann doch instinktiv.

SEHR GUTER VERBRAUCH, EHER MAUE NUTZLAST

Fährt man ohne Tempogewinn dahin, aktiviert sich irgendwann unauffällig die Eco-Roll-Funktion (Neutral), mit der der ohnehin leise rollende Antos zum "Cruiser" mutiert. Auch das würde allerdings mit PPC noch präziser funktionieren. Überhaupt imposant ist das Rollvermögen des Antos, was für sorgsam reduzierte Widerstände in Antrieb und Fahrwerk spricht. Dieses findet im Übrigen eine gute Linie zwischen agiler Präzision, Leichtgängigkeit und Komfort und macht die Unausgewogenheit des Axor vergessen.

Das gilt auch motorisch, wo der neue Common-Rail-Sechszylinder einen recht dezenten, nötigenfalls ohne großes Gebrüll drehfreudigen Job macht und dem Benz-Verteiler zu sparsamem Verbrauch verhilft - nicht zuletzt dank guter Aerodynamik. Die hält zudem die Windgeräusche niedrig. Da lässt sich die mäßige Nutzlast des üppig ausstaffierten Testwagens eher verschmerzen. An die Schlankheit eines MAN TGM reicht der Antos jedenfalls nicht ran. So ist das eben mit Genspenden von großen Brüdern ... JR

TRUCKER-FAZIT | Ein feiner Verteiler

Der Antos belebt das Geschäft im oft vernachlässigten Verteilersegment, gibt einen Komfort- und Sicherheitsschub. Das Interieur ist ebenso fein gemacht. Jetzt wird der Stern auch im Nahverkehr seinem hohen Anspruch gerecht.

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