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Die Probleme von Berufskraftfahrern

13.05.2025 08:18 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter vor dem Lkw der Influencerin Christina Scheib, die auf dem Lkw abgebildet ist
Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter vor dem Lkw der Influencerin Christina Scheib
© Foto: StMB/Winszczyk

Als Berufskraftfahrer hat man es nicht leicht. Um die Bedeutung, Probleme und das Image des Jobs zu besprechen, hat sich der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter mit Influencerin Christina Scheib getroffen.

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Obwohl der bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter nicht mehr selbst fahren darf – er hat vergessen, seinen Lkw-Führerschein zu verlängern – kommt er am Montag, den 12. Mai, auf den Hof des Handels- und Dienstleistungsunternehmens Schönreiter, um mit Christina Scheib, Influencerin aus der Truck-Szene, eine Runde in ihrem pink-schwarzen MAN zu drehen. Dort treffen sie sich, weil Scheib als Subunternehmerin seit etwa zwei Jahren für Schönreiter fährt, erklärt der Geschäftsführer Andreas Schönreiter. Das Unternehmen hat zwar zehn eigene Lkw, zu Spitzenzeiten rufen sie aber die Fahrerin an. "Das klappt prima. Die Leute freuen sich immer, wenn sie vorfährt", so Schönreiter.

Bei dem Austausch zwischen der Influencerin und dem Verkehrsminister geht es um das Image, sowie um die Probleme der Transportbranche. "Für mich ist es wichtig, die Dinge auch mal selber zu hören. Denn wenn man das persönlich erfahren hat, dann kann man sich auch dafür besser einsetzen", erklärt Christian Bernreiter.

Die beiden besprachen die Herausforderungen der Branche, die von mangelnden Stellplätzen und zu teuren Führerscheinen bis zu dem Image-Problem des Fahrerberufs reichen:

Mangelnde Wertschätzung

„Die Wertschätzung fehlt – man wird nur als Störfaktor wahrgenommen“, erzählt Scheib über die Wahrnehmung von Berufskraftfahrern. "Wir dürfen nur 60 km/h auf Landstraßen fahren, 80 km/h auf der Autobahn, und wenn man den Lkw in der Stadt ablädt, sind wir den Leuten auch im Weg." Wenn die Eltern vorne im Auto schimpfen, zieht sich das negative Image weiter durch die nachfolgenden Generationen. Es werde gar nicht gesehen, dass der Job für alles, was man sich kaufen kann, essentiell ist, bedauert die Lkw-Fahrerin.

“Das Image des Berufskraftfahrers muss verbessert werden”, betont auch Verkehrsminister Bernreiter. Was man allerdings dafür konkret noch machen kann, weiß er auch nicht: "Ich glaube, wir haben schon alles versucht." Trotzdem bemüht er sich, zu helfen: „Ich bin bereit, die Werbetrommel zu rühren und zu unterstützen.“

Mit Wertschätzung der Fahrer, die sie haben, geht Andreas Schönreiter gegen den Fachkräftemangel vor. Dafür bietet er ihnen etwa ein möglichst angenehmes Arbeitsumfeld. "Es ist wichtig, dass der Fahrer Abwechslung bei seinem Job hat", erklärt er als ein Beispiel dafür.

Zu teure Lkw-Führerscheine

Das Problem beginnt allerdings schon vor dem Job, schildert Christina Scheib: "Die Einstiegsproblematik ist ganz groß. Der Einstieg ist teuer und die Einarbeitung ist häufig nicht mehr so gut wie früher." Weil es dafür auch häufig an Personal fehlt. Mit den hohen Lkw-Führerschein-Kosten wird der Eintritt in den Fahrerberuf verbaut – eine Hürde, die man bei anderen Jobs nicht hat. Viele junge Interessierte fragen sie um Hilfe, doch die Preise sind ein großes Problem.

Das sieht auch Verkehrsminister Bernreiter so. Er appelliert an den Bund, dass der Führerschein bezahlbar sein muss: "Die Pflichtausbildungsstunden müssen weniger werden. Viele fallen in der Theorieprüfung durch. Die Regularien und die bürokratischen Hürden müssen abgebaut werden." Zudem müsse man weitere Hürden abbauen: "Wir brauchen Fachkräftezuwanderung. Wir tun alles dafür, dass die Führerscheine billiger und digitaler wird und in mehreren Sprachen angeboten wird", betont er.

Wann eine Änderung zu erwarten sei, konnte er jedoch nicht sagen: "Es ist für die Logistikbranche ein wichtiger Punkt, für die Bundesregierung sind etwa die wirtschaftliche Lage und die Infrastruktur brisanter." Als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz könne er nur dafür appellieren.

"Früher hat die Bundeswehr speziell Lkw-Fahrer ausgebildet", berichtet Schönreiter von einem weiteren Faktor, der nun fehlt. "Nach der Wehrpflicht sind etliche wieder gekommen - wir haben auch noch zwei Fahrer, die ihren Lkw-Führerschein noch bei der Bundeswehr gemacht haben."

Der Bayerischer Verkehrsminister Bernreiter Influencerin Scheib und Andreas Schönreiter vor einem Lkw
Verkehrsminister Bernreiter redet mit Christina Scheib und Andreas Schönreiter über die Herausforderungen der Transport- und Logisitk-Branche
© Foto: StMB/Winszczyk

Fehlende Stellplätze

Zudem setzt sich Bernreiter gemeinsam mit den Verbänden vor der Bundesregierung und den Gemeinden für den Bau von mehr Stellplätzen ein.

Scheib sieht den Ausbau der Stellplätze ebenso als wichtig an - und damit einhergehend den der hohen Schallschutzwände: "Beim Übernachten auf dem Rasthof oder Parkplatz hat man keine dicken Wände um sich und kann nicht zu tausend Prozent fest schlafen. Man hat immer eine wahnsinnige Geräuschkulisse um den Lkw herum", erklärt sie. "So wirklich in Ruhe schlafen kann man in einem Lkw nicht. Deshalb denke ich, dass es auch ein Faktor ist, dass man nicht wirklich ausgeschlafen und ausgeruht ist." Bei den Themen Sicherheit und Ruhe werde jedoch schon viel gemacht, sagt sie, und es wächst weiter: "Das ist kein Grund, dass man sagt, den Beruf kann man nicht machen."

Auch Schönreiter sieht das Problem: "Rastplätze, Parkmöglichkeiten, Sanitäranlagen - das ist ganz, ganz wichtig, weil das tagtägliche Herausforderungen für Leute, die im Fernverkehr unterwegs sind. Da ist die Politik gefordert."

Bessere Arbeitszeitenmodelle

Um den Job für Frauen attraktiver zu machen, müssen flexiblere Arbeitszeiten, wie etwa Jobsharing angeboten werden, so Bernreiter. Der Anteil an Frauen ist in den letzten Jahren jedoch schon gestiegen - auch dank des Kita-Ausbaus. 

"Die Unternehmen müssen die Arbeitsmodelle ändern", findet auch Christina Scheib. Beide setzen sich für mehr Frauen in der Branche ein: Scheib als "Frauenbotschafterin des Güterkraftverkehrs, Branchenvertreterin und Selbstfahrende Unternehmerin" und Bernreiter als Schirmherr der Auszeichnung „Logistik ist weiblich“.

Angst müsse man als Frau in der Branche auch keine haben, erklärt Scheib: "Die Rasthöfe haben ein Augenmerk darauf, dass man als Frau sicher ist."

Ein schöner Job

Scheib kann den Job trotz aller Herausforderungen nur empfehlen: „Man ist freier, als wenn man im Büro arbeitet. Man hat zwar eine Planung, aber wie man fährt, welche Strecke man nimmt – da ist man frei", erzählt sie lächelnd. "Jeden Tag ist das Wetter anders, die Menschen sind anders - jeden Tag hast du neue Nachbarn, wenn du irgendwo anders stehst -, es ist wirklich sehr vielfältig und wirklich sehr schön."

Bayerischer Verkehrsminister Bernreiter Influencerin Scheib, Andreas Schönreiter
Der bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter mit Christina Scheib, Influencerin aus der Truck-Szene
© Foto: StMB/Winszczyk
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