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Ladungssicherung beim Papiertransport

03.11.2016 08:00 Uhr
Ladungssicherung beim Papiertransport
Papier ist schwer und unhandlich, ungeachtet ob Rollen oder Altpapier
© Foto: Krone

Das Ladungssicherungs-Symposium auf der IAA befasste sich im Schwerpunkt mit dem Transport von Papier - insbesondere der Sicherung von Altpapierballen auf Schubbodentrailern und dem vereinfachten Transport von Rollenpapier im Curtainsider.

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Das Thema Transport von Altpapierballen auf Schubbodenaufliegern war lange Zeit ein weißer Fleck auf der Sicherungskarte. Jetzt gab es einen Zusammenschluss von TÜV SÜD, TÜV Nord, Dekra und dem Fraunhofer Institut, der sich der Themen Aufbaustabilität, Ladeeinheitenbildung und dynamische Fahrversuche annahm und damit die Ladungssicherung in den genannten Trailern vereinfacht und realisierbar macht. Es folgen die wichtigsten Regeln.

Voraussetzungen seitens des Papierballens für den sicheren Transport sind:

  • Erhalt der Formstabilität über die gesamte Transportkette.
  • Mindestens vier Umreifungsdrähte mit ca. 25 cm Abstand sowie einem Abstand der äußeren Drähte zu den Ballenrändern von nicht mehr als dem halben Abstand der inneren Umreifungsdrähte (ca. 12 cm).
  • Belastbarkeit der einzelnen Umreifung im gerödelten Zustand von mindestens 250 daN bei einer Zugfestigkeit des Drahtes von mindestens 350 daN.
  • Herausstehende Drahtenden sind zu vermeiden und andere Umreifungsarten müssen vergleichbare Rückstellmomente aufweisen.

Um den sicheren Transport in jedem Fall zu gewährleisten, wählten die beteiligten Prüfinstitute die ungünstigste Reibpaarung aus mit Ballengewichten zwischen 400 und 1200 Kilo. Zudem wurden bei der Testbeladung absichtlich Freiräume gelassen (Bilder oben rechts). Die Sicherung in der dritten Lage nach vorne und hinten erfolgte ebenso wie die Sicherung nach hinten über Sperrbalken. In anschließenden praxisnahen Fahrversuchen, etwa einem Spurwechsel mit Vollbremsung aus 38 km/h sowie einer Vollbremsung mit 0,8 g, wurden die im Straßenverkehr auftretenden Belastungen simuliert.

Die Auswertung der Versuche führte schließlich zu einem Anforderungsprofil für Schubbodenauflieger, die von den Prüforganisationen definiert wurden: Der Nachweis der Prüfung erfolgt gemäß Anhang B DIN EN 12642 Code XL mit einer Stirnwandfestigkeit von 0,5 mal der Nutzlast, einer Seitenwandfestigkeit von 0,4 mal der Nutzlast sowie einer Rückwandfestigkeit von 0,3 mal der Nutzlast.

Aus den Versuchen lässt sich eine Verladerichtlinie ableiten, die den sicheren Transport gewährleistet. Diese sieht folgendermaßen aus:

  • Formschlüssige Verladung in Fahrzeuglängsrichtung an der Stirnwand.
  • Breite der Ladereihen an der Stirnwand mindestens 2,1 Meter und zweilagig.
  • Zur Vermeidung der Antriebsachslastüberladung kann in der zweiten Reihe ein zweilagiger Ladungsstapel mittig gesetzt werden.
  • Ab der fünften Ladereihe kann dreilagig geladen werden.
  • Vor der dritten Ladungslage ist ein Sperrbalken oder dehnungsarmer (unter 1%) Zurrgurt im Abstand von 20 cm zu setzen, um bei einer Vollbremsung und dem Setzen der Ladung die Ladereihenstapel beizubehalten.
  • Die rückwärtige Sicherung muss insgesamt 20% der Ladungsmasse der ersten und zweiten Lage aufnehmen können (nur bei einem Abstand unter 10 cm zu den Hecktüren kann auf rückwärtige Sicherung verzichtet werden!).
  • Als rückwärtige Sicherung sind dehnungsarme Zurrgurte oder Gurtketten pro durchgehender Ladungslage zu verwenden.
  • Bei Abständen zwischen Hecktüren und Papierballen über 15 cm können Leerpaletten verschachtelt eingesetzt werden (Vorgaben der DGUV 70 der BG sind zu beachten!).
  • Wenn keine zusätzliche Sicherung nach hinten in der oberen dritten Lage erfolgt, dürfen keine Ballen auf den Ballen der zweiten Lage der letzten beiden Ladereihen liegen.
  • Freiräume zur Seite müssen bei der dokumentierten Verladung nicht mit zusätzlichem Sicherungsmaterial ausgefüllt werden.

Für den Transport von Papierrollen gibt es schon länger entsprechende Vorschriften. Bei dem Thema ist es für die Fahrer eher schwierig, die vielen verschiedenen Vorgaben der Verlader zu erfüllen - jeder kocht da sein eigenes Süppchen, wenn es um Antirutschmatten, Spanngurte und Kantenwinkel geht. "Das führt dazu, dass der eine Verlader für seine Papierrollen die ,schwarzen' Kantenwinkel, ein anderer die ,blauen' und ein Dritter die ,roten' fordert", resümierte Ralf Schöne von Intakt beim Symposium Ladungssicherung. Diese Produktvielfalt führt dann überzogen dazu, dass Fahrer mehr Ladefläche für die mitgeführten Ladungssicherung-Hilfsmittel benötigen als für die Ladung selbst ...

Bereits auf der Messe "Transport 2009" in München wurde der erste Entwurf einer gemeinsamen Verbändeempfehlung BGL/VDP vorgetragen. Nach jetzt sieben Jahren hat man sich erneut zusammengesetzt und die Empfehlung überarbeitet und als Entwurf vorgelegt. Es wird angestrebt, dass sich alle Verlader (VDP) und alle Transporteure (BGL) über ein Anforderungsprofil auf eine "Qualität" verständigen und einig sind. Im Nachfolgenden die Empfehlungen:

KANTENSCHÜTZER

  • Hohe Druck- und Formstabilität bei einem STF Wert von mindestens 500 daN;
  • Kantenschenkel müssen an das Rollenprofil angepasst sein;
  • Kantennut oder alternative Konstruktion zum Schutz der Rollenkante;
  • Druckverteilende und abdruckmindernde Profile;
  • Abrutschsichere Gurtführung.
  • k-Faktor >/= 1,6;
  • Nutzung in einem Temperaturbereich von mindestens - 20°C bis maximal + 50°C;
  • Frei von Beschädigungen (Ausbrüche, Risse, Verformungen, etc.).
  • Abnutzungsresistente Kennzeichnung durch den Hersteller (Aufdruck, Prägung o.Ä.) mit
  • Name des Herstellers
  • Produktname/Artikelnummer
  • k-Faktor
  • Top-Kennzeichnung (z.B. durch Rollensymbol)
  • Herstellungsdatum (MM/JJ).

ANTIRUTSCHMATTEN

(Grundlage Richtlinie VDI 2700 Blatt 14, Blatt 15)

  • Zertifizierter Reibbeiwert von µ >/= 0,6 bei entsprechender Materialpaarung (Rolle/Siebdruckboden; Palette/Siebdruckboden).
  • Breite des Materials >/= 150 mm
  • Frei von Beschädigungen und Verunreinigungen (Ablegereife).

Vorzugweise werden Antirutschmatten eingesetzt, welche mit abnutzungsresistenten Kennzeichnungen durch den Hersteller versehen sind. Diese sollten in Form von Aufdrucken oder Prägungen folgende Angaben enthalten:

  • Name des Herstellers
  • Produktname/Artikelnummer
  • Reibbeiwert (Papierrollen)
  • Mehrwegverwendungsfähigkeit (z.B. durch Symbol)
  • Stärke der Antirutschmatte.

SPANNGURTE

(Grundlage DIN EN 12195-2)

  • Vorzugsweise werden Spanngurte mit einem STF-Wert von 500 daN eingesetzt (abweichende Werte müssen zwischen Verlader und Transportdienstleister abgesprochen werden).
  • Vorzugsweise werden Gurte mit einer Gurtband-Dehnung
  • Frei von Beschädigungen, die zur Ablegereife führen (Risse im Gurtband, Verformungen des Spannelementes, unlesbares Etikett etc.).
  • GS-Zeichen (optional).
  • Sonstige Anforderungen gemäß den Vorgaben der Norm DIN EN 12195-2.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil (über die Verbändeempfehlung hinaus), welcher zu einer reibungslosen Verladung beitragen kann, sind die zurzeit nicht mehr öffentlich publizierten VBGL Vertragsbedingungen für den Güterkraftverkehrs-, Speditions- und Logistikunternehmer. "Die Verbändeempfehlung und VBGL führen langfristig zu einem geeigneten Fahrzeug mit geeignetem Ladungssicherungsmaterial, zu einem gegenseitigen Verständnis und letztlich zu einer reibungslosen Verladung.

Damit kann der Lkw wieder Papierrollen laden und muss keine Mengen an Ladungssicherungs-Hilfsmittel mehr transportieren", ist sich Ralf Schöne sicher.

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