Das Streikfieber in Frankreich hat seit gestern Morgen, 4 Uhr, auch die Lastkraftwagen-Fahrer ergriffen. Im Gegensatz zu den anderen Streikenden protestieren sie nicht gegen die geplante Rentenform. Sie fordern von den Arbeitgebern eher branchenspezifisch höhere Löhne, ein dreizehntes Monatsgehalt und insgesamt bessere Arbeitsbedingungen. Ferner geht es um die Sicherung der „Congé à fin d’activité“ (CFA), eine Regelung, die es ermöglicht, schon mit 57, also fünf Jahre früher als das gesetzliche Renteneintrittsalter und mit 75 Prozent vom Bruttolohn bis 62 Jahren, in Rente zu gehen. Sie läuft Ende nächsten Jahres aus und könnte mit der Rentenreform verschwinden, wird befürchtet.
Elisabeth Borne, die in der Regierung für das Transportgewerbe zuständig ist, hat zwar vor wenigen Tagen im Rundfunk versichert, man werde sie beibehalten, aber mit den Gewerbeverbänden müsse darüber „diskutiert werden“. Sie tragen einen Teil der Kosten. Für jeden Fahrer, der aus dem Betrieb ausscheidet, sind sie zudem verpflichtet, einen neuen einzustellen. Angesichts des aktuellen hohen Fahrermangels ist die Frage von besonderer Brisanz. Laut der Gewerkschaft CFDT sind momentan 50.000 Stellen unbesetzt. Was die Streikenden auch umtreibt, ist, dass sie für Diesel seit Kurzem mehr bezahlen müssen und dass ausländische Lkw hiervon nicht berührt sind.
Protest legt das gesamte Land lahm
Der Streik der Lkw-Fahrer hat landesweit mit den üblichen Störaktionen begonnen: Blockaden von Lagern und anderen neuralgischen Punkten, Schneckentempo auf den Autobahnen und Filtersperrungen. Pkw und Spezialfahrzeuge wie Krankenwagen, Feuerwehr und andere werden davon nicht belangt und können frei weiterfahren.
Gestern Mittag sind die drei Gewerkschaften, die zu dem Streik aufgerufen haben, mit Vertretern der drei Gewerbeverbände FNTR, OTRE und Union TLF am Sitz der FNTR zusammengetroffen, während draußen rund 80 Transporteure vor dem Gebäude Stellung bezogen hatten und das Ergebnis der Gespräche abwarteten. Bis gestern Abend verlautete lediglich, sie seien – aus Sicht der Gewerkschaften – ergebnislos verlaufen.