Auf den Transitverkehr kommen während der Ferienzeit im österreichischen Bundesland Tirol erhebliche Einschränkungen zu. Seit Donnerstag, 19. Juni, gilt ein Fahrverbot auf Landstraßen, die von Urlaubern zur Umfahrung der Staus oder zur Vermeidung der Maut auf den österreichischen Autobahnen genutzt werden. Diese Entscheidung gab die Landesregierung Tirols nach Angaben der Nachrichtenagentur APA bekannt, wenige Tage nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) einer Klage Österreichs folgte und die geplante deutsche Pkw-Maut stoppte. Aus Bayern kommt scharfer Protest.
Im Zuge der geplanten Maßnahmen sollen auch die Autobahnabfahrten im Großraum Innsbruck für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, wie der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) laut APA erläuterte. Vor allem die vom Transitverkehr betroffenen Dörfer auf der Strecke zwischen Deutschland und Italien sollen so entlastet werden.
Bayern spricht von "reiner Schikane"
Bayerns Staatsregierung reagierte mit Empörung und Unverständnis auf die Ankündigung. „Das Tiroler Verhalten ist unsäglich und reine Schikane“, sagte Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Außerdem sei das Verhalten des Nachbarlandes rechtswidrig. „Ich erwarte, dass die EU-Kommission dieses Verhalten sehr schnell unterbindet und für freien Reiseverkehr in Europa sorgt.“
Reichhart stellte auch Gegenmaßnahmen in Aussicht: „Sollte die EU-Kommission dieses Verhalten durchgehen lassen, dann muss es auch für die stark belasteten bayerischen Autobahnen und Landstraßen in der Grenzregion gelten.“ Mit Tirol seien Gespräche vereinbart. Von deren Ausgang wolle man Bayerns Reaktion abhängig machen.
Tiroler Maßnahmen sollen bis September gelten
Die Maßnahme der Tiroler Regierung soll an allen Wochenenden von Samstag um 07.00 Uhr bis Sonntag um 19.00 Uhr gelten – und zwar bis Mitte September. Die Fahrverbote gelten für den gesamten Verkehr, ob Auto, Laster oder Motorrad.
Inzwischen seien auch Vorkehrungen getroffen worden, dass die Navigationsgeräte die Umfahrungen nicht mehr anzeigen, hieß es weiter. Dazu seien den Navi-Betreibern die aktuellen Verkehrsdaten in Zusammenhang mit dem Verbot zur Verfügung gestellt worden, zitierte APA den Leiter der Tiroler Verkehrspolizei, Markus Widmann. Da aber nicht sicher sei, dass die Navi-Anbieter die neuen Daten auch einspeisen, sollten bereits am Donnerstag an den gesperrten Ausweichrouten auch Polizeistreifen kontrollieren.
Betroffen sind laut APA die Ausfahrten zwischen Hall und Zirl auf der Inntalautobahn (A 12), sowie bei Patsch und bei Gries am Brenner auf der Brennerautobahn (A 13). Die Brennerstraße selbst ist von den Verboten nicht betroffen.