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Arbeitssicherheit: Gründlich vorgebeugt

01.06.2013 08:00 Uhr
Arbeitssicherheit: Gründlich vorgebeugt
Sicherheitsunterweisung eines LKW-Fahrers vor dem Werkstor von Lafarge/CI in Karsdorf
© Foto: Lafarge/CI-Gruppe

Das Sicherheitskonzept bei Lafarge ist beispielhaft. Trauriger Anlass war der tödliche Unfall eines Fahrers.

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Kein einziger Arbeitsunfall mehr mit Personenschaden im Transportbereich: Das ist die positive Bilanz, die die Lafarge Zement GmbH für 2012 ziehen konnte. 2010 hatte das Unternehmen ein Paket mit umfangreichen Arbeitssicherheitsmaßnahmen geschnürt, zusammen mit seinem Hauptlogistiker der CI-Gruppe, die die Logistikpartner auswählt und koordiniert. Den Ausschlag dafür gab der traurige Unfall eines Fahrers (s. Interview).

Ziel von Lafarge wurde, alle Beteiligten auf einen einheitlichen Sicherheitsstandard zu bringen, sie zu qualifizieren, unterweisen und kontrollieren, um weiteres Unglück zu vermeiden. Die Logistikbranche ist besonders unfallträchtig; andererseits sind insbesondere Fahrer schwer für Qualifizierungsmaßnahmen zu erreichen. Doch es gelang mittels mehrerer Komponenten, die sich optimal ergänzen.

Zunächst müssen sich die Speditionen und Transportunternehmen für ihre Aufträge qualifizieren. Das geschieht mit Hilfe eines zehnseitigen Fragebogens, der auch "K.O."-Kriterien enthält. Erfüllt ein Unternehmen die Sicherheitsansprüche, erhält es ein Zertifikat, das auf zwei Jahre befristet ist.

Danach absolviert jeder Fahrer von Silo-LKW, Kippern, Tank- und Planzügen ein Online-Sicherheitstraining. Über 5500 Fahrer und mehr als 1100 Speditionen sind verzeichnet. Hier werden allgemeine Gefahrenpotenziale beschrieben und Verhaltensanweisungen erklärt. Während dieses Prozesses wird auch die Fachkenntnis der Fahrer abgefragt. Nächste Stufe: die Sicherheitsbestimmungen im Werksverkehr. Danach bekommen auch die Fahrer ein Zertifikat, das den Zugang aufs Gelände erlaubt.

BEI VERSTÖSSEN EIN EINTRAG INS PUNKTEKONTO

Das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen wird natürlich kontrolliert - unter Zuhilfenahme eines Punktesystems ähnlich dem in Flensburg. Nur dass hier bei drei Punkten Schluss ist (befristetes Werksverbot), bei Verstößen, die schwer bzw. lebensbedrohlich sind. Für andere Vergehen (Fahrzeug beim Abladen bewegen oder keine Schutzkleidung) gibt es einen bis zwei Punkte. Erreichen mehrere Fahrer einer Firma die Drei-Punkte-Grenze, ist das ein sechsmonatiges Aus für diese Spedition.

Regelmäßig bringen Kurzseminare und Schulungen die Mitarbeiter auf den neuesten Stand. Zudem steht jedes Jahr der Juni im Zeichen der Gesundheit/Sicherheit. Hiervon profitieren die Mitarbeiter auch privat, so fanden Erste-Hilfe-Schulungen statt und Privat-PKW konnten kostenlos gecheckt werden.

Die Lafarge-Unfallstatistik zeigt nun, wie sehr es sich lohnt, in Arbeitsschutz zu investieren: Die Zahl der Regelverstöße gegen Sicherheitsbestimmungen sank 2012 auf 86 Fälle (bei 5543 registrierten Fahrern), nur 45 Fahrer wurden mit einem dreimonatigen Werksverbot belegt. Keine der Speditionen musste gesperrt werden. Froh ist man aber vor allem über die "Null" im Transportbereich bei Unfällen mit Personenschaden.

INTERVIEW

"Fahrer glauben immer noch, es geht ohne Gurt"

Ralf Bartsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der CI-Gruppe

Herr Bartsch, was gab den Ausschlag für den Start eines optimierten Sicherheitssystems?

Nicht jedes der rund 1000 Unternehmen, die für die Lafarge Zement GmbH transportieren, hatte vergleichbar hohe Sicherheitsstandards. Die Folge: Bis zu 80 Prozent aller Unfälle bei Lafarge-Transporten wurden von Mitarbeitern der Logistik-Partner verursacht. Trauriger Höhepunkt war der tödliche Unfall eines Kipper-Fahrers im Herbst 2010 auf dem Lafarge-Werksgelände in Karsdorf. Leider war der Fahrer nicht angeschnallt, als das von ihm falsch gestellte Fahrzeug beim Abladen umkippte. Bei der Unfallanalyse erkannten wir, dass ein Teil der Fahrer unserer Logistik-Partner elementare Sicherheitsbestimmungen nicht kennt oder missachtet.

Es gibt immer wieder Verstöße gegen die Sicherheitsregeln. Wo gibt es noch Probleme?

In den meisten Fällen trugen die Fahrer entweder ihre Schutzbrille nicht oder missachteten die Anschnallpflicht beim Rangieren und Abkippen. Beide Formen des Fehlverhaltens sind äußerst riskant. Denn sobald Zement feucht wird, entsteht eine ätzende Lösung. Bei Augenkontakt kann sie schwere, bleibende Schäden verursachen. Der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie werden jährlich rund 4600 Unfälle mit Augenverletzungen gemeldet. Und leider glauben immer noch Berufskraftfahrer, auf den Sicherheitsgurt verzichten zu können. Doch 20 Prozent der Verkehrstoten des Jahres 2012 hatten den Gurt nicht angelegt. Wir ahnden diesen schweren Sicherheitsverstoß mit einer mehrmonatigen Sperre des Fahrers und führen immer wieder Sonderaktionen durch, um an die Gurtpflicht zu erinnern.

Wo sehen Sie in nächster Zukunft Handlungsbedarf?

Zum einen ist menschliches Fehlverhalten die Hauptursache für Arbeitsunfälle in der Logistik. Wir wollen daher die Zusammenarbeit mit Arbeits- und Sicherheitspsychologen intensivieren. Viele Fahrer stufen nur Extremsituationen als gefährlich ein. In bekannten Situationen hingegen greift die Kontroll-Illusion. Wir müssen die Fahrer wirksamer ansprechen und dazu motivieren, in bekannten Situationen fahrlässige und unvernünftige Verhaltensweisen zu vermeiden.

Zum anderen steigt angesichts der demografischen Entwicklung die Zahl älterer Fahrer rasch an. Damit kommt eine neue Herausforderung auf uns zu. Unfallforscher, Ärzte und Psychologen weisen darauf hin, dass Berufskraftfahrer mit zunehmendem Alter ein erhöhtes Unfallrisiko aufweisen. Diesen Aspekt müssen wir in unserem Sicherheitssystem berücksichtigen und Maßnahmen entwickeln, mit denen wir älteren Fahrern über 60 das Ausüben ihres Berufes erleichtern.

Was ist das Thema des diesjährigen Lafarge-Gesundheits-/Sicherheitsmonats, dem Juni?

2013 heißt das Motto "Zuhause wie bei der Arbeit immer sicher". Ziel ist es, dass die Mitarbeiter die Sicherheitskultur, die ihnen bei Lafarge vermittelt wird, auch in ihren privaten Bereich übertragen.

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