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Lang-LKW: Gute Note im Zwischenbericht

24.10.2014 08:00 Uhr
Lang-LKW: Gute Note im Zwischenbericht
Der Lang-LKW (l.) bietet gegenüber einem "normalen" Hängerzug deutlich mehr Volumen
© Foto: VDA

Der Zwischenbericht zum Feldversuch mit den Lang-LKW fällt so positiv aus, dass der Bundesverkehrsminister die langen Laster ab 2017 dauerhaft auf die Straße bringen will.

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Die Note, die der Lang-LKW im Zwischenzeugnis stehen hat, kommt objektiv betrachtet einem "Gut" ziemlich nahe. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat zur Halbzeit des fünfjährigen Feldversuchs einen überwiegend positiven Zwischenbericht veröffentlicht, den die Befürworter euphorisch wie eine Eins feiern, während die Gegner ungerührt der Meinung sind: setzen, Sechs!

Der Bericht kommt zum vorläufigen Ergebnis, dass es im Feldversuch, an dem aktuell 85 Lang-LKW von 39 Unternehmen teilnehmen, "unter den gegebenen Rahmenbedingungen keine wirklich gravierenden Probleme" gegeben habe. Die Autoren heben hervor, dass zwei Lang-LKW-Fahrten etwas mehr als drei Fahrten mit konventionellen LKW ersetzen konnten. Daraus ergeben sich Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse zwischen 15 und 25 Prozent. Diese Werte seien aber nur bei einer optimalen Volumenauslastung zu erreichen.

Zu den Sympathisanten des Lang-LKW gehört Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der sich in seiner Eröffnungsrede der IAA in Hannover für einen regulären Betrieb nach dem Ende des Feldversuchs im Dezember 2016 aussprach: "Mein Ziel ist der Regelbetrieb, wir brauchen den Lang-LKW auf unseren Straßen", sagte Dobrindt. Zwei Lang-LKW könnten drei herkömmliche Fahrzeuge ersetzen, das würde den Verkehr reduzieren, Infrastruktur und Klima schonen. Wolfgang Bernhard, Vorstandsmitglied der Daimler AG, bekräftigt diese Meinung: "Einsparungen wie beim Lang-LKW werden wir mit anderen Technologien niemals erreichen."

DER VERBÄNDE-STREIT GEHT WEITER: ÖKO-LASTER VERSUS GIGALINER

Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie VDA, betonte erfreut: "Mit Lang-LKW können bis zu 25 Prozent Kraftstoff und Kohlenstoffdioxid je transportierter Tonne eingespart werden. Der Lang-LKW ist daher ein echter Öko-Laster." Die Initiative für Innovative Nutzfahrzeuge, der der VDA angehört, forderte alle bisher nicht am Feldversuch teilnehmenden Bundesländer auf, ihre Autobahnen freizugeben. Bislang dürfen die langen Laster nur in Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen fahren.

Der Zwischenbericht der BASt verhehlt jedoch nicht, dass auch Probleme bei der Nutzung der Straßenverkehrsanlagen durch Lang-LKW zutage traten. Die Kombinationen passen beispielsweise nicht in manche Nothaltebuchten in Tunneln, welche nur mit großem finanziellen Aufwand umgebaut werden könnten. Ebenfalls kostspielig wäre die Verlängerung der Schrägparkstände auf Rastanlagen, weil der Lang-LKW für diese zu lang ist. Bleibt das Aufkommen der XXL-Laster jedoch gering, könnten die bestehenden Längsparkstände ausreichen.

Der Verbandsgeschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, bekräftigte seine Kritik. "Es bleibt dabei: Gigaliner sind gefährlich, umweltschädlich und teuer für den Steuerzahler." Er sprach von "mehreren Unfällen", in die Lang-LKW involviert waren. Bis zum April hatten sich laut Zwischenbericht fünf leichte Unfälle ereignet - überwiegend Blechschäden, wovon der Polizei zufolge nicht einer eindeutig den Eigenschaften des LKW zugeschrieben werden konnte! Weiterhin wies Flege darauf hin, dass der Zwischenbericht nicht seine Hauptsorge tilge, dass durch den Lang-LKW Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagert werde. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wies auf eine Studie des Fraunhofer-Instituts hin, nach der "bei einer Zulassung von Lang-LKW mit erheblichen Einbußen im europäischen Schienenverkehr zu rechnen" sei.

Die Kritik, die Belastung für Straßen und Brücken würde zunehmen, widerlegte der Bericht der BASt. Lang-LKW belasten die Straßen sogar marginal weniger als herkömmliche LKW, weil sie kein höheres zulässiges Gesamtgewicht, dafür aber zwei bis drei Achsen mehr haben. Die bis zu 6,50 Meter größere Länge verschafft mehr Volumen, um leichte, aber raumfüllende oder sperrige Güter zu transportieren. Bei rund 80 Prozent der Transporte sei nicht das Gewicht, sondern das Ladevolumen der begrenzende Faktor, legt der VDA dar.

Ebenso haben die Autoren der Studie beobachtet, dass Überholvorgänge auf einbahnigen Straßen nicht gefährlicher sind. Das liege am defensiveren Fahrstil der Lang-LKW-Fahrer. Im Notfall kommen die Riesen schneller zum Stillstand: Bei 80 km/h haben sie einen um acht Meter kürzeren Bremsweg! Dafür sorgt die größere Anzahl an gebremsten Achsen. Auch Befürchtungen, dass Lang-LKW-Fahrer größeren Stress haben, trat der Bericht entgegen. Die Allianz pro Schiene präsentierte kürzlich eine Forsa-Umfrage. Danach sind 79 Prozent gegen eine Zulassung von überlangen LKW. Als Hauptgründe nannten die Befragten ein größeres Unfallrisiko und erhöhte Steuermittel für den Umbau des Straßennetzes. Das Zwischenzeugnis könnte diese Bedenken ausräumen.

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