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Tag der Logistik: 60 Prozent der Logistikunternehmen suchen Fachkräfte

20.04.2023 15:19 Uhr | Lesezeit: 4 min
Tag der Logistik Screenshot Pressekonferenz Oliver Luksic Klaus Wohlrabe Christina Thurner Volker Klassen Stefan Rummel
Pressekonferenz zum Tag der Logistik 2023 (v.l.): Stefan Rummel (Messe München), Volker Klassen (Hafen Trier), Christina Thurner (Loxxess), Klaus Wohlrabe (Ifo-Institut) und Moderator Jens Tosse (Teamtosse)
© Foto: youtube.com (Screenshot)

Wie lässt sich der Fachkräftemangel in der Logistik lindern? Über den Status Quo und Lösungsansätze diskutierten Vertreter aus Politik und Wirtschaft zum Tag der Logistik.

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Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist für die Wirtschaft derzeit die größte Herausforderung und das Problem wird vor dem Hintergrund demografischer Effekte künftig wohl noch zunehmen. Diese Ausgangslage bildete die Klammer für die Pressekonferenz, die die Initiatoren des Tag der Logistik am Donnerstag, den 20. April im Frankfurter House of Logistics and Mobility (HOLM) anberaumt hatten.

Wie es um den Fachkräftemangel in der Logistikbranche bestellt ist, machte Klaus Wohlrabe, Stellvertretender Leiter des Zentrums für Makroökonomik und Befragungen am Münchner Ifo-Institut, deutlich: Demnach leiden aktuell 60 Prozent der Unternehmen in der Logistik unter dem Fachkräftemangel. Zum Vergleich: in der Gesamtwirtschaft sind es 43 Prozent. Wohlrabe hatte zudem interessante Zahlen zum Arbeitsmarkt im Logistikbereich im Gepäck. Demnach hat sich die Anzahl der Arbeitsplätze in der Logistik in den letzten Jahren um 40 Prozent erhöht, die Anzahl der offenen Stellen hat sich in den letzten 15 Jahren fast vervierfacht. Dagegen gibt es im Auszubildendenmarkt nur wenig Bewegung, die Anzahl der Azubis in der Logistik ist laut Wohlrabe über die Jahre nur minimal gestiegen, nämlich um drei Prozent. Der Ifo-Forscher führte auch den nach wie vor relativ niedrigen Frauenanteil ins Feld: Der lag zuletzt bei rund 19 Prozent und stagniert damit auf niedrigem Niveau. Viele offene Stellen in der Logistik werden dem Ifo-Zahlenwerk zufolge offenbar immer mehr an ausländische Mitarbeitende vergeben: deren Anteil hat sich in den letzten acht Jahren von 13 Prozent auf 31 Prozent im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.

Die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland stellte denn auch Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr und Schirmherr des Aktionstags, als möglichen Lösungsansatz für die Logistikbranche in den Fokus. So sei ein neues Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten geplant, erklärte Luksic per Videoschalte. Vor allem die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen zum Berufskraftfahrer nannte der Staatssekretär als Handlungsfeld. „Das ist nicht unkompliziert, aber die Hürden müssen hier verringert werden“, so Luksic. So sei eine gemeinsame Initiative zwischen Politik und Wirtschaft im Ausland notwendig – ähnlich wie im Pflegebereich.

Als weitere Handlungsfelder, um insbesondere den Fahrermangel zu lindern, nannte der FPD-Politiker unter anderem Quantität und Qualität von Parkplätzen und Raststätten sowie die Entlohnung des Fahrpersonals. Aber auch am Image der Branche müsse weitergearbeitet, die Schlüsselfunktion der Logistik mehr herausgestellt werden. „Leider ist die Logistik nur dann im Mittelpunkt der Debatte, wenn etwas mal nicht funktioniert“, so Luksic. Dabei sei keine Branche so anpassungsfähig und habe so viele Berufe zu bieten wie die Logistik, betonte der Staatssekretär.

Die überbordende Bürokratie bei der Gewinnung ausländischer Fachkräfte machte auch Volker Klassen, Geschäftsführer des Hafen Trier, aus. „Es dauert alleine schon drei Monate, um einen Botschaftstermin zu bekommen. In dieser Zeit sollten neue Mitarbeiter schon längst da sein.“

Als Vertreterin der Logistikbranche war Christina Thurner, Gesellschafterin der Loxxess AG und Vorständin der Bundesvereinigung Logistik (BVL), zu Gast. Der Kontraktlogistiker stellt sich unter anderem durch den Einsatz moderner Technologie dem Problem Fach- und Arbeitskräftemangel. „Wir haben einen hohen Automatisierungsgrad und nutzen Künstliche Intelligenz, um die Mitarbeitenden zu entlasten“, so Thurner. Als drängendste Probleme, bei denen die Politik gegensteuern müsse, nannte Thurner die hohe Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss und die immer noch spürbaren Hürden, die Frauen in den Weg gelegt werden, die eigentlich gerne mehr arbeiten würden, aber wegen der schlechten Kinderbetreuungssituation in Deutschland nicht können. Loxxess selbst habe einen vergleichsweise hohen Frauenanteil von 51 Prozent erreicht, in Führungspositionen seien es 46 Prozent, betonte Thurner.

Komplettiert wurde die Runde von Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, der Organisatorin der Leitmesse Transport Logistic, die am 9. Mai ihre Tore öffnet und zu der 55.000 Besucher aus 125 Ländern erwartet werden. Insbesondere das Konferenzprogramm am letzten Messetag fokussiert sich auf das Thema Karriere und Ausbildung.

Auch die VerkehrsRundschau ist beim Konferenzprogramm der Transport Logistic dabei und veranstaltet am 12. Mai von 11.30 bis 12.30 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Expertenvortrag zu Thema Nachwuchs- und Fachkräftemangel in Deutschland.

Dafür stand Rene Schmock ein, Lkw-Fahrer und TikTok-Influencer. Er war beim Logistik-Lunch ebenfalls zu Gast und meint: "Logistik ist underrated!" Er sei der Meinung, Lkw-Fahren macht Spaß und es sei "für jeden was dabei", auch für Frauen und den Nachwuchs. Man müsse diesen nur erst erreichen. Er gibt sich alle Mühe: Auf seinem TikTok-Account, dem 3,3 Millionen Menschen folgen, nimmt er seine Follower mit in den Logistikalltag, zeigt, was er als Berufskraftfahrer zu tun hat, was ihm geboten wird und wie er seinen Job mit seinem privaten Alltag mit zwei kleinen Söhnen vereinbart. Schmock plädiert an alle Logistikunternehmer: "Seid nahbarer und werdet zukunftsfähiger, dann bekommt ihr den Nachwuchs, den die Logistikbranche so dringend braucht." Denn auch der Stellengrad des Transportgewerbes sei noch immer nicht bei allen angekommen: "Vielen ist immer noch nicht bewusst, dass jedes Teil- oder Endprodukt mindestens einmal im Lkw war, bevor es beim Besteller ankommt."

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