Tschechien hat wegen der zunehmenden Migration auf der Balkanroute mit Grenzkontrollen zur Slowakei begonnen. Polizisten und Zollbeamte bezogen am Donnerstag Station an 27 früheren Grenzübergängen. Auch die sogenannte grüne Grenze wird überwacht. Ziel sei es, den Schleusergruppen klarzumachen, dass es hier ein Hindernis für sie gebe, sagte der tschechische Innenminister Vit Rakusan. Es handele sich um Verbrecher, die Geschäfte mit dem Unglück anderer Menschen machten, betonte der konservative Politiker.
Insgesamt sind rund 500 Polizisten und 60 Zollbeamte an dem Einsatz beteiligt, der mindestens zehn Tage dauern soll. Der Zustrom auf der Balkanroute nach Tschechien und weiter Richtung Westeuropa hatte zuletzt deutlich zugenommen. Seit Anfang des Jahres wurden nach offiziellen Angaben knapp 12.000 sogenannte Transitmigranten erfasst, die ein anderes Zielland angeben. Die meisten von ihnen sollen Syrer sein.
Die tschechische Staatsbahn CD warnte wegen der Kontrollen vor Verspätungen im internationalen Zugverkehr. Der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger kritisierte die Entscheidung der Regierung in Prag. „So macht man das nicht“, sagte der 46-Jährige. Es sei notwendig, miteinander zu kommunizieren, statt sich gegenseitig zu überraschen. Nach der tschechischen Entscheidung hat auch Österreich mit Kontrollen an der Grenze zur Slowakei begonnen, um Ausweichbewegungen zu verhindern.
Die Grenze zwischen Tschechien und der Slowakei ist rund 250 Kilometer lang. Beide Länder gehören dem grenzkontrollfreien Schengenraum an. Sie bildeten bis zur friedlichen Teilung zum 1. Januar 1993 einen gemeinsamen Staat, die Tschechoslowakei.