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Fahrbericht: MAN TGX Schwerlastzug

22.04.2015 08:00 Uhr
Fahrbericht: MAN TGX Schwerlastzug
Bis zu 250 Tonnen Gesamtgewicht schleppen diese Zugmaschinen
© Foto: Gregor Soller

Auf den "Trucknology-Days" konnte man einige neue MAN entdecken, die bisher noch nicht offiziell zu fahren waren: die 250-Tonnen-Schwerlastversionen und die ersten Zugmaschinen mit Traxon-Getriebe.

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Auf die Präsentation der neuen Arocs und Actros SLT-Schwerlastzugmaschinen letztes Frühjahr antwortete man in München mit etwas Zeitverzug.

Auf der IAA zeigte MAN erstmals die neuen Mehrachser mit Kühlturm, die je nach Ausführung 150, 180 oder 250 Tonnen Zuggesamtgewicht packen. Aber erst zu den Trucknology Days traten die neuen TGX mit D 38 in die Fußstapfen der achtzylindrigen Vorgänger, die als trinkfeste Soundmaschinen bekannt waren und eine Sonderstellung im Nürnberger Maschinenbau einnahmen.

Umso spannender war es jetzt, den neuen "König der Löwen", einen TGX 41.640 8x4/4 BLS, zu fahren, der bis zu 250 Tonnen Zuggesamtgewicht schleppen darf. Dabei fettet die Wandlerschaltkupplung das Drehmoment von 3000 auf bis zu 4700 Newtonmeter an. Ballastiert wurden die Vorführer auf vergleichsweise milde 110 Tonnen Gesamtgewicht.

Doch die genügen schon, um den 15,2-Liter großen D 38 in der Topversion ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Die WSK ermöglicht geschmeidige Anfahrmanöver, doch die AS-Tronic traut den gewaltigen Kräften unter der Kabine immer noch nicht so recht über den Weg: Beim Beschleunigen hat sie überhaupt keine Hemmungen, den Motor 2000 Touren und noch höher drehen zu lassen. Auch ein leichtes Lupfen des Gaspedals kann das Getriebe nicht zum Hochschalten überreden.

Also empfiehlt es sich, manuell einzugreifen, um das üppig eingeschenkte Drehmoment zu nutzen und Ruhe in die Fuhre zu bringen. Die Schaltvorgänge selbst nehmen weiter vergleichsweise viel Zeit in Anspruch, was mit 110 Tonnen prinzipbedingt stärker auffällt als bei leichteren Zuggesamtgewichten.

Über jeden Zweifel erhaben ist einmal mehr die straffe und exakte Lenkung, mit der sich der schwere Zug fein dirigieren lässt und die auch grobe Erschütterungen weitgehend ignoriert. Die Luftfederung hilft der Lenkung beim "bügeln" der Unebenheiten, ist aber eher soft ausgelegt und gibt sich keine allzu große Mühe, die schiere Größe und Masse der bayerischen Maschinenfabrik zu kaschieren. Mit 110 Tonnen auf den Schultern muss auch der stärkste Löwe ordentlich schuften.

Das Verzögern der schieren Wucht unterstützt die Turbo-EVB mit Intarder, die sich in sechs Stufen schalten lässt und sich dann mit 750 Kilowatt gegen die beschleunigten Massen stemmt. Das funktioniert ganz geschmeidig: Ortsrespektive landstraßenübliche Tempi zwischen 50 und 60 km/h werden so souverän wegverzögert. Auch die Betriebsbremse lässt sich fein dosieren und überzeugt ebenfalls mit ordentlicher Wirkung.

DAS TRAXON TX 2620 TD IST EINE ANDERE WELT!

Insofern ist die D38-Schwerlastzugmaschine ein gelungenes Maschinenwerk, bei dem einmal mehr die Schaltung respektive ihre Schaltgeschwindigkeit und -ruppigkeit negativ auffällt. Kurz vor dem Aussteigen gibt Demofahrerin Doris Rindlisbacher den Tipp, unbedingt den "nur" auf 90 Tonnen ballastierten Vorführer ohne Schwerlastturm zu fahren, der hätte schon die Tipmatic "TX". TX? "Na ja", antwortet Rindlisbacher, "das Traxon-Getriebe halt, das eben Tipmatic TX heißen wird." Und dessen Serieneinsatz für Juli 2016 avisiert ist!

Also nichts wie umgestiegen in den TGX 26.520 6x2/4 BLS. Dort empfängt uns der bekannte Drehschalter zum Vorwählen der Fahrstufen. Den auf "D" gedreht und los! Nicht so schnell, interveniert die Demofahrerin: "Legen Sie mal ganz sanft Gas an und..." - Wow!

Geringe Geschwindigkeiten lassen sich schon im Standardmodus feinst dosieren, was das Rangieren erleichtert. Das deutlich vernehmbare Zahnradsortieren der AS-Tronic ist passé. Anschließend stuft Traxon sofort hoch und erzeugt im Gegensatz zum vorher gefahrenen 110-Tonner eine Beschleunigung wie am Gummiband bei minimalen Schaltpausen. Endlich schaltet ein MAN auf dem Niveau der Sternen- oder Schwedengetriebe! So pirschen sich die Löwen hier wieder an die Konkurrenten heran. Spielerisch variiert Traxon die nötigen Gänge und springt beim Verzögern sofort drei Stufen zurück, um für Drehzahl zu sorgen.

WARUM SICH 520 PS AGILER A LS 640 PS FAHREN LASSEN

Im Vergleich zum vorher gefahrenen Schwerlastlöwen wirkt der 520er viel spielerischer und kompakter, obwohl er mit maximal 2500 Newtonmeter Drehmoment nur die Basis-Ausbaustufe des D 38 bietet. In anspruchsvollerer Topografie fallen die verkürzten Schaltzeiten noch stärker ins Gewicht, die nicht nur das Hoch- sondern auch das Herabschalten um Welten angenehmer machen! Man darf gespannt sein, inwieweit die Doppelkupplungsfunktion diese Souveränität noch erhöhen kann. Auf weichem Untergrund erleichtert Traxon das Freischaukeln, dessen Modus wieder auf Tastendruck hinterlegt ist. Auch hier macht sich die schnelle Schaltzeit extrem positiv bemerkbar.

Man hat nicht mehr das Gefühl, der Zahnradfabrik im Untergeschoss ein paar Gedenksekunden zum Sortieren der Zahnradpaare einräumen zu müssen. Die Sicherheit erhöhen künftig GPS-Tempomat und der Abstands- und Notbremsassistent (ebenfalls per Taster auf der Mittelkonsole aktivierbar).

So gerüstet baut MAN endlich wieder den lange vermissten Anschlusszug an den Rest der superschweren Klasse. Leider erst 2016. Doch das Warten lohnt sich!

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