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Inter Airport 2013 in München

15.12.2013 08:00 Uhr
Inter Airport 2013 in München
Die Vorbauten lassen erahnen, welche Kraft für deren Betrieb nötig ist: Die Flugzeugenteiser 223 XXL, 220 und Typhoon von Safeaero.
© Foto: Gregor Soller

Die Inter Airport ist eine Messe der Superlative: Die LKW treten hier mit Leistungen von 1000 PS und mehr an - und brauchen diese Power auch!

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Seit 26 Jahren sitzt Eugen Adam jetzt "auf dem Bock". Er blickt auf die Anzeigen eines MAN TGA und hält ein TGA-Lenkrad in den Händen. Allerdings kann sein 38-Tonner auf bis zu 140 km/h beschleunigen.

Es handelt sich dabei um einen Ziegler Z8 auf MAN-8x8-Sonderchassis. Er gehört zur Klasse der so genannten ARFFs, was für "Airport Rescue and Fire Fighting Vehicles" steht. Die müssen laut Vorschrift im Notfall binnen 35 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt haben und innerhalb weniger Minuten am Einsatzort auf dem Rollfeld stehen. Dann heißt es "Wasser" bzw. "Schaum" marsch. In weniger als zwei Minuten müssen 19.000 Liter Wasser oder 1000 Kilogramm Löschmittel den Brand eines havarierten Jets ersticken.

DIE BÄRENSTARKEN KOLOSSE FAHREN SICH "SPIELERISCH"

Aber auch abseits des Flughafens fährt Adam Einsätze. Dann geht es meist zu brennenden Hallen oder Industriegebäuden, die er schnellstmöglich erreichen muss. Die 140 km/h Höchstgeschwindigkeit fahre er durchaus mal aus, um so mehr, als sich der drei Meter breite und bis zu 52 Tonnen schwere Z8 "spielerisch" lenken lasse.

Da Eugens Fahrzeug auf einem MAN-Sonderfahrgestell aufbaut, sorgen in dem Fall zwei 500 PS starke D-26 Motoren für Vortrieb und Power an den Pumpen. Alternativ kann Ziegler Z6 oder Z8 aber auch auf einem Titan- oder Tractomas-Fahrgestell aufbauen, dann stehen mit zwei Daimler-V8 1250 PS oder mit zwei Volvo-D 16 auch 1400 PS zur Verfügung. Dem kleineren Z6-Ausstellungsfahrzeug, das mit dem Renault-Cockpit klar seine Tractomas-Basis anzeigt, genügt ein Volvo D16-Motor mit 700 PS.

Und im Gegensatz zur letzten Inter Airport kamen bis auf Rosenbauer diesmal fast alle "ARFF"-Hersteller, die weltweit aktiv sind: Kronenburg, Magirus, Oshkosh und Volcan, wobei die letzteren beiden Hersteller ihre Europa-Premiere feierten. Die US-Kultmarke Oshkosh präsentierte einen 700 PS starken "Striker". Der Zugang zu dem Deutz-Diesel im Heck erfolgt dabei über zwei Trittstufen samt Klapptüren wie in einen Omnibus. Besser kommt man in keinem "ARFF" in den Maschinenraum, der in der Regel im Heck liegt.

Natürlich will Oshkosh expandieren. Während 2011 noch kein "Striker" auf europäischen Flughäfen fuhr, konnte man mittlerweile erste Kunden in Portugal, Spanien und Großbritannien gewinnen. Dabei ist der Deutz-Diesel in Euro 5 und künftig Euro 6 gesetzt, Cat und Cummins bleiben außen vor.

Doppelt so stark ist der Kronenburg MAC 8x8 CT 900, der zwei Volvo-D16 zu 1400 PS Gesamtleistung kombiniert. Der schicke Niederländer kommt auf 49 Tonnen Gesamtgewicht und bietet neben einem 18.000-Liter-Wassertank Kapazität für 1440+360 Liter Schaum und 250 Kilo Löschpulver.

POWER AN DER PUMPE: PRO MINUTE 8000 LITER

Die Kronenburg-eigene, nach ihrer Löschleistung "NP-8000" genannte Pumpe schafft bis zu 8000 Liter Wasser pro Minute bei zehn bar. Der Dachmonitor fördert dabei zwischen 3000 und 6000, der Frontmonitor 1000 Liter pro Minute.

Ganz neu in das Geschäft eingestiegen ist der türkische Hersteller Volcan aus Izmir mit dem Modell Lion. Rückenwind gaben dem "Löwen" zwanzig Bestellungen türkischer Flughäfen. Der Vorführer Lion 8x8S baut auf einem Titan-Chassis auf, in dem zwei Daimler OM 502-V8 mit 1250 PS Gesamtleistung powern. Auf 80 km/h soll der Löwe in 21 Sekunden sprinten. Bis zu 140 km/h sind drin.

Im Gegensatz zu allen anderen Herstellern wirkt er innen sehr aufgeräumt, da Volcan etliche Schalter und Taster auf Touchscreens gelegt hat. Der Lion kann 16.800 Liter Wasser und 2200 Liter Schaum zum Einsatzort befördern.

Zufriedene Minen auch bei Magirus, wo man den "Dragon 6x6 TEP" präsentierte. Kurioserweise ist er das einzige Fahrzeug, das nichts mit der traditionellen Ulmer Feuerwehr-Traditionsschmiede zu tun hat: Der "Drache" entsteht nämlich in Brescia und ist ein Vollblut-Italiener. Ihn beschleunigen zwei gekoppelte Iveco Cursor-13-Motoren mit je 560 PS in weniger als 23 Sekunden auf 80 km/h und erst bei knapp 140 km/h ist Schluss. Er kann bis zu 12.500 Liter Wasser und 1500 Liter Schaum bunkern. Beim 8x8 erhöhen sich diese Werte auf bis zu 17.000 respektive 2000 Liter.

ALLE WARTUNGSKLAPPEN AUF UND DER DRACHE FLIEGT!

"Wenn wir die Wartungsklappen öffnen, müssen wir aufpassen, dass uns der Drache nicht abhebt", freut sich Dragon-Produktmanager Stefano Laporale. Im Gegensatz zu allen anderen Herstellern kann er die Dragon-Serie komplett im eigenen Haus entwickeln und fertigen.

Aber auch die anderen Geräte geizen nicht mit Leistung. Im Gegensatz zu 2011 hat Kahlbacher die Leistung der hydrostatisch angetriebenen Hochleistungs-Fräse KFS 1250 M2 jetzt auf gut 900 PS(!) gesteigert. Dagegen sind die 540 PS des MAN-TGS-Basisfahrzeuges bescheiden: Wo bei anderen TGS die Pritsche sitzt, trägt der Kahlbacher pure Power mit sich herum, um bis zu 1450 PS zum Schneefräsen bereitzustellen. Diese geballte Kraft setzt moderne Elektronik in Fräs- und Schleuderleistung um, wobei sich Fahr- und Vorschubgeschwindigkeit der KFS 1250 M2 stufenlos anpassen lassen.

Dagegen nehmen sich die zwei 435-PS-Motoren des Boschung Jetbroom-A-Reinigungs- und Schneeräumfahrzeugs auf Actros-Basis vergleichsweise bescheiden aus. Noch weniger Motorleistung brauchen die Enteisungsfahrzeuge, die Safeaero ausgestellt hat. "Der Antriebsmotor muss bei uns fast gar nichts leisten", erklärt der Chef, Lars-Gunnar Nilsson. "Aber zum Erhitzen der Flüssigkeit brauchen wir 870 Kilowatt." Das sind umgerechnet über 1180 PS!

Fragt man nach der Haltedauer dieser Kraftwerke, zuckt Nilsson mit den Schultern: "Unser Erstlingswerk haben wir 1986 verkauft, und das läuft immer noch. Insofern wissen wir nicht, wie lange unsere Produkte halten."

Ähnlich äußert sich Kahlbacher-Marketingleiter Christian Kahlbacher: "Der Flughafen Salzburg bekam jetzt nach 28 Jahren ein neues Fahrzeug." Ein Zeitraum, in dem künftig auch das Thema "Elektromobilität" virulent werden könnte: Zusammen mit German E-Cars und Gate-Gourmet stellte Doll auf Basis eines Daimler Econic einen rein elektrisch betriebenen Catering-LKW auf die Räder: Den "E-Cat" treiben zwei ZF-Asynchronradnabenmotoren mit je 120 kW an. Zukunftsmusik für Eugen Adam, der bereits seine dritte Generation Flugfeldlöschfahrzeuge fährt: "Ich bin ein alter Riemer, erklärt der Münchner den Bezug zum ehemaligen Airport, wo er Kronenburg und Rosenbauer fuhr.

Der Grund, warum der Flughafen München jetzt auf Ziegler mit MAN-Chassis setzt, ist schnell erklärt: "Mei, des muss halt alles funktionieren. Und wenn doch mal was ist, sind die in eineinhalb Stunden vor Ort. MAN sitzt hier ums Eck und Ziegler in Giengen an der Brenz." Damit argumentiert Eugen letztlich genau so wie die Kollegen im Fernverkehrs-MAN.

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