Zwar haben mit Abstand die meisten polnischen Unternehmen aus der TSL-Branche die Doppelkrise aus Pandemie und dem russischen Angriff auf die Ukraine einstweilen überstanden. Dennoch zeichnet sich immer deutlicher eine Verschärfung der Marktsituation ab. War vor kurzem noch der Fahrermangel das größte Problem des Sektors, sind es nun mehr und mehr die Schulden: Aus dem polnischen Schuldenregister BIG InfoMonitor und Informationen des Kreditinformationsbüros BIK geht hervor, dass die Gesamtverbindlichkeiten der TSL-Unternehmen mit Stand Ende Mai 2023 bereits fast 2,8 Millionen Zloty (fast 630 Millionen Euro) betragen. Dies ist die Summe aller Schulden aus Raten für Kredite und Leasingverträge sowie aus nicht bezahlten Rechnungen. Straßenfracht-Transporteure machen von dieser Summe 226 Millionen Zloty (51 Millionen Euro) aus.
Während die Schulden der Branche in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 alle zwölf Monate um etwa 200 Millionen Zloty wuchsen, schnellten sie 2023 bereits in den ersten fünf Monaten um 182 Millionen Zloty in die Höhe. Neben einer allgemeinen Abkühlung der Konjunktur wird die zurückgehende Nachfrage nach Dienstleistungen im Speditionsgewerbe als Ursache angeführt. Indirekt spielen sowohl Pandemie als auch Krieg dabei aber eine große Rolle, denn sie trugen zu den stark gestiegenen Kosten bei. Außerdem brachen für den polnischen Transport extrem wichtige Märkte im Osten zusammen.
Der Untersuchung zufolge haben sieben von zehn Transporteuren finanzielle Probleme, 60% bezeichnen ihren Zustand als schwach, 8 Prozent (%) als sehr schwach. 27 % sehen sich in guter, 4% sogar in sehr guter Kondition. Und dennoch versuchen immer mehr Unternehmen ihr Glück in dem für Polen entscheidenden TSL-Sektor: Ende Mai operierten darin 219.000 Firmen – 10 % mehr als ein Jahr zuvor.