Zweifellos ist die Nordic Trophy in Skandinavien im Spätsommer das jährliche Kulttreffen der Truckerszene. Doch der Bedarf, sich öfter mal zum Aufgalopp schöner Trucks zu treffen und zu feiern, schafft auch Raum für andere Veranstaltungen. Das hatten sich auch die Kraftfahrer Valle Jensen und Angela Soltun Larsson gedacht und schon drei kleinere Truckfeste in der Gegend um Stockholm organisiert.
Mit monatelanger Vorarbeit und geschickter Eigenwerbung via Internet und sozialen Medien sowie dem frühen Termin Ende Mai gelang es, daraus diesmal ein echtes Großereignis zu machen. Die stolze Zahl von 450 schweren Lastwagen steuerte den ehemaligen Militärflughafen Malmby bei Strängnäs an, westlich der Hauptstadt gelegen. Dazu gesellten sich zwei Dutzend leichter Trucks, die mit begrenztem Tempo ab dem 16. Lebensjahr gefahren werden dürfen.
Eigentlich ist der Ort für diesen Zweck genial, gäbe es nicht den kleinen Nachteil, dass die rund zwei Kilometer lange Zufahrt nicht asphaltiert ist. Wenn dann, wie an den ersten Tagen, fast unaufhörlich der Regen vom Himmel fällt, verwandelt sich die Fahrbahn dummerweise in feinen Schlamm. Die Schweden stellten ihre Gelassenheit unter Beweis, denn obwohl an einer mobilen Waschstation vier Hochdruckstrahler bereit standen, gab es lange Wartezeiten.
TROTZ DES SCHLECHTEN WETTERS WAR DIE STIMMUNG BESTENS
Aber anstatt sich darüber hässlich aufzuregen, wurde schon die Warteschlange zur Partyzone gemacht. Falls es bei der Wiederholung des Festes am letzten Maiwochenende 2015 wieder so regnen sollte, wird es aber schneller gehen. Die Veranstalter haben eine Verdopplung der Waschkapazitäten angekündigt. War der Dreck dann schließlich runter, stellten sich die Besucher in Dreierreihen entlang der früheren Startbahn auf.
Trotz Dauerbefeuchtung von oben war schon am Donnerstagabend die Stimmung gut. Viele selbstfahrende Unternehmer im hohen Norden gönnen sich nur wenig Jahresurlaub, dafür wird der Besuch eines Truckfestes gerne mal über drei Tage zelebriert, am liebsten mit der Familie dabei. Auch Andreas Hjorthejm, Lasse Hansen und Hokan Runnheden, die mit ihren Supertrucks für Stena Stal fahren, nutzten den Anlass zum kollegialen Treff mit Freunden.
Ein Rundgang über das Gelände gleicht einer Lehrstunde in kreativem Fahrzeugbau. Wo in Mitteleuropa überwiegend mit Fahrzeugen vom Fließband gearbeitet wird, zeichnen sich schwedische Lastwagen nicht nur durch ihre beeindruckenden Maße und Gewichte, sondern auch durch vielerlei clevere Spezialisierung aus. In den ländlichen Gegenden gibt es zudem eine Art gewachsener Schrauberkultur, denn wo Kneipen und Freizeitangebote dünn gesät sind, trifft man sich gerne in einer privaten Werkstatt.
Kaum einem schwedischen Fuhrunternehmer, zumal nicht einem der Strängnäsbesucher, käme es in den Sinn, einen weißen Laster mit grauen Plastikteilen im Urzustand zu lassen. Selbst wenn die Farbgestaltung schlicht ist, zeigt sie den Stil des jeweiligen Unternehmens. Mehrere Edellackierereien und Airbrusher leben gut vom Bewerb um das schönste Lastwagendesign.
Zentraler Mittelpunkt war dieses Jahr die Musikbühne. Als am Samstag zur Siegerehrung endlich die Sonne erschien, wurde dort eine lange und ausgiebige Party gefeiert. Für die Juroren war die Bewertung eine echte Fleißarbeit, weil in Schweden die Auszeichnungen in Dutzenden von Kategorien erfolgen und die Fahrzeuge ziemlich wild gemischt standen. 2015 sollen die Supertrucks eine eigene Ausstellungszone bekommen.
AUSLÄNDISCHE GÄSTE WÄREN IN ZUKUNFT EBENFALLS WILLKOMMEN
Einen eigenen Freundeskreis haben in Schweden amerikanische Zugmaschinen, die den Geruch von Freiheit verströmen. Ebenso nicht fehlen dürfen bei einer solchen Veranstaltung die Veteranentrucks. Beide Gruppen waren mit beeindruckenden Abordnungen in Sträng näs vertreten. Auch daraus wollen die Organisatoren in Zukunft eigene Themenbereiche mit Deko gestalten. Jede Veranstaltung dieser Art ist auch ein fortwährender Lernprozess, die hiesigen Macher haben da wirklich noch viel vor.
Hoch im Kurs steht bei den Schweden auch die Kinderfreundlichkeit, für die Kids ist beim nächsten Mal eine mittelalterliche Erlebniswelt geplant. Sonst aber können die Veranstalter mit der Resonanz sehr zufrieden sein. Trotz des Problems mit der schmutzigen Zufahrt waren die Teilnehmer voll des Lobes. Gefallen hat es auch den Freunden von Stena Stal. Mit einem gemütlichen Frühstück lassen sie das Treffen ausklingen. Erst beeindrucken sie mich mit einem mobilen Promille-Messgerät, dann mit dem Einsammeln des gesamten Mülls im weiteren Umkreis. So feiert man mit Stil!